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Käser träumt von Inklusion

(Hohenwart / Pfaffenhofen , rt)


 

Snoezeloen, das ist ein Kunstwort aus dem niederländischen "snuffelen" und "doezelen", was übersetzt etwa schnüffeln und schlummern bedeutet. Es ist auch eine Methode der Entspannung insbesondere mit Hilfe von Obertonklängen. Liegend wird man von leisen Klängen und Lichteffekten eingelullt. Erleben kann man dies in einer der Räume, die bei Regens-Wagner den Bewohnern zur Entspannung dienen. Aber auch im Wasserklangbett, das ebensolche Zwecke erfüllt, fühlte sich SPD-Landtagskandidat Markus Käser beim informativen Rundgang sichtlich wohl, als er kurz zum Probeliegen zusammen mit Verena Bentele, der blinden Weltbehindertensportlerin des Jahres 2011, antrat.

Bentele kam aber nicht zum Ausruhen in die Regens-Wagner-Einrichtungen, ganz im Gegenteil. Sie hat sich eingehend über eine der großen Fördereinrichtung für Menschen mit Behinderung informiert, um dann im Anschluss in einem öffentlichen Vortrag für Inklusion und Sport zu werben. Bentele ist übrigens zur gleichen Thematik auch beratend im Wahlkampfteam von Christian Ude, dem SPD-Anwärter auf den Sessel des bayerischen Ministerpräsidenten, engagiert.

 


 

Käser warnte in seinen Begrüßungsworten davor, Inklusion als Modewort zu verwenden. "Es ist vielmehr eine gesellschaftliche Herausforderung", so der SPD-Landtagskandidat, "über die Aufklärung dringend notwendig ist." Dabei sei aber auch klar, dass der Begriff noch nicht genau definiert sei und man ihn wohl so umschreiben könne, dass jede Person in ihrer Individualität von der Gesellschaft akzeptiert werde und die Möglichkeit habe, uneingeschränkt an ihrem Tun teilzuhaben. "Jeder von uns hat ein Handikap" postulierte Käser dazu. Oder anders formuliert: "Anderssein ist normal." In Pfaffenhofen, so Käser, sei der Mut zur Inklusion zwar schon jetzt groß, "doch es gibt noch viel Aufklärungsbedarf." So sei etwa die experimentelle inklusive Kita in der Kreisstadt zwar von den Kommunalpolitikern abgesegnet worden, doch "glaube ich nicht, dass alle verstanden haben, was dort passiert", so die Vermutung Käsers.

 


Bentele bezeichnete Inklusion als spannend, weil sie so vielschichtig sei und es stelle sich jetzt die Frage, wie man Hindernisse in jeglicher Form abbauen könne. Sport erfülle dabei eine Vorbildfunktion für Inklusion und könne als eine Brücke dienen. "Jeder Mensch hat Potenzial, das er ausschöpfen kann", so die Ansicht Benteles. Am Beispiel ihrer sportlichen Laufbahn zeigte die Athletin auf, wie das Zusammenwirken von Menschen mit und ohne Behinderung erfolgreich funktionieren kann. Bentele ist vielfach siegreich als Biathletin und Skilangläuferin gewesen, bestieg erst im vergangenen Februar den 5895 Meter über dem Meer gelegenen Kilimandscharo in Afrika und absolvierte unlängst ein Radrennen im Tandem von Oslo nach Trondheim. "Barrieren im Kopf müssen eingerissen werden, dann funktioniert auch Inklusion", gab Bentele, die ihre Sportkarriere mittlerweile aufgegeben hat und nun unter anderem als Motivationscoach tätig ist, an ihre Zuhörer weiter. Was sie aber besonders ärgere, das wollte sie zum Ende ihres Vortrages noch loswerden: Behinderte Menschen mit Assistenzbedarf dürften nur über ein Privatvermögen von maximal 2 600 Euro verfügen. Das sei nicht richtig und sollte schleunigst mit politischem Druck geändert werden.

 


Willi Käser, Gesamtleiter bei Regens-Wagner in Hohenwart, betonte, dass Inklusion nicht zum Nulltarif zu bekommen sei. Die Politik sei nun gefordert, die entsprechenden Weichen zu stellen. "Wichtig ist", so Käser, "dass sich etwa auch Vereine und Verbände mit der Politik vernetzen." Inklusion finde bei Regens-Wagner bereits mit der Veranstaltung von Konzerten oder im Projektkaffee, um nur einige Beispiele zu nennen, statt.
 

Geschenke bekam Bentele von Willi Käser in Form einer Filztasche, gefüllt mit Produkten aus den Regens-Wagner-Werkstätten, und Hohenwarts Bürgermeister Manfred Russer (CSU) überreichte eine Porzellanvase. 

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