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Unter Freunden

(Wolnzach/Poperinge, hr)

von links: Kathi Gmelch, Christof Dejaegher, Jens Machold und Georg Guld

Wenn Poperinge den Hopfen und das Bier feiert, dann tun es das nicht nur mit aller Leidenschaft, sondern immer auch gemeinsam mit den Wolnzacher Freunden. Und so waren auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Hallertauer dabei, als Laura nach einem spannenden Wahlabend gekrönt wurde. Gemeinsam wurde aber nicht nur das neue Poperinger Dreigestirn gefeiert, sondern auch die Bande der Freundschaft gefestigt.

"Welche Antwort können wir auf Krieg, Terror und die Bedrohungen unserer Zeit geben?", so die Frage von Wolnzachs Bürgermeister Jens Machold. Eine Frage, die derzeit über vielen Ländern Europas wie ein Damoklesschwert hängt. Dabei gibt es Strömungen, die eher an Ausgrenzung, an Abschottung denken lassen. Doch ist das die Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit?

Wenn man nach Poperinge schaut, dann findet man dort ganz einfache Antworten: Herzlichkeit, Gastfreundschaft und Gemeinschaft. Mit diesen drei Begriffen lässt sich das Hopfenfest dort wohl am besten beschreiben. "Hier lebt der europäische Gedanke", so Bürgermeister Jens Machold, denn nicht nur Wolnzach feierte gemeinsam mit den belgischen Freunden, sondern auch Delegationen aus dem tschechischen Žatec, aus England und Frankreich waren in die flämische Stadt gekommen, um gemeinsam ein Zeichen für Frieden, Freiheit und Gemeinschaft zu setzen – und dabei natürlich auch das zu feiern, was man in Poperinge so liebevoll "Hoppe" nennt.

"Zu Wolnzach haben wir eine ganz besondere Beziehung", erklärt Poperinges Bürgermeister Christof Dejaegher. Es ist der Hopfen, der beide Gemeinden verbindet. Vor über vierzig Jahren brachten belgische Konstrukteure die ersten Pflückmaschinen in die Hallertau. Ausgehen von diesem ersten Besuch 1966 entwickelt sich dann nicht nur eine Städtepartnerschaft, sondern eine tiefe Freundschaft. Und so zeigt Dejaegher schon auch mit Stolz auf beiden Wappen in seinem Amtszimmer.

Das Wolnzacher Wappen im Poperinger Rathaus oder das auch das Poperinger Wappen in Wolnzach sind Symbole der Partnerschaft – einer Partnerschaft, die mehr als durch diese Symbole von den Menschen getragen wird. "Die Gastfreundschaft in Poperinge ist einfach unbeschreiblich", erklärt Erich Niedermeier, der schon viele Male die flämische Stadt besucht hat. Und so wurde auch in diesem Jahr die Delegation aus der Hallertau mit offenen Armen und Herzen willkommen geheißen. Schon bevor es am Abend ins Festzelt ging, traf man sich am Stadtplatz zu einem ersten gemeinsamen Bier. „Über all die Jahre, die diese Partnerschaft beide Gemeinden verbindet, sind viele Freundschaften entstanden“, erklärt Josef Aigner.

Und eben dieses Gefühl der Gastlichkeit, der Freundschaft, der Offenherzigkeit spürt man ebenso wie das ganz besondere Verhältnis zum Hopfen, wenn man in die flämische Stadt kommt. Die Läden, Schaufenster und Fassaden sind mit Hopfen dekoriert. „Wir haben hier nur etwa 150 Hektar Hopfen und 18 Hopfenbauer“, erklärt Dejaegher. Doch auch wenn der Hopfen dort wirtschaftlich nicht mehr die Bedeutung hat wie in der Hallertau, so lieben die Poperinger dennoch das „Grüne Gold“. Wohin auch immer man in der mittelalterlichen Stadt blickt – der Hopfen ist überall präsent. „Für uns ist er ein Standbein des Tourismus“, fügt der Rathauschef an. Und so kann man nicht nur die unterschiedlichsten Biere verköstigen, sondern den Hopfen auch im Eis, in der Schokolade oder im Wein genießen. „Gerade in diesem Hinblick haben wir in den vergangenen Jahren viel gelernt“, so Jens Machold, denn auch bei uns tritt das Grüne Gold viel stärker als noch vor einigen Jahren in Erscheinung – wenngleich es noch Luft nach oben gibt.

Phänomenal ist in Poperinge nicht nur der Kultstatus, den der Hopfen erlangt hat, sondern auch die Wahl der Hopfenkönigin. Die ist mehr eine TV-Show als alles andere, denn die Kandidatinnen müssen in den unterschiedlichsten Disziplinen gegeneinander antreten, während ihnen rund 3500 begeisterte Menschen zujubeln und jeden Punktgewinn frenetisch feiern. „Innerhalb von wenigen Wochen sind die Tickets für diese Veranstaltung ausverkauft“, erklärt Christof Dejaegher. Auch der Festzug am Sonntag stand ganz im Zeichen des Grünen Goldes. Dort waren alte Traditionen oder historische Maschinen genauso vertreten wie große Raupen und Schädlinge oder die vielen Brauereien. Bunt, ja farbenprächtig wurde in über 80 Gruppen der Hopfen nicht nur gefeiert, sondern regelrecht zelebriert. „Wir sind schon sehr stolz auf diesen Festzug“, so Dejaegher. Wie in Wolnzach säumten rund 30.000 Menschen die Straßen entlang der Route und verfolgten fasziniert das bunte Treiben der rund 1000 Mitwirkenden und Musikanten.

„Dass wir dieses wunderschöne Fest mit euch gemeinsam feiern durften, dafür sind sehr dankbar“, so Machold. Für ihn ist die Partnerschaft mit Poperinge ein Stück weit gelebtes Europa. „Mit welchen Mitteln können wir auf die Herausforderungen unserer Zeit reagieren?“ Eine Frage, auf die es für den Wolnzacher ebenso wie für den Poperinger Bürgermeister nur eine Antwort gab: Mit Gemeinschaft und nicht mit Ausgrenzung und Isolation.

Und so wurde das Band der Freundschaft durch den Besuch der Wolnzacher gestärkt. „Wir freuen uns schon jetzt auf euren Besuch im nächsten Jahr“, so der Rathauschef beim Abschied.


 

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