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Eine Tradition ist in Gefahr

(Wolnzach, hr)

Anwohnerin reicht Klage gegen das Hallertauer Volksfest ein

Von einem Hoffnungsschimmer war noch vor wenigen Wochen die Rede, doch nun fühlt man sich eher ein bisschen an eine griechische Tragödie erinnert: trotz des kurzen Innehaltens gab es keine Umkehr, sondern eine Klage – und die spricht eine eindeutige Sprache.

In der der Gemeinde nun vorliegenden Klageschrift heißt es, man möge es unterlassen, auf dem Volksfestgelände Lärmemissionen selbst zu verursachen oder durch Dritte verursachen zu lassen, die einen Lärmpegel von 60 dB(A) (tags) und 45 dB(A) (nachts) überschreiten. Erst wenn diesem Antrag vor dem Landgericht Ingolstadt nicht stattgegeben werden würde, dann fordere man in einem weiteren Antrag, Maßnahmen für einen adäquaten Lärmschutz zu treffen. Damit wird klar: Es geht nicht mehr alleine um das Hallertauer Volksfest, sondern auch um weitere Traditionsveranstaltungen – wie zum Beispiel den Zirkus Tonelli. Vor allem aber steht der Ort als solcher unter Beschuss.

 

„Wir haben nur etwas von ihrem Anwalt gehört, das Gesprächsangebot ist nicht angenommen worden“ (Bürgermeister Jens Machold)

 

Die Enttäuschung über diesen Schritt stand dem Wolnzacher Rathauschef sprichwörtlich ins Gesicht geschrieben. Seit vielen Jahren ist man seitens der Gemeinde an einer konstruktiven Lösung des Jahrzehnte währenden Streits interessiert. So hat man nicht nur selbst mehrfach versucht mit der Anwohnerin ins Gespräch zu kommen, sondern auch in Abstimmung mit dem Landesamt für Umwelt ein Konzept erarbeitet, das sicherstellt, dass die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden können. Geplant ist dabei, im rückwärtigen Bereich der Halle den Schankbereich und die Küche mobil anzusiedeln und eine Grenzgarage zu errichten. Damit würden sich laut Gutachten die Lärmemissionen nicht nur deutlich senken, sondern auch den gesetzlichen Rahmen einhalten.

Schon in der Vergangenheit wurden einzelne Maßnahmen getroffen, die die Lautstärke des Festbetriebs deutlich reduzierten. So gibt es beispielsweise eine Vereinbarung mit den Fieranten, die Musiklautstärke im Außenbereich ab 22 Uhr drastisch zurückzufahren. Auch in der Halle selbst wurde am Soundsystem gearbeitet. Ein Limiter soll die Lautstärke notfalls nach unten regeln, wenn die Musik zu laut wird. Was bis zum 30. Juni diesen Jahres – so auch die Vorgaben des Umweltausschusses im bayerischen Landtag – noch folgen sollen sind die baulichen Maßnahmen, gegen die die Klägerin ebenfalls anwaltlich vorzugehen versucht.

 

„Vielen Dank, dass man mit euch reden kann“ (Bürgermeister Jens Machold)

 

Wieder einmal steht also das Hallertauer Volksfest unter Beschuss. Dabei sind es aber beileibe nicht alle Anwohner, die gegen diese Tradition zu Felde ziehen. Viele besuchen selbst gerne die Wolnzacher Wiesn und kommen seit Jahren auch regelmäßig zu den gemeinsamen Stammtischen. Ob eine auf die Herrnstraße ausgedehnte Nachtwache oder ein Parkverbot für Festbesucher – viele Verbesserungen hat man in den vergangenen Jahren gemeinsam auf den Weg gebracht. Gerade deswegen, betonte der Rathauschef, sollen nicht alle Anwohner über einen Kamm geschoren werden. „Es handelt sich um eine Klägerin und einen, der sie dabei unterstützt.“

 

Trotz der Klage – Baumaßnahmen gehen weit

Eines machte Machold in einer Sitzung, in der zwischen ihm und der SPD-Rätin Marianne Strobl gewaltig die Fetzten flogen, deutlich: man werde an dem geprüften Konzept festhalten und alles für den Erhalt des Volksfestes am Traditionsstandort unternehmen. Was er jedoch nicht mehr zuließ war eine Diskussion, die sich in ganz grundsätzlicher Manier dem geprüften Konzept widmete; stattdessen verwies er auf die Beschlüsse des Gemeinderates. Mehrheitlich wurden dann auch die Aufträge für die anstehenden Baumeister- und Metallarbeiten vergeben. Lediglich die Sozialdemokratin votierte in beiden Fällen dagegen.

 

Wie es mit dem Hallertauer Volksfest insgesamt weitergeht, bleibt abzuwarten. Eines jedoch steht unzweifelhaft fest: Es geht um mehr als nur eine Wolnzacher Tradition, denn auch andernorts wird im Zentrum gefeiert.
 

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