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Sorgenkinder: Martin Wolf zieht Bilanz

(Pfaffenhofen/ Manching, ls)

Es war das erste Mal, dass Landrat Martin Wolf seit seinem schweren Unfall wieder vor dem Kreistag stand. Traditionell zog er für den Landkreis sein Resümee und ließ seinen Blick auch in die Zukunft schweifen. Dabei wurde klar: Es geht uns gut, aber die Herausforderungen der Zeit werden vor Pfaffenhofen nicht halt machen. Vor allem die Ilmtalklinik und Themen wie Infrastruktur und Wohnraum bleiben laut Wolf die Sorgenkinder.


Handlungsbedarf für die Ilmtalklinik


Über 6 Millionen Euro fehlten zum Ende des Jahres 2017 in den Kassen der Ilmtalklinik GmbH, und das trotz kontinuierlich steigender Fallzahlen. Krankenversorgung kostet eben, dass im Fall der Ilmtalklinik jedoch Handlungsbedarf besteht, haben die Vorkommnisse der letzten Jahre mehr als bewiesen. Auch für Pfaffenhofens Landrat ist klar: Es braucht eine bessere Zusammenarbeit und Kommunikation unter den beteiligten Gremien. „Es wird nächstes Jahr einen Sonderkreistag zu diesem Thema geben“, versprach er. Wird es dann für das hohe Defizit und die vielen Unregelmäßigkeiten bei Brandschutz und Sanierung effektive Lösungen geben? Diskutiert wurde über das krisengebeutelte Haus bereits viel. Die Aufgabe, vor der der Kreistag und seine Mitglieder stehen bleibt auch im nächsten Jahr mehr als herausfordernd.
 

Auch positive Nachrichten hatte er für das Krankenhaus im Gepäck. Pfaffenhofens Sonderlage zwischen zwei Ballungsräumen mit großen medizinischen Zentren wie dem Klinikum in Ingolstadt oder dem Klinikum rechts der Isar in München war in den vergangenen Jahren vor allem für die Versorgung mit Fachkräften problemtisch. „Wir befinden uns in einer harten Wettbewerbssituation um Arbeitskräfte“, machte der Landrat deutlich. „Es freut mich, dass wir noch immer keine Station aufgrund des Mangels an Pflegekräften schließen mussten und wünsche mir sehr, dass wir das weiter so erleben.“


Das München-Pfaffenhofen-Ingolstadt-Sandwich


Der Landkreis Pfaffenhofen befindet sich schon immer in einer sehr besonderen Situation. Das große Angebot für Bildung, Kultur oder Arbeitsplatz liegt nach wie vor in München und Ingolstadt, medizinische Fachkräfte sind dabei keine Ausnahme. Wo man beispielsweise in Manching traditionell den Blick in Richtung Ingolstadt richtet, schaut man in Reichertshausen weiterhin mit einem Auge in die Landeshauptstadt. Das liegt in der Natur der Sache, lange Zeit war der Landkreis im Kern landwirtschaftlich geprägt.
Aber vor allem für Münchner ist es der dramatische Wohnungsmarkt, der mehr und mehr Menschen dazu bewegt, in den Landkreis Pfaffenhofen auszuweichen. Mehr als 10 Euro liegt der Mietspiegel der Landeshauptstadt über dem bundesweiten Durchschnitt – 18,56 Euro zahlt man ungefähr pro Quadratmeter. Und auch Ingolstadts Mittelwert von 11,88 Euro ist zwar nicht ganz so dramatisch, aber immer noch teuer.


„Bei nahezu allen Entscheidungen müssen wir diese Situation in Zukunft im Kopf behalten“, machte  Landrat Wolf deutlich. Genauso wie die Menschen in den Landkreis strömen, steigen von Monat zu Monat der Flächenverbrauch und die Grundstückspreise. Konflikte mit der Landwirtschaft und dem Naturschutz sind da vorprogrammiert. „Das wird uns in den nächsten Jahren stark beeinflussen“, resümierte Wolf.
Die Nähe zu den Ballungszentren ist für ihn jedoch kein durchwegs negativer Aspekt. Universitäten, kulturelle Angebote, Arbeitsplätze – von den kurzen Wegen nach München und Ingolstadt profitiert der Landkreis. Den großen Fehler im System erkannte jedoch auch Wolf: „Die Strecken dorthin wären eigentlich kurz, trotzdem sind sie im Grunde nicht zu schaffen.“ Eine Stunde braucht man zum Beispiel mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Pfaffenhofen a.d. Ilm nach Manching – gerade beim Thema Infrastruktur gab es in den letzten Jahren diesbezüglich einfach zu wenig Bewegung. „Wir müssen die Infrastruktur für die Menschen in der Region ganz stark im Fokus haben“, so Wolfs Appel an seine Kreisräte.


 

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