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Zwischen Ökologie und Ökonomie

(Wolnzach, hr)

Die Landwirtschaft im Spannungsfeld zwischen den gesellschaftlichen Wünschen und der betriebswirtschaftlichen Realität, unter diesem Thema stand der diesjährige Kreisbauerntag in Wolnzach. Kreisobmann Max Weichenrieder konnte nicht nur zahlreiche Größen aus der Politik, sondern auch Werner Schwarz, den Vizepräsidenten des Deutschen Bauernverbandes begrüßen.

Ob Hähnchenmast oder Glyphosat, über die Landwirtschaft an sich wird heute viel diskutiert. Und oft werden dabei die altbekannten Schlagworte, wie Grundwasserverseuchung, übermäßiger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Antibiotika und Massentierhaltung durch die Gassen getrieben. Ökoklogisch und von bester Qualität sollen die Lebensmittel sein, kosten aber sollen sie fast nichts.

Werner Schwarz, Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes und Max Weichenrieder, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes

Im europäischen Vergleich geben die Deutschen am wenigsten Geld für Lebensmittel aus, dennoch war der Aufschrei in diesem Jahr groß als vom Glyphosat im Bier die Rede war. Pünktlich zum 500-jährigen Jubiläum des bayerischen Reinheitsgebotes präsentierte dazu das Münchner Umweltinstitut e.V., das sich für den Atomausstieg und eine ökologische Landwirtschaft stark macht ihre Zahlen. Ottmar Weingarten, der Geschäftsführer des Hallertauer Hopfenpflanzerverbandes sprach diesbezüglich damals nicht von einer wissenschaftlichen Studie, sondern von einer breit angelegten Medienkampagne.

Genau damit sieht man sich seitens des Bauernverbandes immer stärker konfrontiert. „Eine sachliche Diskussion wird ersetzt durch eine persönliche Auseinandersetzung“, erläuterte Werner Schwarz der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes und kritisierte, dass im Wettbewerb um die Meinungshoheit heute mehr denn je die Angst dominiert.

Eine Angst, die kaum zu begründen ist. Denn, wie auch Wolnzachs Bürgermeister Jens Machold betonte, produzieren die deutschen Landwirte Lebensmittel von hervorragender Qualität. „Wir brauchen kein argentinisches Rindfleisch auf dem Grill“, so sein Credo. Doch damit am Ende auch deutsche Qualität in den Töpfen landet, dafür braucht es laut Werner Schwarz ein Umdenken, denn ähnlich wie bei der „schönsten Nebensache der Welt“, scheinen auch in der Landwirtschaft immer mehr mitreden zu wollen. Laut ist die Frage nach einem ökologischen Landbau und einer artgerechten Tierhaltung, der massive Preisdruck unter dem die Bauern aber zum Teil stehen, der wird einfach ausgeblendet. Besonders die Marktmacht der Lebensmitteleinzelhändler griff Schwarz direkt an. „Wenn wir langfristig wettbewerbsfähig sein wollen, brauchen wir einen auskömmlichen Preis“, und forderte in diesem Zusammenhang kartellrechtliche Schritte.

Gerade aber hier scheinen all jene, die allzu laut eine ökologische Landwirtschaft fordern ebenso zu verstummen, wie letztlich an der Theke, denn der Marktanteil von Bio-Schweinefleisch liegt in Deutschland nur bei 0,4%. Insgesamt gehen am Ende gar rund 70% des Schweinefleisches als Sonderangebot über die Theke. „Genau das ist unser Dilemma! Der Markt selbst ist preisorientiert, gleichzeitig werden wir mit den hohen moralischen Ansprüchen von Verbänden und Politik konfrontiert“, so Schwarz. „Viele in der landwirtschaftlichen Produktion wird heute hinterfragt“, fügt Max Weichenrieder, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes an. Die Landwirtschaft ist „gläsern“ geworden und so hängt auch im Stall von Werner Schwarz seit einiger Zeit eine Webcam und überträgt die Bilder seiner Schweine in alle Welt. „Gerade aber diese Bereitschaft zur Transparenz und zur Offenheit hat am Ende auch die Glaubwürdigkeit der Gegner zerstört“, so Schwarz, der natürlich auch betont, dass es auch vor der eigenen Haustür durchaus Schwachstellen gibt. Die Nitratbelastung, den Einsatz von Glyphosat aber auch so manchem Eingriff bei den Tieren sieht der Vizepräsident des Deutschen Bauerverbandes durchaus mit einem kritischen Auge. „Wir müssen uns gerade auch mit diesen Themen beschäftigen.“

Es ist letztlich immer der Begriff der Nachhaltigkeit, der wie kein zweiter bei der Landwirtschaft seine Anwendung findet. Schnell wird hier der ökologische Landbau, die artgerechte Tierhaltung ins Feld geführt. Schwarz jedoch erweiterte am Ende diesen Begriff noch um eine Facette, die allzu gerne vernachlässigt wird: „Nachhaltig ist es auch, wenn Betriebe von den Eltern an die Kinder übergeben werden können!“ Und gerade weil die wirtschaftliche Situation auch im Hopfen zuletzt mit der schlechten Ernte 2015 nicht unbedingt einfach war, freute sich Max Weichenrieder umso mehr Josef Brummer aus Eschelbach, Alexander Daniel aus Eberstetten und Michael Fuchs aus Schweitenkirchen zur bestandenen Prüfung als Landwirtschaftsmeister gratulieren zu dürfen. „Das ist für uns ein Zeichen, von Nachhaltigkeit“, so Weichenrieder.


 

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