Michael Eberle im Intakt

Und die Venusfalle schnappt zu!

(Pfaffenhofen a.d. Ilm, cs)

Eine Premiere gab es am Wochenende im Intakt Pfaffenhofen mit Michael Eberles Kabarettprogramm „Venusfalle“. Alltagsgeschichten wie der Streitpunkt Religion, das menschliche Kaufverhalten, die bayerische Tracht, die Unterschiede zwischen Mann und Frau und tägliche Computerprobleme wurden von Eberle aufgegriffen und auf eine kritische Art und Weise hinterfragt, ja sogar „zerfleischt“. Impulsiv und ausdrucksstark konnte er das Publikum überzeugen.

„Jetzt bin i do!“ – Michael Eberle hüpft auf die Bühne im Intakt Musikstudio. Er trägt das vor, was auf vielen Flyern zu seinem Programm steht: dass es den Menschen eine lange Zeit gar nicht gab und er auch nur einen „Bruchteil einer Wimpernschlagsekunde“ lebt. Er kommt zum Schluss: „Weltgeschichtlich g’seng isses völlig irrelevant“ (hier: das menschliche Leben, die Dauer). Das nächste Thema: der freie Wille. „Der Neurobiologe sagt, dass das, was du denkst, Produkt deiner Sozialisation ist!“ Er bringt es auf den Punkt: Freunde, Familie beeinflussen das Unterbewusstsein, die Denkweise, die Entscheidungsfreiheit. „Dawei hod in dir scho was denkt, bevor du erst gedacht hast.“

Michael Eberle ist gebürtiger Pfaffenhofener, der zurzeit München sein zuhause nennt. Seit 1982 tritt er im Format der Stachelbären regelmäßig auf und macht so die Ortschaften unsicher. Mit „Venusfalle“ startet Eberle 2011 sein viertes Soloprogramm und so kam er vergangenes Wochenende auch wieder in seine Heimatstadt. Pfaffenhofen liegt ja im schönen Bayern, da wo auch die Religion haust. Religion ist seit eh und je ein kritisches Thema, das auch Eberle sorgfältig hinterfragt. In einer kleinen Geschichte geht es da um einen Gläubigen, er eines Tages eine nackte Frau sieht. Sogleich richtet er ein Stoßgebet an den lieben Herrngott, um sich von seinen Sünden zu befreien, denn „des is ja des Schene an der katholischen Religion: du kost as immer wieder auf null zurückstell’n.“ So landet ja manch einer schon in der „Vater-Unser-Verschuldungsfalle“, wenn er die zahlreichen anstehenden Gebete immer wieder aufschieben muss.

Es wird weiter gewettert über das typische Kaufverhalten der Menschen: „irgendwas riecht da drin, was dich dazu bewegt, etwas zu kaufen“ – und zack! Hat man zwei Tüten mehr im Schlepptau. Wiederum der freie Wille. „wenndst dann ois mit‘nand nimmst – denga, Gerüche, Gene, … und „eam“, dann wird’s schwer mim freien Willen.“ Es folgt die Zerlegung der typischen Konfliktsituationen Mann / Frau, das Alter. Die Frau war beim Friseur, fragt den Mann: „Fällt dir gar nix an mir auf?“, da kann der Mann doch nur falsche Antworten geben. „Die Frau ist nie zufrieden mit sich.“ Das Alter. Ein wunder Punkt. Vor allem wenn so ziemlich jeder des Publikums damit angesprochen wird. „Mit 50 passiert doch nix mehr!“, so der übliche Stand der Dinge. Eberle referiert von langweiligen 50er-Geburtstagen, den noch langweiligeren Gesprächsthemen und der Stimmungswende: „Es war jetzt scho zweimal so, dass sich die Stimmung gedreht hat“: Beim Wort „Darmspiegelung“. Daraus wird ja heutzutage immer ein großes Thema gemacht, ein großes Tamtam und die Frage „wer hod no koane g’hobt?“. Das In-Sein der älteren Generationen tritt wieder ans Tageslicht. Wer sich untersuchen lässt, ist auf dem aktuellen Stand. Dann „schenk’mer uns halt amal a Darmspiegelung zu Weihnachten.“

Weiter geht’s. Nach Computerproblemen, die niemand lösen kann und dem Wassermangel in Südspanien, wobei beim Baumwolleanbau eine Anschubfinanzierung für viele Industriezweige einhergeht, politischer Unfähigkeit und Arbeitsstress und Leistungsdruck am Arbeitsmarkt, folgt die Feststellung: Menschen schaden durch den Kohlenstoffdioxidausstoß beim Atmen der Welt mehr als diejenigen, die mit dem Auto „umeinandergasen“. Ein Bruch. Eberle schwenkt zu Social Media und dem Apple-Hype, Vorratsdatenspeicherung und Facebook. Denn heutzutage muss alles gepostet, getwittert und mitgefilmt werden. Die Community lacht sich auf YouTube über Politikerpannen schlapp und jeder kennt dich. Michael Eberle überzeugt mit vielen Wortspielen, vermittelt seinen Wortschatz und seine Redekunst mit ausdrucksstarker Gestik und Mimik. Nichtsdestotrotz: „Irgendwann ham’s di alle – und die Venusfalle schnappt zu!“.

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