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Gemeinsam in die Zukunft

(Wolnzach/Ingolstadt, hr)

(v.l.) Andreas Streb, Thomas Lange, Richard L. Riedmaier, Franz Mirbeth und Wolfgang Gebhard.

Dass sich der Bankenmarkt innerhalb der Region verändern würde, das ist, wenn man die deutsche Finanzpolitik betrachtet, ein offenes Geheimnis. Dass es aber so schnell gehen würde, das war eine Überraschung. Vor kaum zwei Monaten fiel zwischen der Hallertauer Volksbank und den Ingolstädter Kollegen der VR-Bank Bayern Mitte die Entscheidung, zu fusionieren. Es entsteht damit Bayerns drittgrößte Genossenschaftsbank und ein finanzstarker Geldinstitut in der Region 10.

Man könnte sagen, die letzten Wochen hatten etwas von einer geheimen Kommando-sache. Hinter verschlossenen Türen wurde verhandelt, wurden Eckpunkte formuliert und der Grundstein für eine neue Bank gelegt. „Wir haben im vergangenen Jahr vom Aufsichtsrat den Auftrag erhalten uns, gerade was die Zukunft betrifft, strategische Lösungen zu suchen“, erläuterte Andreas Streb, Vorstand der Hallertauer Volksbank. Keine einfache Aufgabe für die erfahrenen Vorstände, berücksichtigt man das Umfeld, in dem sich die Banken derzeit bewegen müssen.


Niedrige Zinsen, steigende gesetzliche Vorgaben und die Herausforderungen der Digitalisierung, das ist das Spannungsfeld, in dem sich nicht nur die Hallertauer Volksbank bewegt. „Auch für uns ist die Situation ähnlich“, erklärte Richard Riedmeier, Vorstand der Volksbank Bayern Mitte. „Wir haben uns aus diesem Grund Gedanken über die Zukunft gemacht“, fügt er an. Dabei stand die Frage, wie man beispielsweise das Filialnetz erhalten konnte, auf der Agenda. Eine Kooperation, sprich eine Zusammenarbeit ohne die Eigenständigkeit aufzugeben, kam nicht in Betracht. „Wir haben im Kreisverband versucht ein Modell zu entwickeln, aber schon beim Datenschutz stößt man Grenzen, die nur ganz schwer zu überwinden sind“, erklärt Riedmeiers Vorstandskollege Franz Mirbeth.

Auch Thomas Lange und Andreas Streb bestätigten die Aussage des Ingolstädters. „Jede Bank setzt auf andere Systeme“, so Lange. So rückte der Fusionsgedanke in den Fokus. Bei einem gemeinsamen Abendessen mit den Ingolstädtern Mitte Januar wurde dann der Grundstein für die Zukunft gelegt. „Für uns war das die beste Variante, zwei große Häuser schließen sich zusammen und bündeln ihre Kräfte“, fügte Lange an. Ein Vorschlag, der bei den Vorständen Riedmeier, Mirbeth und Gebhard auf Gegenliebe stieß.

Die Gelegenheit beim Schopf gepackt

„Wir haben die Chance genutzt, und jetzt – in einer Zeit, in der wir es noch selbst in Hand haben – aus einer guten wirtschaftlichen Position eine Fusion angestrebt, die für beide Häuser ein Gewinn ist“, erklärt Streb. Das Ziel ist dabei einfach formuliert: eine erfolgreiche Bank für die Region schaffen. Unter dieser Prämisse wurde in den vergangenen Wochen verhandelt und ein Papier entwickelt, in dem sich beide Banken wiederfinden. Der zentrale Begriff ist die Parität. Alleine, wenn man die Bilanzsummen betrachten würde, wären die Ingolstädter ungefähr doppelt so groß wie die Pfaffenhofener. Doch eben diese Struktur findet sich in der neuen Bank nicht wieder. „Wir sind uns in den Verhandlungen immer auf Augenhöhe begegnet“, erklärte Richard Riedmeier. So wird der künftige Aufsichtsrat zu gleichen Teilen aus Vertretern der Hallertauer Volksbank und der Volksbank Bayern Mitte bestehen. Auch der künftige Vorstand wird sich aus den bereits bekannten Gesichtern zusammensetzen. Thomas Lange, Anderas Streb (beide Vorstände der Hallertauer Volksbank) werden gemeinsam die neue Bank mit ihren Kollegen Richard Riedmeier, Franz Mirbeth und Wolfgang Gebhard führen.

Zusammenschluss soll bis November vollzogen sein

Eine Fusion birgt immer einen gewissen Unsicherheitsfaktor. Mancher Mitarbeiter wird sich fragen, welche Veränderungen dies für ihn bedeutet, auch Kunden könnte Ähnliches durch den Kopf gehen. „Wir haben versucht diesen Zeitraum so kurz wie möglich zu halten“, erklärt Lange. Insgesamt betonten aber sowohl Riedmeier wie auch sein Pfaffenhofener Kollege, dass unter den Mitarbeitern eine durchweg positive Grundstimmung herrsche. Auch für die Kunden wird sich nichts ändern, wie die Vorstände betonten.

Nachdem beide Aufsichtsräte und auch die Mitarbeiter hinter der Fusion stehen, gilt es nun die Vertreter von der Fusion zu überzeugen. Am 11. beziehungsweise am 13. Juni finden die entsprechenden Versammlungen statt, an denen der Zusammenschluss formal beschlossen wird. Bis November soll sie technisch vollzogen werden. Insgesamt dürfte auf die Banker ein arbeitsreicher Sommer warten. Dieser Herausforderung sieht man aber auf beiden Seiten gelassen entgegen. „Fusionen liegen in unserer DNA“, erklärte Riedmeier.

Insgesamt wird sich die Bankenlandschaft der Region 10 mit dieser Fusion entscheidend verändern. Eine Volksbank mit 4 Milliarden Euro Bilanzsumme hat gerade im Kreditgeschäft andere Möglichkeiten. „Wir leben in einer wirtschaftlich prosperierenden Region, gerade in diesem Zusammenhang braucht es eine starke und leistungsfähige Bank“, so Riedmeier. Gemeinsam will man die Kräfte bündeln und die Herausforderungen der Zukunft meistern. „Es gibt in beiden Häusern positive Strategien“, erklärt Streb. Diese sollen nun zusammengeführt werden. Auch für die Mitarbeiter ergeben sich damit neue Perspektiven. „Wir können hier ganz anders agieren“, so der Vorstand weiter.

Nach diesem Coup könnte man eigentlich die Sektkorken knallen lassen. Doch für die künftigen Kollegen steht die Demut im Vordergrund. „Wir haben hier die Möglichkeit eine Bank für die Zukunft zu schaffen“, erklärt Riedmeier.


 

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