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Claus von Wagners Bühnenkunst deckt die Finanzkriminalität auf

(Rohrbach, ted)

Eine brilliante Vorstellung beim Zeidlmaier’s. Es gab auch stürmischen Applaus, doch dann gingen die Zuschauer betroffen nach Hause. Claus von Wagner raube ihnen in nur zwei Stunden das Vertrauen in die Finanzmärkte und die Anlageberater – nicht jeder verstand die Details, aber alle ahnten, dass er Recht hat.

Claus von Wagner hat Recht. Alle Erklärungen zu Derivaten stimmten. So könne auf alles gewettet werden und diese Wetten würden weiterverkauft, in Produkte abgepackt. Die Deutsche Bank zählt zu den besonderen „Lieblingen“ von Wagner. So würden von ihr fiktive Lebensversicherungen zu Anlageprodukten geschnürt, deren Rendite steigt, wenn die Referenzpersonen früher sterben als statistisch angenommen. Offene Immobilienfonds würden geschlossen. Totalverlust für den ahnungslosen Anleger. Alle Beispiele sind der Realität entlehnt.

Eingebettet sind alle diese Enthüllungen in eine Geschichte, dass ein Klaus Neumann in einem Tresorraum eingesperrt wird und dort die ganze Nacht zubringen muss. Er nützt die Zeit, um eine Rede zu schreiben, die er am nächsten Tag vor den Mitarbeitern und Freunden einer Wirtschaftsberatungsgesellschaft halten soll, die sein Vater gegründet hat. Das Problem: sie testiert einem Fond eine zu hohe Sicherheit und wurde dafür bezahlt.

Claus von Wagner weiß um die Schwierigkeit des Themenkreises. Viele schalteten per se ab, andere fänden Wirtschaft nur langweilig. Doch bei der Ganovenjagd wachen sie wieder auf. Zusätzlich stemmt von Wagner viele Knock-out-Schläge gegen die FDP und alle ihre Größen, ahmt „Mutti“ Merkel nach, führt Söder vor, verzeiht F.J. Strauß nicht. Die Pointen sitzen.

Claus von Wagner spielt der Occupy-Bewegung viele Trümpfe zu. Doch das Publikum fühlt die Ohnmacht gegen so viele Schweinereien, die systemrelevant sind. Die Politik knickt ein, auch weil keiner durchblicken will. So sieht der Moralist von Wagner das System kurz vor seinem Untergang, wie eine Gans eine Woche vor Weihnachten. Kapitalismus-Schelte, die keiner mehr abwehren will. Das System ist krank, angesteckt von der Gier. Von Wagner erklärt, warum Wachstum des Bruttosozialprodukts nicht alles ist und „die Märkte“ gar nicht so anonym sind. Alles perfekt gespielt, eigentlich ein Theaterstück, ein Ein-Mann-Stück. Nur schade, dass es so viel erschreckend Wahres enthält.

 

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