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Jägernachwuchs informiert sich über Wald und Wolf

(Manching / Lohberg , rt)

Stefan Vießmann (3.v.r.) ist als ausgebildeter Förster und Leiter des Nationalpark-Sevicezentrums Lusen fachkundiger Waldführer. 

 

Im Rahmen ihrer Ausbildung zur Jägerprüfung besuchten die Schüler der in Manching beheimateten Jägerschule der Pfaffenhofener Jägervereinigung unter Leitung von Richard Binder kürzlich den Nationalpark Bayerischer Wald und nahmen dort an einer Exkursion durch die Wildnis teil. Interessant war der Termin auch deshalb, weil dort noch immer mit einer Begegnung mit den frei herumlaufenden Gehegewölfen zu rechnen ist.

Stefan Vießmann, der Leiter des Nationalpark-Servicezentrums Lusen, führte die Gruppe durch den sich selbst überlassene Waldlandschaft, die geprägt ist von Aufichtenwäldern, Bergmischwäldern, Gebirgsstrukturen, Hochweiden und Mooren. Mit etwa 350 Kilometern an Wanderwegen erschlossen für Besucher ist das Gebiet mittlerweile. Im Nationalpark könnten natürliche Prozesse des Werdens und Vergehens im Waldökosystem beobachtet werden, so Vießmann. Deswegen gebe es viele gestürzte Bäume, die in ihrem natürlichen Umfeld liegen bleiben.

Knapp 70 Prozent der Nationalparkfläche gehört zur sogenannten Kernzone, in der kein menschlicher Eingriff mehr stattfindet. Seltenen oder gar ausgestorbene Arten wie etwa der Eibe oder dem Habichtskauz gibt man dort mit Artenhilfsprojekten eine Chance, sich wieder einzubürgern. Vießmann erläuterte den Teilnehmern fachkundig die vielfältigen ökologischen Zusammenhänge in dem Gebiet. Gewünscht sei die weitestgehend ungestörte Dynamik der Lebensgemeinschaften, was auch die Schalenwildbestände betreffe. Reguliert werden im Nationalpark durch Berufsjäger zu bestimmten Zeiten derzeit nur die Schalenwildarten Rothirsch und Wildschwein, wozu auch der Abschuss im Wintergatter oder in Saufängen dient.

Dieser Wolf ist nicht ausgebüchst, er lebt in einem Gehege des Wildtierparks Lohberg.

 

Für die angehenden Jäger interessant zu erfahren war auch der aktuelle Stand zur Suche nach den verbliebenen drei entlaufenen Wölfen, die offenbar absichtlich von einem bislang unbekannten Täter aus ihrem Freigehege freigelassen wurden. Bei dem Bemühen, die Wölfe lebend einzufangen werden Lebendfallen und Narkosewaffen eingesetzt. Auch ein Abschuss der Tiere steht im Raum.

Eile ist dabei geboten, weil von Fachleuten unter anderem Konflikte mit Menschen und Nutztieren befürchtet werden. Die Wölfe haben nämlich nicht verlernt, dass den Menschen als Nahrungslieferanten in Verbindung zu bringen und könnten sich ortsnah auf die Suche nach verwertbaren Abfällen machen. Gehegewölfe zeigen im Gegensatz zu ihren wilden Verwandten andere Verhaltensmuster und lassen die Scheu gegenüber dem Menschen vermissen. Da nicht alle entlaufenen männlichen Tiere kastriert sind, könnten sie im Fall einer möglichen Fortpflanzung dieses Verhalten weitergeben. Im Nationalparkgebiet gibt es nämlich bereits ein wildlebendes Rudel.

 

Richard Binder ist Leiter der Jägerschule in der Pfaffenhofener Jägervereinigung.

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