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Neue Erkenntnisse aus dem Symposium "Hopfenanbau 2020"

(Wolnzach, ted)

I. Alternative Nutzungen von Hopfen

Einen eigenen Komplex in den Vorträgen bildete die alternative Verwendung von Hopfen d.h. außerhalb des Brauwesens. Hierzu wurden alle Aspekte des Hopfens als Arzneipflanze von Dr. Biendl (HopSteiner) dargelegt und von Prof. Dr. Johannes Mayer (Uni Würzburg) aus historischer Sicht aufbereitet. In wirtschaftlicher Hinsicht stehen diese Nutzungen aber erst am Anfang. Ob ihr Volumen 2 oder 5 Prozent der Welternte beträgt, blieb ungeklärt. In Deutschland finden diese Sonderaufbereitungen zu Lebensmittelzusatzstoffen (Ersatz von Antibiotika v.a. bei Tieren, Hopfen als Konservierungsmittel in der Lebensmittelindustrie und zur Hygienisierung von biogenen Abfällen wie z.B. Klärschlamm) überhaupt noch keine Herstellungstechnik. Selbst die Isolierung von Xanthohumol erfolgt außerhalb Europas. So stellte es Stephan Barth dar.

Im Bier bleiben die Mengen an krebshemmenden Xanthohumol sehr gering. Andererseits fordert Dr. Klaus Kammhuber (Institut Hüll) noch wichtige Forschungsarbeit über den richtigen Einsatz isolierten Xanthohumols. Generell, werden Hopfenprodukte, ab einer gewissen Konzentration, für den Menschen giftig? Keine andere Pflanze kann so viel Xanthohumol vorweisen wie Hopfen. Die Gesellschaft für Hopfenforschung fördert Tierversuche mit Xanthohumol bei der Deutschen Krebsforschung, Heidelberg (Dr. Schmucker).

Barth lehnte es ab, vor der Herstellung von Hopfenprodukten das Xanthohumol aus dem Hopfen zu isolieren. Es würden dazu eigene Tranchen an Hopfen herangezogen. Kommt es so zur Unterscheidung von Brau- zu Pharmahopfen? Mit eigenen Sorten? Das lehnten Barth und Biendl ebenfalls ab. Allerdings dient eine Sorte neuerdings als Hopfentee. Sie enthält nur 0,5 % Alpha und ist ein "Abfallprodukt" der Hüller Hopfenforschung. Die Firma Martin Bauer hat die Sortenrechte erworben.

Der Hopfen hat auch östrogenaktive Wirkung. Allerdings verfliegen diese beim Brauprozess, so dass sich das weibliche Geschlecht keine Sorgen beim Bierkonsum bereiten sollte (Prof. Back). Andere Arznei-Inhaltsstoffe sind wie das Xanthohumol im Bier nachweisbar, aber ebenso nur in sehr geringen Dosierungen. Die Arzneien mit Hopfen werden nur von Mittelständlern hergestellt. Wegen neuer EU-Bestimmungen sind diese in ihrer Existenz bedroht.

II. Markt und Technik

Josef Wittmann, Vorsitzender des Hallertauer Hopfenpflanzerverbands, stellte fest, dass die 2008 neu eingelegten 1000 Hektar in der Hallertau zu 90 % auf Hochalphasorten entfallen. Die 3000 Hektar Neufläche in 2008 in den USA sind durch (Heinz-Jürgen Cooberg, Steiner). Dr. Pichlmaier sieht die gewaltige Überproduktion daraus, auch wenn für ihn der Markt für US-Hopfen nicht transparent ist. Verstand gab es am Hopfenmarkt noch nie, so Dr. Pichlmaier. Stephan Barth erkennt aus den neuen Flächen eine neue Dominanz der USA. Deutschland/die Hallertau werde in der Alphaproduktion gegenüber den USA stark zurückfallen. Länder mit schlechter Liefertreue in 2006/07 werden den Kürzeren ziehen. Barth setzt also unvermindert auf das Kontraktwesen. Dazu fordert er von den Brauern längerfristigere, rationalere Entscheidungen bei den Sorten. Für die Pflanzer postulierte er existenzsichernde Preise, so dass es keinen Investitionsstau mehr geben dürfte. Der Aromahopfen sei unsinnigerweise vernachlässigt worden.

Die Bewässerung der Hopfenanlagen in Deutschland wurde als vordringlich bestätigt. Eine enge positive Zusammenarbeit mit den Wasserwirtschaftsämtern, zur Umsetzung, will die Politik bewerkstelligen. Dabei steige die Niederschlagsmenge um 15 %. Die Regenrückhaltung müsse dezentral erfolgen. Prof. Methner, TU Berlin, forderte eine Senkung des Energiebedarfs zur Hopfenproduktion. Sorten müssten auch darauf achten. So seien 44 Liter Heizöl nötig zur Trocknung von 100 kg Rohhopfen.

Prof. Methner wünschte sich eine klarere Trennung der Eigenschaften von Sorten z.B. welche nur mit Bitterhopfen und andere nur mit Hopfenölen. Dagegen legte Prof. Back mehr Wert auf eine Vielfalt an Sorten, gerade bei Aroma und eine bessere Aromaausbeute. Die Senkung der Hopfengaben im Bier sei schon wieder rückläufig.

Heinz-Jürgen Cooberg forderte in der Diskussion, die Qualitätsanforderungen an Hopfen beizubehalten. Allerdings konnte Institutsleiter Bernhard Engelhard darlegen, dass ein leichter Schädlingsbefall den Hopfen zu höherem Alpha treibe (rund 10 %). So könnte sich die relativ schlechte Ernte der USA 2007 erklären. Der Hopfen wurde wegen seines hohen Preises besonders intensiv gepflegt und gespritzt. So fehlten 10 % des üblichen Alphas. Die Wissenschaft legte dar, dass im Bier keine Rückstände des Hopfens nachweisbar seien. Die Hefegärung bringe eine immense Reinigungswirkung. Generell soll im Pflanzenschutz die "Kirche im Dorf" bleiben. Ab 2014 wird nur noch integrierter Pflanzenbau zulässig sein.

Bei Biohopfen besteht ein Gesundheitsproblem. Zur Spritzung muss auf kupferhaltiges Mittel zurückgegriffen werden. Dieses Kupfer baut sich nicht ab und kommt selbst im Bier noch vor. In Hüll steht eine neue Hochalpha-Sorte an: der Titan. Barth wünscht sich alles Titanenhafte, wie 30 % mehr Ertrag und 30 % mehr Alpha. Ist das die 3. Rettung der Hallertau durch Hüll? Also eine Kompensation der US-Währungsschwäche durch eine höhere Produktivität der Hallertau?

Wegen der zunehmenden Probleme mit ausländischen Hilfskräften forderte Dr. Stürmer (Bundeslandwirtschaftsministerium) eine ganz massive Automatisierung: z.B. auch beim Anleiten. Während Johann Fuß einen intelligenteren Umgang mit deutschen Hartz-IV-Empfängern fordert. Der Staat müsse zulassen, dass sich für diese Leute das Arbeiten wieder lohne. Es sei viel zu viel Kleinlichkeit im Arbeitsmarkt-System und es fehle an echter Motivation. So müssten die Arbeitslosen wenigsten 5000 ? pro Jahr dazuverdienen können.

Letzter Hinweis: die Bewirtung beim Symposium trug der Hopfenhandel.

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