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Hopfenbauversammlung auf dem Auer Volksfest

(Au in der Hallertau, )

Gute Nachrichten gibt es auf dem Hopfenmarkt. Auf der Hopfenbauversammlung in Au am Freitag, 27. Juli 2007, berichtete ein gut gelaunter Geschäftsführer des Verbandes deutscher Hopfenpflanzer und des Hopfenpflanzerverbandes Hallertau, Otmar Weingarten, auch von Initiativen zur Weiterentwicklung der Wettbewerbsfähigkeit. Der Auer Bürgermeister und Hopfenprinzessin Christine Ackstaller begrüßten die zahlreich erschienen Pflanzer und die "Prominenz", unter der sich auch der Ehrenpräsident des Pflanzerverbandes, Josef Schrag, befand.

Lesen Sie hier Otmar Weingartens Rede im Wortlaut:

Es freut mich sehr, dass ich Sie im Namen des Verbandes deutscher Hopfenpflanzer e. V. und des Hopfenpflanzerverbandes Hallertau e. V. heute hier in Au in so großer Zahl begrüßen darf. Es ist für mich heute aber auch aus einem anderen Grund eine besondere Veranstaltung. Wie Sie wissen gab es in den vergangenen Wochen und Monaten gute Nachrichten im Hopfenmarkt, worüber ich heute kurz berichten möchte.

Seit über 16 Jahren habe ich nun schon Verantwortung als Geschäftsführer des deutschen und des hallertauer Hopfenpflanzerverbandes, jedoch gab es kaum vor einer Hopfenernte hier in Au soviel Positives für die Hopfenpflanzer und die gesamte Hopfenwirtschaft zu berichten, wie in diesem Jahr. Ausgehend von einer kurzen Betrachtung der verbesserten Situation auf dem Hopfenmarkt sowie der Ursachen und Hintergründe, möchte ich anschließend kurz auf die Perspektiven, aber auch auf die großen Herausforderungen für die kommenden Jahre eingehen und dabei natürlich auch aus unserer Verbandsarbeit mit aktuellen Themen Zwischenbilanz ziehen.

Schließlich darf ich Ihnen am Ende unserer Veranstaltung darüber berichten, wie unsere Fachwarte und Beiräte in der Hallertau den Pflanzenstand des Hopfens zum heutigen Zeitpunkt sehen, mit einer ersten, vorsichtigen, Einschätzung der Ernte 2007.

Erlauben Sie mir jedoch vorab, ein großes Dankeschön an sie, verehrte Hopfenpflanzer und treue Verbandsmitglieder zu richten, die sie mit ihrer nachhaltigen Unterstützung die Verbandsarbeit nicht nur in der zurückliegenden Hopfensaison erst möglich gemacht haben. Besonders erfreulich ist in diesem Jahr die Tatsache, dass wir sogar wieder einige Neumitglieder gewinnen konnten und insgesamt auch die Zahlungsmoral der Hopfenpflanzer Richtung Verband sich deutlich positiv entwickelt hat. Zwar liegen wir mit einem 90 prozentigem Organisationsgrad in der Hallertau sehr gut, jedoch werden wir nicht nachlassen, diesen Prozentsatz zu verbessern - am liebsten wäre uns natürlich eine 100 prozentige Mitgliedschaft aller Hopfenpflanzer im Verband. Zu den Herausforderungen unserer Verbandsarbeit und der Notwendigkeit der Mitgliedschaft im Verband werde ich nachher ausführlich Stellung nehmen.

Vieles, was wir in ihrem Interesse und im Interesse der gesamten Hopfenwirtschaft bewegen konnten und bewegen werden, ist jedoch auch nur möglich, weil wir auf EU-, Bundes- und Landesebene in den Ministerien, Behörden und Forschungsstellen eine vertrauensvolle und hilfsbereite Zusammenarbeit vorgefunden haben. Ein großes Dankeschön daher an unsere Ansprechpartner im Bonner Verbraucherschutzministerium, in den Zulassungsbehörden, im Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten, der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, in den Länderministerien und Behörden in Baden-Württemberg, Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt, in der Gesellschaft für Hopfenforschung, im LKP und den angeschlossenen Hopfenringen, in den Ämtern für Landwirtschaft, in den

Bezirksregierungen, in den Landratsämtern, den Siegelgemeinden und nicht zuletzt den Organisationen der Hopfen- und Brauwirtschaft insgesamt.

Allen voran und stellvertretend ein persönliches Dankeschön an Herrn Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer und an den bayerischen Staatsminister für Landwirtschaft und Forsten, Herrn Josef Miller. Was wäre eine effiziente und erfolgreiche Verbandsarbeit ohne die gute Zusammenarbeit mit den entsprechenden Politikern in den Parlamenten auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene. Den Parlamentariern, die mit uns aufs Engste zusammenarbeiten, ebenfalls ein großes Dankeschön für die gute Zusammenarbeit.

Im Haus des Hopfens in Wolnzach, das sich mittlerweile zu einem effizienten Dienstleistungszentrum für die Hopfenpflanzer und die Hopfenwirtschaft schlechthin entwickelt hat, pflegen wir eine ausgezeichnete Zusammenarbeit im Interesse der Hopfenpflanzer - vielen Dank dafür.

Besonders herausheben möchte ich heute dabei, die Zusammenarbeit mit der Erzeugergemeinschaft HVG, ihrem Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern und nicht zuletzt der Doppelspitze Adolf Schapfl und Dr. Pichlmaier.

Ich bin im Übrigen davon überzeugt, dass die gute Kooperation im Haus des Hopfens nicht nur den Hopfenpflanzern im engeren Sinn dient, sondern entgegen dem öfters geäußerten Mißtrauen seitens einiger Handelshäuser, auch der Hopfenwirtschaft insgesamt und damit auch dem Hopfenhandel dient.

 

Hopfenmarkt

Status quo

Wie sie bereits der Tagespresse, unseren Marktberichten und den Veröffentlichungen des Hopfenhandels entnehmen konnten, haben sich in den letzten beiden Wochen die Preise am Vertragsmarkt positiv entwickelt.

So lauten beispielsweise die letzten Angebote für die Sorte Hallertauer Magnum für die kommenden sieben Jahre 6,- ?, 5,50 ?, 4,50 ?, 4,40 ?, 4,30 ? und 4,20 ? je kg Rohhopfen. Für die Jahre 2007 und 2008 bietet man den Pflanzern zur Zeit den gleichen Mindestpreis im Rahmen eines sog. Gesamtlieferungsvertrages an. Damit stehen wir bereits heute, drei bis vier Wochen vor der kommenden Ernte mitten im Freihopfenmarkt. Aber auch eine derartige Entwicklung des Vertragsmarktes vor einer Ernte ist schon ungewöhnlich aber logisch. Schließlich sprechen alle Verlautbarungen der Experten momentan klar für ein echtes, strukturelles Versorgungsdefizit der Welthopfenwirtschaft gegenüber einer sehr intensiven und nicht nur kurzfristigen Nachfrage der Brauwirtschaft, wie wir es in den vergangenen 15 Jahren nur in dem ein oder anderem Jahr mit konjunkturellen Preisspitzen erlebt haben.

Hintergründe

Wie ist es nun zu erklären, dass insbesondere der Bitterhopfen, wie z. B. die Sorte Hallertauer Magnum heute bessere Zukunftsperspektiven bietet, jedoch noch im Frühjahr 2006 auf dem Vertragsmarkt für 2,50 ? / kg Rohhopfen eingekauft wurde? Schließlich dürfen wir, wenn wir über einen Ausverkauf auf dem Vertragsmarkt für die kommenden drei Jahre reden nicht vergessen, dass ein relativ großer Anteil davon von den Pflanzern noch zu schlechten bis sehr schlechten Preisen und auf jeden Fall unter Gestehungskosten abgeschlossen wurde.

Offensichtlich trafen mit der sehr schwachen europäischen Hopfenernte 2006 - insgesamt lagen Welthopfenernte und Weltalphamenge 2006 bei rund 10 % minus - weitere wesentliche Marktfaktoren zusammen, die die Welthopfenwirtschaft nach einer 15-jährigen, permanenten Rezession mit Preisen für die Hopfenpflanzer unter Gestehungskosten nun in eine wirtschaftlich stabilere Zukunft blicken lassen.

Zum einen wissen wir aus verschiedenen Quellen heute, dass der Weltbierausstoß im Jahre 2006 sechs Prozent über dem Vorjahr lag. Noch drastischer sind jedoch die Entwicklungen in der Zeitspanne 1992 - 2006 weltweit.

Die Hopfenanbaufläche halbierte sich praktisch von ehemals fast 100 000 Hektar auf rund 49 000 Hektar. Die Hopfenernte 2006 lag bei minus 30 Prozent gegenüber 1992. Der Weltbierausstoß stieg um 47 Prozent auf 1,75 Mrd. Hektoliter und die durchschnittliche Hopfengabe pro Hektoliter ging von 6,7 g Alphasäure / Hektoliter auf 4,8 g / Hektoliter um umgerechnet 28 Prozent zurück. Der statistisch errechnete Alphabedarf stieg in dieser Zeitspanne um nur fünf Prozent und die tatsächliche Alphaproduktion ging im gleichen Zeitraum um sechs Prozent zurück.

Vergleicht man im Zeitraum 1992 bis 2006 die Schlüsseldaten der führenden Hopfenproduzenten BRD und USA ist festzuhalten:

- BRD Fläche 2006 17170 Hektar = minus 25 Prozent

- USA Fläche 2006 11800 Hektar = minus 30 Prozent

- Ehemals wichtige und teilweise führende Hopfenanbauländer, wie England, Belgien, Rußland, Ukraine etc. haben sich heute teilweise zur Bedeutungslosigkeit entwickelt

- Auch der chinesische Hopfenanbau hat unter der weltweiten Rezession erheblich Anbaufläche verloren

- Als ich im Jahre 1991 meinen Dienst im Haus des Hopfens antrat, hatten wir in der BRD noch 3800 Hopfenbaubetriebe, heute sind es in Deutschland noch gerade 1551 Betriebe, d. h. 60 Prozent der Hopfenbaubetriebe haben das "Handtuch geworfen".

Allein diese dramatische Entwicklung zeigt, wie schmerzhaft die vergangene Rezession seit Anfang der 90er Jahre in der Welthopfenwirtschaft und auch in Deutschland war und was an Kapital und wertvoller Substanz auf der Produktionsseite vernichtet wurde. Auch in diesem Jahr sind es wieder insgesamt 54 Betriebe in Deutschland, die den Hopfenbau einstellen. Allein 42 Betriebe aus der Hallertau, wo heute noch 1209 aktive Hopfenbaubetriebe gemeldet sind. Damit hat sich die Betriebsgröße pro Betrieb seit 1992 auf rund 12 Hektar verdoppelt. Der Ertrag an Alphasäure pro Hektar stieg um rund 30 Prozent, d. h. es wurden in Deutschland und nicht zuletzt in der Hallertau enorme Anstrengungen in allen Bereichen der Produktion, Züchtung und Forschung unternommen, um die rezessive Abschwungphase des Welthopfenmarktes mit möglichst großen Marktanteilen zu überstehen. Betrachtet man die Flächenverhältnisse 2007, so ist dies den deutschen Hopfenpflanzern bei einem Flächenanteil von 35 Prozent an 51 000 Welthopfenanbaufläche vor USA (25 Prozent), Tschechien (11 Prozent) und China (8 Prozent) durchaus gelungen. Nicht unerheblich für die große Trendwende am Welthopfenmarkt und die Entstehung des strukturellen Versorgungsdefizites, ist schließlich auch der Abbau der Hopfenbestände innerhalb der Weltbrauwirtschaft während der letzten Jahre, was im Ergebnis die echte Nachfrage-Situation verfälscht hat. So herrschte nach Berechnungen des Hopfenhandelhauses Barth bereits seit der Ernte 2003 ein echtes strukturelles Defizit, dass sich bis zur Ernte 2006 im Zusammenspiel mit den obengenannten Faktoren noch deutlich verschärft hat. Aus Gesprächen mit der HVG wissen wir, dass in diesem Jahr große chinesische Brauereien erstmals in der Geschichte deutschen und hallertauer Hopfen in erheblichen Umfang nachfragen, offensichtlich bedingt dadurch, dass der enorm steigende Bierausstoß in China in den letzten Jahren auf eine rückläufige chinesische Hopfenanbaufläche traf.

Schließlich scheint es die Brauwirtschaft vor allem in den Wachstumsregionen (Teile von Asien und Osteuropa) versäumt zu haben, den steigenden Rohstoffbedarf über Vorverträge angemessen abzusichern. Statt dessen hat man sich am günstigeren Spotmarkt der vergangenen Jahre bedient.

Perspektiven - Hopfen hat Zukunft!

Gute Marktchancen

Auf dem sog. Vorkontraktmarkt, der das wichtigste wirtschaftliche Standbein unserer Hopfenbaubetriebe darstellt, bestätigen sehr hohe Abschlußquoten für die kommenden Jahre deutliche Marktanteile bei guten Preisen für die kommenden Jahre. So ist die deutsche Hopfenernte 2007 und 2008 bereits heute ausverkauft und die Ernten 2009 und 2010 so gut wie verkauft. Nach Informationen des Hopfenhandels ist man zur Zeit dabei, auch die Jahre 2011 - 2013 zu vermarkten.

Wie bereits vorhin angesprochen, ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Vertragsquoten der Ernten 2007 bis einschließlich 2009 noch erhebliche Anteile aus Vorjahresabschlüssen zu relativ schlechten Konditionen enthalten.

Für den kommenden Freihopfenmarkt können sich die Hopfenpflanzer auf jeden Fall auf gute bis sehr gute Preise einstellen. Dafür sprechen bereits die derzeit gebotenen Mindestpreise für sog. Gesamtlieferungsverträge, wie aber auch die aktuellen Verlautbarungen aus allen Handelshäusern. Dabei spielt die Entwicklung des Wechselkurses ebensowenig eine Rolle, wie der tatsächliche Ernteverlauf, was einmal mehr für die dramatische Unterversorgung des Weltmarktes spricht.

Flächenentwicklung 2007

Nach den derzeit bekannten Prognosen wird die Welthopfenanbaufläche 2007 insgesamt wieder auf rund

51 000 Hektar ansteigen, d.h. man rechnet weltweit mit max. 2000 Hektar Neufläche.

Für China geht man trotz fehlender offizieller Flächenerfassung und Flächenstatistik von einer Neufläche von rund 700 Hektar aus, da den chinesischen Hopfenpflanzern mit 3 - 4 ? / kg neue wirtschaftliche Anreize geboten werden. Nachdem wir von Verbandsseite im Rahmen von zwei IHB-Kongressreisen den chinesischen Hopfenanbau kennengelernt haben, erlaube ich mir die kritische Anmerkung, dass nach heutigem Standard produzierter chinesischer Hopfen, wenn überhaupt, dann nur im Inland Chancen besitzt.

Zum einen existiert praktisch keinerlei Qualitätsmanagement. Zum anderen sind Normen der Pflanzenschutzzulassung für den Einsatz und die Rückstandhöchstmengen von Pflanzenschutzmitteln auch im heutigen China offensichtlich noch ein Fremdwort, ebenso wie integrierte, nachhaltige Produktions- und Pflanzenschutzmethoden.

Laut Flächenstatistik des US-Landwirtschaftsministeriums nimmt die amerikanische Hopfenanbaufläche 2007 um rund 675 Hektar gegenüber dem Vorjahr zu. Allein auf die Sortenfamilie CTZ sowie die neue Superalphasorte Summit - verwendbar am Niedrig- und am Hochgerüst - entfällt eine Flächenerweiterung von ca. 800 Hektar. Dem gegenüber gehen klassische ,ältere Sorten, wie Galena, Milenium, Warrior und Chinook um insgesamt 450 Hektar zurück. Die relativ kleine Aromasortenanbaufläche bleibt angeblich relativ stabil.

In der BRD steigt die amtlich gemeldete Hopfenanbaufläche um insgesamt 528 Hektar auf eine Gesamtfläche von 17698 Hektar an. Durch erhebliche Sortenumlegungen beträgt dabei der Junghopfenanteil insgesamt fast 1000 Hektar. Im Hochalphasortenspektrum steigt die Fläche um insgesamt 423 Hektar, wobei die neue Sorte Herkules um 654 Hektar zunimmt.

Nach Aussagen des Handelshauses Barth liegt der Flächenbedarf weltweit über der Anbaufläche 2007. Das heißt, das Versorgungsdefizit wird heuer noch nicht ganz geschlossen. Wir haben bisher jahrelang an die Brauwirtschaft appelliert, langfristige Verträge abzuschließen. Jetzt wo konkrete Angebote auf dem Tisch liegen, sollte jeder Pflanzer, der in Zukunft Hopfen produzieren will, kritisch hinterfragen, ob er nicht jetzt auch Verträge abschließt.

Angesichts der aktuellen Vorkontraktsangebote für Bitterhopfen fragen in der Geschäftsstelle verstärkt Hopfenpflanzer bezüglich einer Empfehlung für Vorkontrakte 2011 bis einschließlich 2013 nach. Dies ist grundsätzlich zunächst eine sehr schwierige Aufgabe, weil die weitere Entwicklung nur schwer absehbar ist. Zwar ist einerseits davon auszugehen, dass in Deutschland nicht ohne weiteres Neuflächen in größerem Umfang hinzukommen, da unsere Hopfenbaubetriebe in den vergangenen Jahren einfach zuviel Kapital verloren haben und zunächst angestaute Neuinvestitionen etc. durchgeführt werden müssen. Andererseits ist natürlich fraglich, wie die amerikanischen Farmer in den kommenden Jahren reagieren werden, da wir ja wissen, dass Hochalphahopfen im Yakima Tal bereits im ersten Jahr im Vollertrag steht. Ein großes Fragezeichen steht auch nach wie vor hinter China, wenngleich die Chinesen unseres Erachtens vorerst nur für den inländischen Markt produzieren können.

Zu bedenken ist schließlich, dass es aus rein allgemeinen und marktpolitischen Überlegungen heraus heute für den Hopfenstandort Deutschland natürlich gerade im Bitterbereich schon sehr wichtig ist, für die weitere Zukunft unter Vertrag zu produzieren, soweit dies die Kalkulation und der Markt zuläßt.

Strukturwandel in Deutschland abgebremst

Die bereits angesprochene Anbaustatistik in Deutschland signalisiert auch für 2007, dass der Strukturwandel der Hopfenbaubetriebe weiter voranschreitet. Allerdings dürfte er für die kommenden Jahre deutlich abgebremst werden, da viele Betriebe, für die eigentlich der Ausstieg aus der Produktion in diesem oder in den beiden kommenden Jahren schon feststand, aufgrund der besseren Vermarktungschancen auf dem Hopfenmarkt noch in der Produktion verbleiben.

Spätestens mit dem nächsten Umschwung auf dem Hopfenmarkt ist jedoch von einer verstärkten Fortsetzung des Strukturwandels auszugehen.

Dazu gibt es mittlerweile auch neuere Erkenntnisse, wie z. B. aus einer Diplomarbeit von Herrn Weingart, Student in Weihenstephan, der statistisch und durch Umfragen abgesichert Prognosen für die Hallertau mit vielleicht noch 600 - 700 Hopfenbaubetrieben im Jahre 2025 vorzeichnet. Dabei steigt allerdings die Qualifikation der Betriebsinhaber enorm an bei permanent wachsenden Betriebseinheiten im statistischen Mittel ab 16 Hektar Betriebsgröße. Dies ist wie gesagt eine Prognoseszenario, das jedoch auch unsere eigenen Überlegungen im Verband vom Grundsatz her bestätigt. Und natürlich auch die Gestaltung unserer zukünftigen Verbandsarbeit entsprechend beeinflussen muß.

Unter all den vorgenannten Vorbehalten gibt es mittelfristig für den Hopfenanbau in Deutschland und in der Hallertau auf jeden Fall eine realistische Chance für mehr Einkommensstabilität, d. h. Hopfenpflanzer in Deutschland zu sein hat Zukunft!

Herausforderungen für die Zukunft

Adäquate Versorgung des Marktes

Nachdem die Weltbrauwirtschaft mittlerweile sehr deutlich ihre Bereitschaft zu einer langfristigen Kooperation signalisiert, muß es auch von der Erzeugerseite her unser Ziel sein, die Produktion langfristig kalkulierbar abzusichern.

Wie bereits gesagt, ist es dabei marktpolitisch und allgemeinwirtschaftlich speziell bei Bitterhopfen wichtig für die Zukunft, möglichst viel Hopfen unter Vertrag zu produzieren, soweit dies die Kalkulation und der Markt zulassen.

Wir haben weder gesamtwirtschaftlich noch sie als Pflanzer - Ausnahmen bestätigen die Regel - ein wirtschaftliches Interesse an übertriebenen, kurzfristigen Preisspitzen wie in der Vergangenheit, die bezogen auf das gesamte Anbaugebiet produzierte Gesamternte nur ein "Tropfen auf den heißen Stein" waren.

Insofern sind wir von der Erzeugerseite und auch von Verbandsseite her momentan schon gefordert, langfristige Strategien in Richtung Brauwirtschaft zu diskutieren.

Der Hopfenbaustandort Deutschland und insbesondere die Hallertau hat zwar den weltweiten Verdrängungswettbewerb der letzten 15 Jahren "gewonnen", aber wir stehen sowohl marktpolitisch, wie soeben erwähnt, als auch was unsere Verbandsarbeit angeht, bezüglich der Erhaltung der politischen Rahmenbedingungen für die Hopfenproduktion

weiterhin vor großen Herausforderungen sowohl für die Hopfenpflanzer, als auch für die Hopfenwirtschaft insgesamt. Das möchte ich ihnen anhand aktueller Themen und Beispiele aus unserer Verbandsarbeit in der gebotenen Kürze etwas verdeutlichen:

Saisonarbeitskräfte

Neben den Energiekosten, die bei den variablen Kosten im Durchschnitt mit 25 Prozent durchschlagen und die wir auch in Zukunft kritisch beobachten müssen, spielen bei einem durchschnittlichen Arbeitsstundenaufwand von 280 Std. / Hektar selbstverständlich die Arbeitskosten eine enorme Rolle.

Größer ist dabei jedoch unsere Sorge, dass wir auch weiterhin geeignete und motivierte Saisonarbeitskräfte für unsere Arbeitsspitzen mobilisieren können. Dies könnte sonst ein echter limitierender Faktor für den Hopfenbaustandort Deutschland werden.

Wir haben daher bei unserem kürzlichen Spitzengespräch mit Herrn Landwirtschaftsminister Horst Seehofer u. a. dieses Thema mit oberster Priorität diskutiert. In Anbaugebieten wie der Hallertau mit einer annähernden Vollbeschäftigung ist es trotz aller unternommener Anstrengungen unmöglich, für unsere Hopfenpflanzer 10 Prozent der Saisonarbeitskräfte generell über den deutschen Arbeitsmarkt zu beschaffen. Wir fordern daher nach wie vor eine 100 prozentige Bedarfsdeckung über unsere bewährten Kontakte in Osteuropa. Zudem brauchen wir für die Überwindung kurzfristiger Engpässe ein flexibles und einfach zu handhabendes Umvermittlungsverfahren von Betrieb zu Betrieb.

Pflanzenschutz und Qualitätssicherung

Auch in Zukunft wird uns das Thema Pflanzenschutz jährlich vor neue Herausforderungen stellen, wenn man

beispielsweise verfolgt, was sich zur Zeit einige Politiker auf EU-Ebene an unnötigen und in der Regel von der Ideologie getragenen Verschärfungen ausdenken. Es wird immer schwieriger, praxisgerechte Lösungen zu finden. Dies gelingt uns von Verbandsseite nur, weil wir seit Anfang der 90er Jahre gezielt und permanent mit den zuständigen Zulassungsbehörden und der Pflanzenschutzindustrie und nicht zuletzt mit den politischen Entscheidungsträgern konstruktiv und vertrauensvoll zusammenarbeiten. So sind wir bereits seit Jahren im sog. Reduktionsprogramm, das noch von Frau Künast ins Leben gerufen wurde, aktiv. Dies wird uns spätestens dann zugute kommen, wenn nach dem Willen des europäischen Gesetzgebers, derartige Reduktionsprogramme in Zukunft Gesetzeskraft erlangen werden. Insofern ist es sehr wichtig, dass wir gerade im Bereich Pflanzenschutz die langfristige politische Perspektive und unsere entsprechende Strategie nicht aus den Augen verlieren.

In diesem Zusammenhang sind Veranstaltungen zu sehen, die wir kürzlich im Rahmen einer Expertenexkursion mit Mitarbeitern des Umweltbundesamtes in der Hallertau an konkreten Projektbeispielen durchgeführt haben.

Aber auch zur Bewältigung kurzfristiger Problemstellungen hat sich die Verbandsstrategie und insbesondere die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Zulassungsbehörden und der Industrie bewährt. Nicht von ungefähr und mit einem erheblichen Aufwand hinter den Kulissen kamen 2007 dabei in drei Indikationsbereichen dringend benötigte Notgenehmigungen zustande für den Bereich Hopfenputzen, Bodenschädlingsbekämpfung und

zuletzt im Insektizidbereich zur Absicherung der Blattlausbekämpfung.

Hopfenmarktordnung

Ohne größeres Aufsehen in der Öffentlichkeit zu verursachen, haben wir von Verbandsseite auch die erneute Reform der Hopfenmarktordnung begleitet und dafür gesorgt, dass die wichtigsten Kernbestimmungen aus der alten Einzelhopfenmarktordnung "bei der Überführung in eine gemeinsame Marktordnung für alle Kulturen" aufrecht erhalten bleiben und nicht durch den bekannten Regulierungsraster der EU-Kommission fallen. Dabei ist es uns mit Unterstützung des Internationalen Hopfenbaubüros auch gelungen, für den Bereich der Hopfenzertifizierung eine internationale Sortenliste zu installieren, die von nun an jährlich aktualisiert werden soll und bei der Zertifizierung zu beachten ist.

Hopfenlieferungsvertrag

Haben wir uns im vergangenen Jahr mit dem Hopfenwirtschaftsverband noch in punkto Alphatabelle ohne Ergebnis- aus heutiger Sicht Gott sei Dank - vom Verhandlungstisch erhoben, so hatten wir in den vergangenen Monaten u. a. das Thema der Partieeinteilung bei Vertragshopfen, die zur Zeit von den Handelshäusern durch entsprechende Optimierungsprogramme durchgeführt wird, auf der Tagesordnung. Auch in diesem Punkt haben wir unter Hinzuziehung unserer Rechtsanwaltskanzlei einer Verlagerung der Partieeinteilung von Vertragshopfen in den Verantwortungsbereich des Pflanzers nicht zugestimmt.

Im Übrigen wurden im Bereich der allgemeinen Lieferbestimmungen für den Hopfenlieferungsvertrag verschiedene redaktionelle Änderungen vorgenommen, wie sie sie der nächsten Hopfen-Rundschau entnehmen können.

So wurde die unbedenkliche Vertragsmenge für die Sorte Herkules vorläufig festgelegt mit 2700 kg Rohhopfen / Hektar bzw. 400 kg Alpha / Hektar Altflächen.

Absatzförderung und Öffentlichkeitsarbeit

Klappern gehört zum Handwerk. Deshalb versuchen wir auch von Verbandsseite durch eine effiziente Öffentlichkeitsarbeit gegenüber dem Verbraucher und eine gezielte Absatzförderung gegenüber dem internationalen Fachpublikum den Bekanntheitsgrad und die Vorzüglichkeit des deutschen und des hallertauer Hopfens permanent auszubauen. Wir informieren dazu in dankenswerter Zusammenarbeit mit der CMA und der HVG nicht nur jährlich auf der internationalen Braufachmesse und über unsere eigens geschaffene internationale Fachzeitschrift Hopfen-Rundschau International die Brauereivertreter in aller Welt.

Vielmehr versuchen wir auch durch weitere, neue Marketingaktionen, wie z. B. heuer im Frühjahr auf der Craft Brewers Conference in Austin/Texas/USA neue Absatzmärkte für unsere Hopfen zu gewinnen. Dabei gehen wir sogar soweit, wie in diesem Jahr in Texas, dass wir neben Aromahopfenmustern unser eigens eingebrautes Bier mitnehmen, um das Fachpublikum noch näher an unsere Qualitätshopfen aus Deutschland und der Hallertau heranzuführen.

Die Resonanz in Texas war in diesem Jahr derart beeindruckend, dass wir auch für die amerikanische Fachmesse im April 2008 in San Diego über einen weiteren Messeauftritt nachdenken.

Gegenüber der breiten Öffentlichkeit haben wir mit der Ernennung des Hopfens zur Arzneipflanze des Jahres 2007 in diesem Jahr natürlich im Rahmen unserer Öffentlichkeitsarbeit "offene Türen". So präsentierten wir von Verbandsseite bereits im Januar diesen Jahres im Rahmen der Internationalen Grünen Woche in Berlin, auf Einladung von Minister Horst Seehofer, den Hopfen im Allgemeinen und seine besonderen Eigenschaften als Arznei- und Heilpflanze.

Auch diese Aktion bekam ein derart gutes Feedback in der Öffentlichkeit, dass wir nach einer erneuten Einladung des Bundeslandwirtschaftsministeriums in Bonn im Rahmen der kommenden Grünen Woche eine nochmals verbesserte und erweiterte Messepräsenz planen.

Zum Thema Arzneipflanze Hopfen konnten sie darüber hinaus ja bereits vielfachen Presseberichten entnehmen, dass die deutsche Hopfenwirtschaft, auch unter Beteiligung des Hopfenpflanzerverbandes und unter Leitung des Deutschen Hopfenmuseums in Wolnzach die Wanderausstellung "Arzneipflanze Hopfen" ins Leben gerufen hat, die mittlerweile lebhaft nachgefragt wird und den Bekanntheitsgrad des Hopfens in der Öffentlichkeit in ganz Deutschland und darüber hinaus weiter fördern soll. Neben der dankenswerten finanziellen Unterstützung dieses Projektes durch Herrn Staatsminister Miller haben mittlerweile zahlreiche Sponsoren, darunter auch einige Siegelgemeinden, das Projekt wirtschaftlich voran getrieben. Zuletzt konnte der Vorsitzende des Arbeitskreises der bayerischen Hopfensparkassen, Herr Koziel, im Rahmen einer Arbeitstagung mit der Hopfenwirtschaft eine Gesamtspende der bayerischen Hopfensparkassen in Höhe von sage und schreibe ? 15 500,- an die zuständige Projektgruppe der Hopfenwirtschaft überreichen. Herzlichen Dank!

Initiativen zur Weiterentwicklung der Wettbewerbsfähigkeit

Der Wettbewerb auf dem internationalen Hopfenmarkt läßt keinerlei Stillstand zu. Das Gebot ist vielmehr in allen Bereichen der Produktionstechnik, der Züchtung, der Forschung und auch im Rahmen der Vermarktung nach neuen Wegen und Lösungen zu suchen, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit ständig weiter zu entwickeln.

In diesem Zusammenhang hat der Verband deutscher Hopfenpflanzer e. V. in Zusammenarbeit mit dem Bundeslandwirtschaftsministerium in Bonn und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung im kommenden Frühjahr, voraussichtlich Ende Mai, die Durchführung eines internationalen Symposiums mit dem Thema "Hopfenanbau 2020?" initiiert.

Ziel dieser Veranstaltung ist es, durch kompetente Referenten aus allen Bereichen der Produktions- und Erntetechnik, der Züchtung, der Forschung und der Vermarktung den derzeitigen Status Quo im internationalen Vergleich zu analysieren und gleichzeitig Lösungs- und Entwicklungsansätze für die Zukunft des Hopfenanbaus zu finden, um anschließend durch die Initiative von entsprechenden Forschungs- und Entwicklungsprogrammen sinnvolle Lösungsansätze baldmöglichst in die Praxis umzusetzen.

Bereits Mitte der 90er Jahre hat die deutsche Hopfenwirtschaft einmal mehr bewiesen, dass sie in der Lage ist, durch echte Innovationen ihre Wettbewerbsfähigkeit am Weltmarkt auszubauen, wenn sie sich an die gravierenden Umbrüche allein in der Hopfenlogistik und im Rahmen der Hopfenzertifizierung erinnern, die heute Standard sind und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen

Hopfenproduktion ganz maßgeblich gesteigert und zukunftsfähig gemacht haben.

Einschätzung der Hopfenernte 2007

Je nachdem wie sich die Witterung weiter entwickelt, werden wir aller Voraussicht nach am 20. August mit der Ernte der frühen Sorten in der Hallertau beginnen, auf den sandigeren Standorten evtl. noch etwas früher. Von großem Interesse ist daher natürlich heute eine erste allgemeine Einschätzung der Ernte zu wagen, noch dazu in einer so besonderen Marktsituation, wie vorher kurz umrissen.

Im Laufe dieser Woche haben wir uns in unseren Verbandsgremien zunächst im Beirat, dann im Rahmen der Fachwarteversammlung langsam aber sicher an eine konkrete Einschätzung der Ernte herangewagt, die ich ihnen nachfolgend kurz erläutern darf:

Hallertau:

Die Einschätzung der kommenden Hopfenernte in der Hallertau wurde von unseren Hopfenfachwarten am vergangenen Mittwoch in Aiglsbach Siegelbezirksweise vorgenommen. Dabei reichten die jeweiligen Schätzungen nach dem derzeitigen Pflanzenstand jeweils im Bezug auf die Vorjahresernte von minus 8 Prozent für Hohenwart bis zu plus 10 Prozent für Hersbruck.

Hier im Siegelbezirk Au beispielsweise schätzen unsere Fachwarte eine um 5 Prozent stärkere Hopfenernte als im vergangenen Jahr.

Im Durchschnitt aller 14 Siegelbezirke der Hallertau ergibt dies eine Steigerung gegenüber der Ernte 2006 (485 000 Ztr.) in Höhe von 4 Prozent oder umgerechnet 505 000 Ztr. für die Hallertau.

Die gesamte deutsche Hopfenernte, zu denen neben der Hallertau, die Anbaugebiete Tettnang, Spalt und Elbe-Saale gehören, liegt nach unseren derzeitigen Informationen durchschnittlich ca. 7 Prozent über der Ernte 2006 ( 570 000 Ztr.) oder umgerechnet bei ca. 610 000 Ztr.

So werden wir auch unsere Zahlen im Rahmen der Wirtschaftskommission des Internationalen Hopfenbaubüros beim Hopfenbaukongreß in Yakima/USA nächste Woche präsentieren.

Die offizielle Ernteschätzung durch die amtliche Schätzkommission mit Vertretern des Landwirtschaftsministeriums, des Brauerbundes, des Hopfenpflanzerverbandes und des Hopfenwirtschaftsverbandes, werden ihre Schätzung in der Hallertau am 21. /22 August durchführen. Bis dahin wissen wir dann auch, wie die offizielle Ernteschätzung für die gesamte deutsche Hopfenernte lautet.

Was wir momentan aus dem internationalen Hopfenanbau hören, gibt es derzeit zumindest keinerlei Informationen, die auf eine überdurchschnittliche Ernte bei unseren Hauptwettbewerbern, wie insbesondere den USA, hindeuten würde.

Aus USA war vielmehr zu erfahren, dass die Junghopfen in diesem Jahr nicht wie sonst üblich, bereits im ersten Jahr vollen Ertrag bringen. Auch in Idaho hat es angeblich auf der

Busch Farm Hagelschäden größeren Umfangs bei den dort angebauten Aromahopfen der Brauerei gegeben.

Zum Abschluß darf ich ihnen, verehrte Hopfenpflanzer nun eine unfallfreie und erfolgreiche Hopfenernte wünschen und - soweit sie noch über Freihopfen verfügen - eine glückliche Hand bei der Vermarktung im heurigen Freihopfenmarkt.

Hopfen und Malz Gott erhalt's!

(Es gilt das gesprochene Wort)
Bei Rückfragen Tel.: 08442 957 210

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