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Königlich-Bayerisches Amtsgericht zu Vohburg

(Vohburg, sh)

Das Lampenfieber wuchs stetig, das monatelange Proben hatte nun endlich ein Ende: Gestern Abend stieg die Premiere der Freilicht-Festspiele in Vohburg . Mehr als 100 Darsteller wurden im wahrsten Sinne des Wortes Zeuge einer Adaption des „Königlich Bayerischen Amtsgerichts“ einer bekannten ZDF-Serie aus den 1970er Jahren .


Einen begeisternden Auftakt der Freilicht-Festspiele erlebten am Donnerstagabend gut 800 Zuschauer in Vohburg. Die Premiere des Königlich Bayerischen Amtsgerichts sprühte vor Spielwitz.
Die zweieinhalbstündige Adaption der bekannten ZDF-Serie aus den 1970er Jahren spielte – wie das Original – gekonnt mit dem Gesellschaftsbild in Bayern vor 100 Jahren.
Die insgesamt 8 Einzelszenen spielten mal im Gerichtssaal, mal im Biergarten. In das Bühnenbild am idyllischen Burgberg wurde sowohl die Burgmauer als auch das altehrwürdige Pflegerschloss, in dem einst schon Napoleon übernachtete, mit einbezogen.

 


 

Das Stück spielt im Sommer 1912, also in der „guten alten Zeit“, in Gaisbach, einer kleinen, gemütlichen Stadt in Bayern. Gaisbach hat nicht nur eine Brauerei mit einem schönen Biergarten, sondern ist auch Sitz des Königlich Bayerischen Amtsgerichts, das zuständig ist für die Gerechtigkeit in Gaisbach und in den beiden Nachbargemeinden Dürling und Kirchzell.

Ähnlichkeiten Gaisbachs mit der Stadt Vohburg, die bis 1803 rund 500 Jahre Sitz eines Landgerichts war, oder Ähnlichkeiten der Dürlinger Feuerwehr mit Vohburger Ereignissen waren keineswegs Zufall sondern durchaus beabsichtigt.
Für die Bürger dieser Gemeinden sind Verhandlungen vor dem Amtsgericht immer auch Festtage, weil die Straftaten und Streitigkeiten meistens eine Art Theaterstück, manchmal sogar eine richtige Gaudi für die Zuschauer darstellen.

Chef des Gerichts ist schon lange Jahre Amtsgerichtsrat August Stierhammer. Er wird in seiner Arbeit unterstützt vom Gerichtsschreiber Haberkorn und vom Wachtmeister Blasius Kramer.

Eine wichtige Rolle gleich zu Beginn des Stückes spielte auch die Dürlinger Feuerwehr, die manchmal sogar dann löscht, wenn es gar nicht brennt. Aber dann löschen die Jünger des Heiligen Florian halt gleich ihren eigenen Durst.

Zur Verhandlung stand zu Beginn ein schwerer Fall von Tierquälerei. Die Pfarrerköchin von Dürling soll den Gockel ihrer Nachbarin misshandelt, eingesperrt und zuletzt getötet haben. Das letztlich ging die Gesichte mit dem „Pfarrgockl“ glimpflich aus.

Bei der nächsten Verhandlung hatten sich die Gäste aus dem Biergarten im Gerichtssaal  die besten Plätze gesichert, denn drei prominente Gaisbacher Bürger waren wegen schwerer Verbrechen angeklagt. Die Anklage lautete: Entführung, Körperverletzung und Freiheitsberaubung. Das darf man sich natürlich nicht entgehen lassen.

Das Amtsgerichtsrat nutzt diese Gelegenheit, dem neuen Staatsanwalt vor Beginn des Prozesses noch schnell das bayerische Credo beizubringen. Es lautet „Leben und leben lassen“.

 


Szenen, in der der bayerischen Gemütlichkeit durch die angekündigte Gründung des „Vereins zur Ausrottung des Alkoholismus“ eine große Gefahr droht, beruhen sogar auf historischem Hintergrund. Etwa um 1900 wurden, ausgehend von Bremen, viele Frauenvereine gegen den Alkoholkonsum gegründet. Das „Komasaufen“ ist also keine Erfindung unserer Tage.

Die Zuschauer waren von dem aufwändigen Spektakel begeistert und quittierten die Erstaufführungen mit großem Applaus. Das freute natürlich auch Regisseur Michael Bleiziffer, der mit seinen insgesamt 120 Kräften etwas Großartiges auf die Beine stellte. Die Karten für die verbleibenden Vorstellungen (bis 19. Juli) sind so gut wie vergriffen. Zwecks der großen Nachfrage musste sogar ein Zusatztermin eingerichtet werden.
 

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