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Wer in alle Richtungen offen ist, der kann nicht ganz dicht sein

(Scheyern, rs)

Die Idee, ein alternatives Starkbierfest in Scheyern zu veranstalten, wurde vor annähernd einem Jahr von MdB Erich Irlstorfer anlässlich eines Vortrags von Landtagspräsidentin Barbara Stamm geboren. Nun, das Starkbierfest an sich hat in Scheyern lange Tradition; neu in diesem Jahr war einerseits der Auftritt des Fastenpredigers Pater Emeran in Ergänzung zum "Standardprogramm" vergangener Jahre. Angesichts des enormen Zuschauerzuspruchs wurde auch der Veranstaltungsort gewechselt und in den Wittelsbachersaal des Scheyrer Klosters eingezogen.

"Sehr verehrte Schwestern und Brüder des Starkbieres", begrüßte Erich Irlstorfer alias Pater Emeran die 300 erwartungsvollen Besucher im altehrwürdigen Wittelsbachersaal. Einige Jahre, so fuhr er fort, seien seit seiner letzten Fastenpredigt vergangen - in der Tat hatte Irlstorfer es sich bis vor zwei Jahren nicht nehmen lassen, die Starkbierzeit mit seinen Auftritten zu begleiten. Aber nun? "Ja, du dappiger Badder, was duast du dir no grod o?!" Den humoristischen Gipfel würde er erklimmen, wenn das Publikum ihm ein überschäumendes "Eha" oder besser noch ein " Aha, eam schau oh" entgegenbringen würde.


Amüsierten sich köstlich, obwohl sie manchmal höchstselbst das Ziel des Derbleckens waren: Pater Lukas Wirth (von links), Abt Markus Eller, 3. Bürgermeisterin Alice Köstler-Hösl, Landrat Martin Wolf, Bürgermeister Manfred Sterz

Aus christlicher Überzeugung und auf Rat von Pater Lukas trinke man während der Fastenzeit täglich seine 4 Halbe Starkbier - "aber vom Alkohol lass ich konsequent meine Finger". Auch die "Mutti" in Berlin und die Schwesternpartei CDU bekamen von der Kunstperson Pater Emeran ihr Fett weg: "Wer in alle Richtungen offen ist, der kann nicht ganz dicht sein!" Regional thematisiert wurden in der Predigt der erneute Aufwärmversuch der Panzer-Affäre durch Florian Simbeck und die Kandidatur Markus Käsers als SPD Landesvorsitzender. Dieser solle doch zunächst einmal den "Reserve-Clown" in den Griff bekommen.

Der Irlstorfer habe sich doch selber eingeladen, mokierte sich der Stamm-Kabarettist des Scheyrer Starkbierfests Florian Erdle zunächst, um dann feststellen zu müssen, dass das mit der "Diät"enerhöhung in Berlin so nicht ganz stimmen könne angesichts der Statur des Abgeordneten: "Schaugt's eam Eich doch o, den Irlstorfer!" Probleme, so der Pfaffenhofener Stadtjurist weiter, würden in Scheyern nicht gelöst, sie würden nur verschoben. Die Gemeinde halte nicht einfach stur an einem Fehler fest, sie löst ihn gleich durch den nächsten. Beispiele gebe es ausreichend: so etwa die fehlenden Abstimmungen in Um- und Ausbau der Kinderkrippe verbunden mit dem Umzug der Schützen in den Keller des Gebäudes. "Euernbach hat seine Schlossschützen, Scheyern die Kellerschützen." Der Kleinfeld-Fußballplatz des Sportvereins sei ja kurzzeitig tatsächlich bespielbar gewesen - und es habe gerüchteweise auch eine Mannschaft gegeben, die zum richtigen Zeitpunkt auf dem Platz gewesen sei - , jetzt erinnere das Spielfeld jedoch wieder eher an ein Regenrückhaltebecken.


Musikalische Unterstützung erfuhr Professor Wol Pertinger (Sepp Gremminger, links) durch "Mutti" Birgit Streibich und Siegi Einödshofer

Den Abschluss der kabarettistischen Einlagen gestalteten wieder in alter Tradition die Scheyerer Bühne zunächst mit einem Gastauftritt von Wol Pertinger, seines Zeichens Professor Unikum Laudanum für Tierforschung an da Universität z'Minga. Der Professor - er hatte übrigens eine wahnsinnige Ähnlichkeit mit Sepp Gremminger von der Scheyerer Bühne - stellte dem Publikum und ganz besonders den anwesenden Ehrengästen eine Reihe urbayrischer Käuze vor; man möchte fast sagen: er hielt manch einem Besucher den Spiegel vor. Das Spektrum erstreckte sich dabei vom Scheyrer Stressprotzerl (lateinisch: Manfredus Sterzulos) über die Breithörnige Doagdotschn (Alicia Koestlerhoesleralis) bis zum Weitsprung Rossbollnkrampn (Pateros Benediktus). Der Zoelibatische Hudlastingl (Abtulus Markusius Elelrati) erfuhr ebenso seine Vorstellung wie der Scharfzahn Seftlwurzn (Lukasi Wirthulus) und der Laushamer Antnschludara (Martinus Wolfos).

Der Schützenverein sei der einzige Verein in Scheyern, der eine solche Veranstaltung auf die Beine stellen kann, war schon Bürgermeister Manfred Sterz voll des Lobs über die professionelle Organisation und Umsetzung des Starkbierfests. Der 1. Schützenmeister Dominik Kreuzer (seit Freitagabend auch bekannt als Haengeohr Wurlazuzia oder Dominikus Kreuzerali) wusste, bei wem er sich bedanken musste: "Mein ganz besonderer Dank geht an die Vereinsmitglieder, ohne deren Einsatz eine Veranstaltung wie diese gar nicht umsetzbar wäre." In der Tat ist es bewundernswert, mit welchem Einsatz und wie reibungslos Aufbau, Service und Abbau bewältigt werden. Kreuzer und seine Mitstreiter - das gilt es bei aller Bewertung zu berücksichtigen - sind alles andere als professionelle Veranstalter, sondern immer noch in ihrem Hauptbetätigungsfeld ein sportlich sehr erfolgreicher Schützenverein.
 

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