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Lästig werden, dann klappt's auch mit dem Biber

(Hög, rt)

Zu Gast bei der Hauptversammlung des regionalen Bayerischen Bauernverbandes war auch dessen Bezirkspräsident für Oberbayern, Anton Kreitmair (2.v.r).

 

Über die Zukunft der bayerischen Agrarpolitik sprach unlängst der Bezirkspräsident für Oberbayern im Bayerischen Bauernverband (BBV) und christsoziale Landtagsabgeordnete Anton Kreitmair im Höger Gasthof Gigl. Anlass dazu war die diesjährige regionale Hauptversammlung der Landwirte-Interessenvertretung. Im Gespräch bleibt weiterhin der Biber als Konflikttier. Doch auch der Umgang mit landwirtschaftlichen Flächen treibt die Bauern um.

König wies nach seiner Begrüßung zunächst auf die Möglichkeit eines Datenpakets zur Führung des Jagdkatasters hin, bekannt unter der Bezeichnung „Digitalisierung – Webservice Jagdkataster“. Das herkömmliche Jagdkataster sei mit jährlichen Kosten von 200 Euro „einfach zu teuer für uns“, so König. Dann kam er auf den Flächenverbrauch zu sprechen.

„Wir sind in einer Boom-Region“, seit dem Jahr 1960 habe man 840.000 Hektar an Fläche verloren. König appellierte, die wirtschaftliche Nutzfläche zu bewahren. „Wenn wir so weitermachen, dann bauen wir halt nichts mehr an“, prophezeite der Kreisobmann. Die Bauern müssten sich für ihr Eigentum einsetzen und bei kommunalen Planungsvorhaben mehr auf den daraus folgenden Flächenverbrauch achten. Auch der Biber war im Fokus von König: Demnächst werde man sich zu diesem Thema mit Vertretern der Wasserverbände und den Bürgermeistern aus Vohburg, Münchsmünster und Ernsgaden zusammen mit den Biberbeauftragten an einen Tisch setzen. Erkundet werden sollte dabei, „wo man ihn wegtun oder lassen kann.“ Eine weitere Runde werde es kommendes Jahr für Manching und Reichertshofen geben.

Der stellvertretende BBV-Kreisobmann Siegfried Ederer sprach die PFC-Belastung des Grundwassers durch Löschschaum am Flugplatz Manching an. Zielführend werde dort nur eine politische Lösung sein. Um eine rechtliche Vertretung würden die betroffenen Anwohner wohl nicht herumkommen; eine Interessengemeinschaft wäre der richtige Weg. Ederers Augenmerk galt ferner der drohenden Afrikanischen Schweinepest (ASP), die im vergangenen Sommer 2017 in der Tschechischen Republik und in Rumänien festgestellt wurde. Es drohe die Einschleppung nach Bayern. Ederer empfahl, sich rechtzeitig dagegen zu versichern. Je länger man damit warte, desto teurer könnte es werden. Für den Menschen sei die ASP ungefährlich, in Schweinebeständen könne sie jedoch dramatische Auswirkungen haben, weil sehr viele Tiere erkranken und dann sterben. Zudem würden bei einem Ausbruch sofort Handelssperren ausgesprochen.

 

 

Bauernpräsident ist auf Biber und dritten Nationalpark nicht gut zu sprechen

Kreitmair ging zunächst auf die aktuellen Koalitionsverhandlungen in Berlin ein. Man sei an einem Stadium angekommen, wo man „nicht mehr in der Lage ist, zu handeln, weil man nicht mehr miteinander spricht.“ Problematisch sei überdies, dass selbst Minister nichts mehr entscheiden könnten, und zwar wegen ihrer Beamten. „Das kostet verdammt viel Nerven.“ Kreitmair forderte dazu auf, die Landwirtschaft und die Bauern wieder mehr zu schätzen. „Jeder, der Landwirt ist, ist eine Bereicherung für das Dorf.“ Deswegen fordere er einen fairen Umgang miteinander. Gleichzeitig warnte Kreitmair vor dem Aussterben des Berufsstandes: „Ein aufgelassener Hof wird in der Regel nie mehr aktiviert.“ Ebenso warnte der Politiker davor, leichtfertig Grund abzugeben. Bei Kommunen spiele es keine Rolle, was dessen Erwerb koste. „Jede Baulandausweisung wird von der gemeinde entschieden – dann aber über Flächenverbrauch schimpfen“, merkte er an. Gegenwärtig gingen die Grundstückspreise durch die Decke.

Kreitmair wies darauf hin, dass selbst kleinere Höfe bei Hektarpreisen von 120.000 Euro oftmals schon Millionenwerte bedeuten. Zum Thema Baulandverkauf gebe es Überlegungen zu einem steuerfreien Verkauf bei Reinvestition etwa mit anschließendem Mietwohnungsbau. Zum Bedarf nach Ausgleichsflächen bei Baulandausweisungen sagte Kreitmair: „Wir sind bereit, gegen saubere Entschädigung Grund zur Verfügung zu stellen“ Der Bezirkspräsident plädierte auch für eine geordnete Hofübergabe. Große Sorge äußerte Kreitmair darüber, dass die Steuerfreiheit schon in Kürze wegfallen könnte: „Wir sind nicht weit weg davon.“ Die Neidgesellschaft sei extrem und steige.

Zur Diskussion um die Verlängerung der Zulassung des umstrittenen Herbizits Glyphosat prognostizierte Kreitmeiner, dass es noch für bis zu fünf Jahre im Handel sein werde. Auch mit einem Verbot könnten die Bauern leben. Doch werde oftmals übersehen, dass das Mittel auch bei Kommunen, der Bahn und im Privatbereich verwendet wird.

Den Biber als Konflikttier für den Landwirt griff auch Kreitmair auf: „Das Problem kann man ganz einfach beseitigen, man muss im Landratsamt nur lästig werden.“ Den Mitarbeitern des Landkreises stünde eine gesetzeskonforme Lösung ja zur Verfügung: „Man muss sie fordern, gegebenenfalls Rechnungen schreiben.“

Auch den von der Staatsregierung gewünschten dritten Nationalpark nahm der BBV-Bezirkspräsident und Abgeordnete ins Visier: „Ich sehe nicht ansatzweise die Notwendigkeit für einen Nationalpark in Bayern.“ Entschieden darüber werde in der Region. Doch könne man die Probleme der Welt auch anders lösen.

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