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Aufregung im Pfaffenhofener Tierheim

(Pfaffenhofen, rt)

Eine der Pörnbacher Hündinnen mit beeindruckendem Schicksal, von dem im Beitrag die Rede ist. Fotos: Alfred Raths, Sandra Lob, Manuela Braunmüller

 

Aufregende Stunden erlebten nicht nur die Besucher am vergangenen Sonntag beim Tag der offenen Tierheim-Tür in der Pfaffenhofener Tierherberge. Auch für die Mitarbeiter war es ein bewegender Tag. Denn einerseits ging es um die erste öffentliche Vorstellung von Schäferhunde-Welpen, die unter dramatischen Begleitumständen in das Tierheim gelangten und es wurde eine nicht unerhebliche Anzahl von der Polizei sichergestellter Nager angeliefert.

Zwischen 13 und 18 Uhr nutzten mehrere Hundert interessierte Gäste die Gelegenheit, sich ein Bild von den tierischen Bewohner zum machen und zudem deren Pfleger kennenzulernen, die sie Tag für Tag zumeist ehrenamtlich versorgen. Was die Besucher nur am Rande mitbekamen: In der Tierherberge wurden am Nachmittag beinahe 100 Ratten und Mäuse angeliefert, die von der Polizei vor etwa einer Woche nach Aufdeckung eines der größte illegalen Tiertransport in Deutschland auf der A6 bei Amberg konfisziert wurden. Im Rahmen der gegenseitigen Hilfe unter Tierheimen war man bereit, einen Teil der insgesamt ungefähr 7.000 überwiegend Nager aufzunehmen.

 

Pancho sucht nach einem neuen Zuhause. 

 

Die Kleintiere waren auf engstem Raum in Boxen gepfercht worden, sagte Tierheimvorsitzende Manuela Braunmüller. Es habe sich um geschützte Arten wie Chamäleons und Axolotl (Schwanzlurche) gehandelt, mehrheitlich aber um Ratten, Mäuse, Kaninchen, Meerschweinchen sowie Spinnen und Insekten. Es wird derzeit gemutmaßt, dass die Viecherl als Lebendfutter in Zoos im benachbarten Ausland hätten verfüttert werden sollen.

Gekommen war der Transporter laut Polizeiangaben aus Tschechien. In zehn Tierheime innerhalb Bayerns, womöglich auch noch in weiteren in Baden-Württemberg und Hessen, werden die Ratten und Mäuse vorläufig unterkommen. Was die ohnehin nicht einfache Frage nach der Vermittlung der Tiere anbelangt, so ist offen, wer sich dieser großen Zahl an Tieren annehmen will. Laut Recherchen des Bayerischen Rundfunks habe sich unlängst die tschechische Absender-Firma gemeldet, wie Polizei und Staatsanwaltschaft Amberg mitgeteilt hätten. Demnach habe das Unternehmen auf das Eigentum an den Tieren verzichtet.

 

Sandra Lob kümmerte sich um etliche Ratten, die von der Polizei bei Amberg sichergestellt wurden und vom dortigen Tierheim nun auf weitere Tierheime in Bayern und andere Bundesländer verteilt werden.

 

2.800 Mäuse und über 400 Ratten in Amberg suchen jedenfalls aktuell noch immer nach einem neuen Zuhause. Nicht alle Tierheime verfügen nämlich - wie das in Pfaffenhofen - über ausbruchsichere Innengehege, die nicht aus Holz sind und speziell zur Haltung von Ratten benötigt werden. Zudem herrscht generell Platzmangel in den Tierheimen. Allerdings ist jetzt die Pfaffenhofener Tierherberge ebenfalls am Rande ihrer Kapazitäten angelangt. „Jetzt wird‘s eng“, meinte Braunmüller. Mit den nicht unerheblichen Futterkosten wird den Tierschützern wohl jetzt ein weiteres Problem ins Haus stehen. „Wir freuen uns natürlich über Futterspenden, Einstreu oder Sand, wie er etwa für Chinchillas verwendet wird“, so Lob.

 


All diese Welpen stehen zur Vermittlung an. 

 

Demnächst könnte es gegebenenfalls in der Hundeabteilung einige Abgänge geben. Dort warten nämlich acht Schäferhund- Mischlingswelpen auf neue Besitzer. Die Umstände unter denen ihre Mutter ins Tierheim gelangten, sind nicht weniger dramatisch: In Pörnbach musste eine allein lebende Frau vergangenen Sommer ins Krankenhaus und verstarb kurz darauf. Auf ihrem mehr als 10.000 Quadratmeter großen Grundstück liefen sechs Hündinnen und zwei Rüden frei umher. Der Polizeihundeführer rief die Tierheimmitarbeiter zu Hilfe. Das Areal bot einen schockierenden Anblick, denn es war übersät mit Skelettteilen. „Es wird davon ausgegangen, dass die Hunde auch mit lebenden Ziegen gefüttert wurden“, so Tierheimleiterin Sandra Lob. Auf dem Grundstück habe man Kadaver gefunden. Offenbar gab es in der Vergangenheit auch einen oder mehrere Lieferanten von Schafen. Die Funde lassen ebenfalls Rückschlüsse auf Schlachtabfälle zu. Die Tierheimmitarbeiter kümmern sich rührend um die Hunde, die mittlerweile kastriert wurden und einen umfassenden gesundheitlichen Check hinter sich haben.

 

Eine der Mischlings-Schäferhündinnen, die vermutlich dauerhaft im Pfaffenhofener Tierheim bleiben muss.

Aufnahmen vom Pörnbacher Grundstück in dem die zahlreichen Teile von Skeletten gefunden wurden.

 

Die Bindung zum Menschen sei bei den Mischlingen – es dürfte sich nach Einschätzung der Tierheimleitung um Schäferhund und die Jagdhundrasse Podenco Ibicenco handeln – gelinde gesagt mangelhaft. Allerdings seien die Hunde nicht aggressiv. „Eine Vermittlung wird schwer bis unmöglich“, so Lob. Wünschenswert und sinnvoller sei in diesem speziellen Fall eher eine Tierpatenschaft einzugehen. Die anderen Hündinnen und zwei Rüden sind übrigens vom einem benachbarten Tierheim aufgenommen worden. Da die zutraulichste Hündin tragend war, kamen in der Tierherberge acht gesunde Welpen zur Welt. „Sie bekommen nun eine artgerechte Sozialisierung und haben dadurch gute Chancen, in einigen Wochen in ein liebevolles Zuhause umziehen zu können“, so Braunmüller.

Die Pfaffenhofener Tierfreunde benötigen jetzt dringender denn je finanzielle Mittel für die Sicherung des Außengeländes der momentan insgesamt 13 Hunde. „Die wichtige Maßnahme würde wohl mindestens 15.000 Euro kosten“, meint Braunmüller.

 

Auch Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker schaute bei den Tierschützern vorbei, hier zusammen mit Manuela Braunmüller.

 

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