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Bürgerforum des Bayerischen Fernsehens: Wie können wir mit dem Sterben leben?

(Scheyern, rs)

"Leben mit dem Tod" heißt die aktuelle Themenwoche der ARD, die sicher nicht ganz zufällig in den November und damit in die Zeit des Totensonntags und des Volkstrauertags fällt. Am Mittwochabend gab es in diesem Rahmen ein Bürgerforum des Bayerischen Rundfunks im Kloster Scheyern: "Wie können wir mit dem Sterben leben?" Der Radio- und Fernsehmoderator Tilmann Schöberl diskutierte darüber mit Bürgerinnen und Bürgern sowie geladenen Experten.

Nicht im Krankenhaus an Geräten, sondern in der vertrauten Umgebung zu sterben - in Würde, ohne Schmerzen und gut versorgt. Das ist wohl der Wunsch der meisten Menschen. Seit fünf Jahren haben sterbenskranke Menschen auch einen gesetzlichen Anspruch darauf. Palliativmedizin, Hospize und Patientenverfügung könnten hier unterstützen. Allerdings wissen darüber nur wenige Bürger wirklich Bescheid.

Der Veranstaltungssaal der Klostergaststätte Scheyern war gefüllt. Das Thema geht uns alle an, gibt es doch in Deutschland täglich ca. 2000 Todesfälle. Trotzdem sei der Tod in der Gesellschaft ein Tabuthema, so der Moderator des Bayerischen Fernsehens, Tilmann Schöberl, in seiner Einleitung. Ausgehend von der Zusammensetzung des Publikums bei dieser live im Bayerischen Fernsehen übertragenen Veranstaltung wurden die Akzente etwas unterschiedlich gesetzt.


v.l.n.r.: Moderator Schöberl, Prof. Dr. Ostgathe, Prof. Dr. Bein, Michael Lesch

Aus medizinischer Sicht stellte Prof. Dr. med Christoph Ostgathe, Leiter der Palliativmedizinischen Abteilung an der Uniklinik Erlangen, fest: "Die heutige Medizin kann sehr vieles erreichen, wir müssen aber die Möglichkeiten sehr sorgfältig prüfen, es soll ja letztendlich alles zum Wohl des Menschen geschehen." Pater Benedikt vom Kloster Scheyern möchte ebenfalls lebensverlängernde Maßnahmen dort eingesetzt sehen, wo es dem Wohl des Patienten dient. Und Prof. Dr. Thomas Bein, Leiter Operative Intensivstation am Universitätsklinikum Regensburg, erweitert den betroffenen Kreis über den Patienten hinaus: "Die Betreuung der Angehörigen macht 50% unserer Arbeit aus." Sterben sei Teil des Lebens, und das wollen eben viele gemeinsam bestreiten.

Vertreter von Hospizvereinen beklagten hauptsächlich zwei Punkte, die sie ihre Aufgaben nicht so durchführen lassen, wie sie es gerne machen würden: es sei weiterhin sehr schwierig, Krankenkassen von den jeweiligen Situationen ihrer Gäste zu überzeugen, so dass eine entsprechende finanzielle Abdeckung mit äußerst hohem Aufwand und mit starker zeitlicher Verzögerung erfolgt. Und den Mitarbeitern fehle es weder an der Ausbildung noch an der Motivation, die Zeit, sich mit den Patienten adäquat zu beschäftigen, sei einfach nicht gegeben.

Viele Teilnehmer an diesem Forum waren selber betroffen und berichteten über ihre ganz persönlichen Erfahrungen. Michael Lesch, Schauspieler, Buchautor und Ende der 90er Jahre selber mit der Diagnose Krebs konfrontiert, plädiert ganz klar für das Selbstbestimmungsrecht eines jeden Menschen: " Kein Staat der Welt darf sich in den Tod seiner Bürger einmischen. Ein jeder Mensch hat das Recht, so zu sterben, wie er es will. Deshalb bin ich auch für aktive Sterbehilfe."
 

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