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Jubiläum mit Tada-Effekt

(Wolnzach, ls)

Dunkelheit. Stille. Langsam ziehen Nebelschwaden über die Manege, Fingerspitzen kribbeln und Handflächen werden schweißnass. Man weiß, gleich passiert in Wolnzach etwas ganz Großes. Seit 90 Jahren halten die Tonellis das hoch, womit so manche Faschingsgesellschaften anno dazumal einmal anfingen: Zirkus! Der war in diesem Jahr eine Reise durch fast ein Jahrhundert Wolnzacher Gaudium und ein Spektakel von dem man in der Hallertau noch lange Zeit sprechen wird.

Hereinspaziert! Kommen Sie, kommen Sie!
Seilspringen ist für Sie kein Problem? Mit einer Liegestütz können sie auch noch dienen? Spätestens, wenn diese beiden Dinge kombiniert werden, bricht bei normalen Menschen doch schon ein plötzlicher lethargischer Infekt aus, seien wir ehrlich. Ganz anders läuft es da schon bei den Jungs und Mädels der Gruppe „Cinco y Quatro“. Saltos, Hebefiguren und komplizierte Verwicklungen und das während sie in halsbrecherischer Geschwindigkeit über Seile jagen – der Zirkus startete seine Vorstellung mit einem Knall, oder besser gesagt einer „atomaren Kernfusion“, um es mit den Worten von Zirkusdirektor Georg Hölzl zu sagen.

Überhaupt könnte man meinen, dass die akrobatischen Darbietungen so manchen Zuschauer dazu trieben, die herausgefallenen Augen auf dem Boden der Zuschauerränge zu suchen. Das „Duo Jorellas“ feierte in diesem Jahr sein Manegendebut. Mit waghalsigen Hebefiguren und bezaubernder Bühnenpräsenz entlockten sie den Wolnzachern so einige aufgeregte Luftschnapper. Und wo wir gerade beim Thema Luft sind: Die Mädels von der „Power Flyer“ warfen ihre zwei kleinsten Mitglieder virtuos in die weiten der Volksfesthalle, Salto und Spagat mit inbegriffen!
Für allgemeine Blutdruckberuhigung ließ man nach diesen artistischen Höhenflügen übrigens keine Zeit. „Francine et Juliette“ bezauberten nicht nur mit Gelenkigkeit und Synchronität – ihre Luftakrobatik an den Strapaten setzte ihre langjährige Erfahrung mit dem Zirkusgerät in Szene, vor der man als Normalsterblicher nur seinen Hut ziehen konnte.

Kommen Sie rein, können Sie rausschauen!
Was wäre ein Zirkus ohne bunte Kostüme, laute Lacher, stille Clowns und rätselhaften Darbietungen? Schon die allerkleinsten Tonellis wussten als Mini-Olafs, Elsas und Annas die Herzen ihrer Zuschauer zu erobern. Früh übt sich, denn irgendwann gehört man vielleicht auch zu den „Ka Hana Mana Blues“, die mit von oben bis unten in blau auf Trommeln und Röhren eine Hommage an die weltbekannte Blue Man Group richtete. Immer wieder wimmelte es auf der Manege von Clowns, die mal romantisch, mal ganz still und mal mit kräftigen Seitenhieben gegen die Wolnzacher Obrigkeit das Zirkuszelt beben ließen. Wussten Sie zum Beispiel schon von all den Obergrenzen, denen sich ein Wolnzacher Tag für Tag ausgesetzt fühlt? Wochenmarkt, Giggerlfabrik und Volksfest – egal ob kulinarisch, akustisch oder olfaktorisch, das „Philosophische Quartett“ hatte eine ganz einfache Lösung für all diese Probleme. Der Wochenmarkt kommt ins Rathaus, die Giggerlfabrik in die Kläranlage und das Volksfest nach Eschelbach! „De zwoa Hena vo da Hopfenköniginnenwahl stört dort koana!“, so das bitterböse Resümee des Clown Trios.

Hoch musikalisch und dabei noch innovativ ging es bei den „Säglein Symphonikern“ zu. „In München steht ein Hofbräuhaus“ – die vier Maschkera brachten mit Chaos und Pathos ihren Dirigenten halb um den Verstand. Als dann auch noch eine Dame im kleinen Schwarzen auftritt, ist der Trompeter haltlos verloren. Mit „I can’t help falling in love“ auf dem Luftballon bringt er das Herz seiner Traumfrau am Ende zum Schmelzen.

Egal ob die fackelschwingenden „Las Luminas“, das kopfverdrehende Magierduo „Die Rubinis“ , der Vintage-Sketch der „Gourmetllis“ oder die sarkastischen Bemerkungen des „Quadro Moritati“ – der Zirkus Tonelli zeigte sich an diesem unsinnigen Donnerstag von seiner allerbesten Seite. Die „Hot Charlies“ schafften im wahrsten Sinne des Wortes den Spagat zwischen den Jahrhunderten und bei den „Caraboneros“ flogen geschickt die Diabolos durch die Luft – es war ein Fest! Und das nehmen die Tonellis auch dieses Jahr wieder wörtlich, wenn sich die Manege nach der großen Show in eine rauschende Party verwandelt. Ein Hoch auf den Wolnzacher Fasching!

 


 

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