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Hopfenrundfahrt: Superernte und Superhalde

(Abensberg, ted/hr)

Zur Rundfahrt mit Bayern Landwirtschaftsminister Helmut Brunner stellte sich ein, wer im Hopfenbau etwas zu sagen hat. So drängten rund 200 Gäste in die 4 bereitgestellten Busse. Treffpunkt bildete der Hundertwasser-Turm in Abensberg. Dort gab es schon nach der Begrüßung durch Landrat Dr. Faltermeier, den Minister, Bürgermeister Dr. Brandl und Dr. Pichlmaier die Statements zur Ernte 2011.

Und die vielen wie erwartet aus. Der Minister freute sich über eine große, alphareiche und gesunde Ernte (729.000 Ztr. in Deutschland), die Dr. Pichlmaier wegen des nicht vorhandenen Freihopfenmarktes auch mit einem weinenden Auge sah und Hopfenwirtschaftsverbandsvorsitzender Stephan Barth stark relativierte, gar die Pools kritisierte, die die Überproduktion verschleierten. Seit 2010 erreichten die übrig gebliebenen Lagerbestände weltweit den Jahresbraubedarf, die heuer nochmals um 25 % steigen dürften – mit Hopfen v.a. der Hallertau. Da müsse die Fläche weiter drastisch reduziert werden. Auch in der Hallertau. Preise von 1€ bis 1,50 €/kg für Hochalphasorten seien heute am Freihopfenmarkt üblich. Das erlaube keine Perspektive. Wenn aber der Lagerbestand auf das Zweifache des Jahresbraubedarfs anwüchse, stehe der Markt der Zukunft und damit der Hopfenbau vor dem Kollaps.

 So wurde gelobt, dass die unbedenkliche Vertragsmenge nun auch in Deutschland bis an 100 % heranreichen könne. Ebenso wichtig sei die ständige Verbesserung der Qualität. So boten Erzeugergenossenschaft und Handel 200.000 € auf, um die Pflanzenschutzmittel-Rückstandsfreiheit durchgängig zu ermitteln. Jede 20. Partie werde geprüft. Die Wettbewerbsposition weltweit gelte es ständig zu verbessern. So brachte Hopfenreferent Karl-Heinz Wilms vom Bundeslandwirtschaftsministerium gar 260.000 € Direktförderung mit für die Verbesserung der Erntetechnik. Das Geld geht an die LfL und an Josef Fuß zum Abschluss einer Pflückmaschinenoptimierung bis 2014.

Das Ausbluten der Anbaunationen mit geringer Vertragsquote geht weiter. Deutschland mit derzeit 82 % Vertragsquote wird dies am ehesten überleben. Andere Nationen liegen unter 35 %. Deshalb akzeptiert Dr. Pichlmaier auch den Markt. Aus dem Wettbewerb sieht er Deutschland gestärkt hervorgehen.

Unter den Gästen befand sich Rundfahrts-Neuling Prof. Klaus-Dieter Borchardt, Direktor der EU-Kommission. Ein sehr wichtiger Kontrahent in Brüssel. In seinem längeren Referat legte Prof. Borchardt klar, wo es in Zukunft Förderungen für die HVG und den Pflanzer direkt geben werde: nur noch über die ländliche Entwicklung. Dazu sollen Verband und HVG ein spezielles Hopfenprogramm im Herbst vorlegen. Auch eine Co-Finanzierung sei dann in gewissem Umfang möglich. Die Gleichwertigkeitsbescheinigung für importierte Hopfen wird entfallen, ebenso der zentrale Registrierungszwang für Verträge. Dies könne aber auf Landesebene eingeführt werden. Zusätzlich müsse die Absatzförderung ausgenützt werden. Im Juni erschien ein „Grünbuch“ der EU und der Aufruf zur Beteiligung bis Ende September.

Nach einem sehr informativen Pressegespräch folgte im Anschluss eine kleine Exkursion. Die Innovation stand hier klar im Vordergrund. So konnte man Landwirtschaftsminister Brunner bereits beim ersten Halt im Hopfengarten ein wahres Wunderwerk der Technik präsentieren. Der Minister zeigte sich vom Prototyp der Mitterer Spritzmaschine auch gleich tief beeindruckt. „Die neue Spritzmaschine ist nicht nur bedeutend leiser, sondern verbraucht auch weniger Spritzmittel, da man mit den bis zu 3,5 Meter hohen Düsen den Hopfen in 7 Meter Höhe besser erreicht“, so die Ausführungen des Verbandes.

Anschließend ging es für die Teilnehmer weiter zum Betrieb der Familie Simmerl. Innovation stand auch hier ganz im Vordergrund. „Eine hochmoderne Anlage, bei der viele Arbeitsabläufe automatisiert sind“, so erläuterte Johann Simmerl. Als er ein interessiertes Publikum durch seinen Betrieb führte. „Die Rebe wird nur noch vorne eingehängt, alles andere läuft automatisch.“

Und so ließ sich auch Minister Brunner auch nicht zweimal bitten, die neue Anlage auch einmal persönlich auszuprobieren. „Ihr müsst aber aufpassen, ich bin wirklich schnell“, so Brunner. Zusammen mit Hallertauer Hopfenkönigin Veronika Springer und Dr. Johann Pichelmaier, Präsident Verband deutscher Hopfenpflanzer, ging er mit einem freudestrahlenden Glänzen in den Augen ans Werk. Und er hatte wirklich nicht übertrieben, schon nach wenigen Minuten war eine Fuhre Hopfen eingehängt. „Da fühle mich schon ein bisschen in jüngere Jahre zurückversetzt“, so der Minister, der selbst aus einem landwirtschaftlichen Betreib stammt. „Besonders der Hopfen und die Hallertau als größtes Anbaugebiet liegen mir natürlich sehr am Herzen.“

Stolz präsentierte nicht nur der Verband sondern auch Johann Simmerls die Innovationen rund um den Hopfenanbau.

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