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::. electric cruising! Mit dem Elektroauto durch die Hallertau

(Wolnzach, hr)

Wolnzach. Ein Mann und sein Auto – das ist schon eine besondere Beziehung. Der Sound, die Beschleunigung, für viele ist es schlicht mehr als nur ein Fortbewegungsmittel. Es geht um Fahrspaß und das Gefühl das man hat, wenn man hinter dem Lenkrad sitzt. Ein Gefühl, das über viele Jahre einen festen Platz in den Herzen vieler Fahrer hatte. Gerade vor diesem Hintergrund stellt sich heute mehr denn je die Frage, ob auch da die Elektroautos mithalten können. Genau dieser Frage wollte ich auf den Grund gehen und habe mich mit der Autoexpertin Margit Löffelmann verabredet.

„... läuft er schon?“, frage ich, als ich zum ersten Mal den Startknopf drücke. Margit Löffelmann lacht und nickt. „Vielen geht es beim ersten Mal so“, fügt sie an. Kein leises Schnurren, kein Aufheulen des Motors. Irgendwie erinnert mich das Starten mehr an das Einschalten eines Smartphones, als das Anlassen eines Motors. „Man hört nichts!“, bemerkte ich, als ich langsam ausparkte. Nur ein leises Rollgeräusch ist zu vernehmen, mehr nicht. „Wahnsinn, ist der leise!“ Und doch, den typischen Sound eines startenden Autos vermisse ich schon – ist das Aufheulen doch ein Teil dessen, was das Fahrgefühl ausmacht. Neben dem Sound fehlen aber auch die sanften Vibrationen, die einem spüren lassen, wie man unterwegs ist. Fast lautlos fahre ich also die ersten Kilometer. „Es ist mehr wie ein Schweben über die Straße, als ein Fahren“, erklärt Margit Löffelmann.

Einer Aussage, der ich zu diesem Zeitpunkt kaum widersprechen kann. Vielleicht gestaltet sich, gerade weil das klassische Motorengeräusch fehlt, die Fahrt deutlich ent-spannter. Die Landschaft zieht leise an mir vorbei – electric cruising! Es ist anders, nicht unbedingt schlechter, aber eben anders.

Im Radio läuft gerade Nickelback. „This is how you remind me“- ein satter Rocksong über all das, was eine Beziehung so ausmacht. Irgendwie passend, finde ich. Und so wie Chad Kroeger frag ich mich: „Are we having fun yet?“ Nicht im eco-drive! Fast ein wenig schwerfällig zieht der Japaner mit 120 km/h an einem Bus vorbei. Fahrspaß sieht irgendwie anders aus.

Ein Kopfdruck später zeigt er dann aber, welche Kraft doch unter seiner Motorhaube steckt. Ohne „eco“ trete ich das Gaspedal durch und werde von der Beschleunigung regelrecht in den Sitz gedrückt. Noch schöner ist nur fliegen. Mühelos überholt das kleine Kraftpaket die großen Limousinen. Das ist ein Fahrgefühl!

Doch ein Blick auf die Reichweite holt mich sprichwörtlich wieder auf den Boden der Tatsachen. Nur noch 80 Kilometer und vor mir liegt noch ein ganzes Stück. „Jetzt sollte ich vielleicht tanken!“ Ein Gedanke, bei dem ich fast instinktiv den Blinker setze und die nächste Rastanlage ansteuere. Ein gemütlicher Kaffee, während der Leaf volltankt, so hatte ich mir das gedacht. Rund 40 Minuten dauert die Prozedur im Schnelllademodus mit 50 KW.

So sehr ich mich auf den Kaffee freute, aus dem Pitstopp an der Autobahn wurde leider nichts. „Wir haben keine Ladesäule“, erfahre ich an der Kasse. Irgendwie schon komisch. Hatte sich nicht die Bundesregierung die Förderung der Elektromobilität auf die Fahnen geschrieben. Infrastruktur?! War da nicht was? In Schweitenkirchen am Rastplatz habe ich schließlich mehr Glück. Einmal volltanken bitte! Was bei einem Benziner eine Sache weniger Minuten ist, das nimmt bei einem E-Auto schon eine gewisse Zeit in Anspruch. Da gleicht das Tanken einer kleinen Wissenschaft für sich. Handy und Kreditkarte, erst dann kann der Leaf genüsslich seinen Strom „schlürfen“.

Nach dem Stopp kann’s endlich weitergehen. 170 Kilometer zeigt mir der Tacho an und das, obwohl der Akku noch nicht einmal vollständig geladen ist. Ordentlich! Kein Vergleich zu den ersten E-Autos mit nur 80 Kilometern Reichweite unter optimalen Bedingungen. „Das neue Modell, das Anfang kommenden Jahres auf den Markt kommen wird, hat sogar eine Reichweite von 380 Kilometer“, erklärt mir Margit Löffelmann. Da hat die Technik doch einen erheblichen Sprung gemacht. Dass die E-Mobilität in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird, davon ist die Wolnzacherin fest überzeugt und führt dabei gleich mehrere Faktoren ins Feld: die Langlebigkeit, die geringeren Wartungskosten und nicht zuletzt auch, je nachdem was getankt wird, die Umweltfreundlichkeit.

Alles in allem hat mich die Fahrt auf rein rationaler Ebene im wahrsten Sinne des Wortes abgeholt. Umwelt, Technologie und das wohl leiseste Fahrgefühl aller Zeiten – das alles sind überzeugende Argumente. Letztlich verhält es sich vielleicht wie das Sieg-mund Freudsche Zitat: „Die Stimme der Vernunft ist leise, doch sie ruht nicht, ehe sie sich Gehör verschafft hat.“

Persönlich muss ich gestehen, Chad Kroeger kann wesentlich besser singen als ich und das Feeling unterscheidet sich deutlich von dem eines Benziners. Jedoch - das leise Schweben über die Straßen der Hallertau macht schon auch Spaß.
 

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