hallertau.info News

Rätselhaft spannend: Funde von La Tène

(Manching, ce)

Dr. Peter Jud beim Vortrag im Museum

Nur noch wenige Tage ist die Ausstellung über die Brücke von La Tène im Kelten- und Römermuseum zu sehen. Dr. Peter Jud ging in seinem Vortrag der Frage nach, ob es sich bei den zahlreichen Knochenfunden um Menschenopfer gehandelt habe. Der Wissenschaftler erklärte dabei in seinem knapp zweistündigen Vortrag, warum diese Frage nicht so einfach beantwortet werden kann, man aber letztlich nicht von Menschenopfern ausgehen kann. Die Funde von La Tène in der Schweiz sind so spektakulär, dass sie einer ganzen Epoche ihren Namen gaben: Die mittlere Eisenzeit, in der die Kelten lebten, wird als Latènezeit bezeichnet. Schon 1865 gab es erste Funde, von 1907 bis 1917 eine große Grabungskampagne, 2003 noch eine Notgrabung. Gerade die erste Grabung war mehr von Sammelleidenschaft geprägt, die Dokumentation entspricht keinesfalls heutigen wissenschaftlichen Ansprüchen.

Opferrituale der Kelten?

Die rund 2.500 Einzelfundstücke sind in der ganzen Welt verstreut. Die Kelten haben uns leider keine schriftlichen Quellen hinterlassen, die Forscher sind auf die Funde angewiesen. Selbst jene berühmte Stelle bei Cäsar über die Kelten und ihre angeblichen Opferhandlungen entstand erst 200 Jahre später. Neueste Forschungsmethoden wie die C-14-Methode und die Dendrochronologie bestätigen die früher vermutete Datierung der La-Tène-Funde im 3. vorchristlichen Jahrhundert.
Museumsleiter Dr. David freute sich, mit Dr. Jud nicht nur einen der führenden Keltenarchäologen Europas begrüßen zu dürfen, sondern auch einen Ultramarathonläufer. Dr. Jud freute sich, seine Forschungsergebnisse aus der abgeschlossenen Welt der Wissenschaftler heraustragen zu können

So spektakulär und gruselig der Begriff „Menschenopfer“ klingt, so sehr er mit unserem Keltenbild als wildem, rätselhaften Volk korrespondiert, Dr. Jud hielt sich an die reine Forschung. In La Tène wurden neben zahlreichen Werkzeugen und Waffen auch viele Menschenknochen gefunden, ursprünglich wohl von mindestens 100 verschiedenen Menschen. Schon früh kam daher die Frage auf, ob es sich um eine Kult- oder Opferstätte handelte. Dr. Jud hab in den letzten Jahren zusammen mit Anthropologen die noch vorhandenen Knochen untersucht.

Knochensuche durch ganz Europa

Es war gar nicht so leicht, sie in den einzelnen Museen zusammenzusuchen, viele sind einfach verschollen. Selbst das medizinhistorische Museum der Charite in Berlin hatte Überreste. Insgesamt konnten Knochen von 16 Menschen untersucht werden, die ganz uneinheitliche Gewaltspuren aufweisen. Dr. Jud klärte auch den Begriff Menschenopfer und machte klar, dass unsere Vorstellung von irgendwie gearteten grausamen rituellen Handlungen bei Vollmond selbstverständlich nicht von Nutzen ist. Er macht die teils extrem fremden Rituale durchaus nachvollziehbar. Am Ende stellt Dr. Jud die Frage nach den Menschenopfern als Sackgasse dar, die so von der Archäologie nicht beantwortet werden kann. Auch wenn es bei den Kelten sicher Menschenopfer gab, so ist dies für La Tène nicht erklärbar.


Die Ausstellung ist noch bis zum 7.11. zu sehen.

Weniger gruselig, aber genauso rätselhaft wird es in der nächsten Sonderausstellung über „Brotlaibidole“ zugehen.

Spektakuläre Funde aus La Tène

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.