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Liquida non frangunt ieunum

(Wolnzach, hr)

Starkbierfest der Freien Wähler in Wolnzach 2017. Auch 2018 darf man sich auf süffiges Bier und derbe Sprüche freuen. Foto: Archiv

Gerade einmal haben die Jecken ihre Kostüme abgelegt, da beginnt auch schon die 40-tägige Zeit der Enthaltung. Anders als früher wird dabei nicht zwingend mehr gefastet, sondern gerne auch einmal ein süffiges Starkbier zu Käse und Brezen genossen, während man dem Fastenprediger beim „Dablecka“ zuhört.

Ein dunkles gehaltvolles Bier – das gehört heute genauso zu Bayerns fünfter Jahreszeit, wie die derben Sprüche gegen die Obrigkeit. Aber warum ist in einer Zeit der Enthaltung ausgerechnet dieser dunkle Gerstensaft erlaubt? Die Überlieferung reicht weit ins Mittelalter. Damals herrschte noch „Zucht und Ordnung“ und ein Verstoß gegen das Fastengebot konnte einen schnell an den Schandbaum oder ins Gefängnis bringen. Doch schon damals war nicht jeder Willens 40 Tage zu Fasten. So zeigten sich die Mönche im Mittelalter durchaus erfinderisch, wenn es darum ging, die kirchlichen Gebote zu umgehen.
 

Herrgotts B'scheißerle

Fleisch, Milch, Käse und natürlich auch Alkohol standen auf der Verzichtsliste ganz oben. Wie aber sollte der schwere Alltag in den Klöstern bewältigt werden? Im schwäbischen Kloster Maulbronn hatten die Ordensbrüder einen besonderen Geistesblitz. Es wird überliefert, dass sie ausgerechnet zur Fastenzeit ein großes Stück Fleisch erhielten. Da der Hunger in Kriegszeiten bekanntermaßen groß war, schnitten sie es in kleine Stücke und versteckten die herzhafte Zutat zwischen Spinat und anderen Kräutern in Teigtaschen – natürlich in der Hoffnung der Herrgott würde es nicht entdecken. Seither tragen die Maultaschen in Schwaben den Namen "Herrgotts B'scheißerle".

Flüssiges bricht das Fasten nicht
"Das Wasser gibt dem Ochsen Kraft, dem Menschen Bier und Rebensaft", heißt ein Fastenspruch bis heute. Getreu diesem Motto geht das heute so beliebte Starkbier ebenfalls auf den Erfindungsreichtum der Mönche zurück. Damals brauten sie – die genaue Zeit ist nicht überliefert – ein starkes sogenanntes Fastenbier um die täglichen Strapazen der Arbeit zu überstehen. Diesen gehaltvollen Gerstensaft ließen die Geistlichen zum Heiligen Vater nach Rom bringen. Er sollte es nicht nur verkosten, sondern ihnen dafür auch seinen Segen geben. Da das Bier die lange Reise zum Vatikan nicht unbeschadet überstand und sauer wurde, genehmigte der Papst den Verzehr mit den Worten, dieses Bier könne in der Fastenzeit getrunken werden, denn es sei schon Buße genug es nur zu propieren. Mit dem päpstlichen Segen erfreut sich das Stark- oder Fastenbier bis heute einer sehr großen Beliebtheit.

Die hohe Kunst des Dableckens
Doch der dunkle Gerstensaft ist nicht das Einzige, was man in Bayern so sehr an der Fastenzeit liebt. Es ist das „Dablecka“ das doch unweigerlich mit dem Genuss diesen Bieres in Verbindung steht. Zuvorderst denkt man da natürlich an die pointierten Fastenpredigten auf dem Münchner Nockherberg. Heuer wird Luise Kinseher den Politkern als Mama Bavaria kräftig die Leviten lesen. Ein Spektakel, das sich nicht nur in der Landeshauptstadt großer Beliebtheit erfreut. Ob Pfaffenhofen, Mainburg, Rohrbach, Geisenfeld oder Wolnzach – in vielen Gemeinden gibt es nicht nur Starkbierfeste, sondern dort wird auch die Tradition von Jakob Geis hochgehalten. Er war Großmeister der bayerischen Gaudi und hat das Politiker-Dablecker bei der Starkbierprobe 1891 ins Leben gerufen. In seinem Sinne darf man sich in den kommenden 40 Tagen auf ein süffiges Bier und die passenden derben Sprüche freuen.
 

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