Zu Fuß durch Pfaffenhofen - Stadtführung in der Altstadt
(Pfaffenhofen, wk)Nicht nur Auswärtige, auch Einheimische, nutzen die von der Stadt angebotene Möglichkeit, sich die Stadt und ihre Geschichte näher bringen zu lassen. So wie an diesem Samstag, an dem Stadtrat Johann Buska die Stadtführung übernahm. Knapp 10 Teilnehmer fanden sich um 11 Uhr vor dem Rathaus ein und zahlten den geringen Obolus von 2 Euro.
Stadtrat Johann Buska (Mitte) Hippi-Hochzeit in Pfaffenhofen
Stadtrat Johann Buska (FUW) war trotz der geringen Teilnehmerzahl erfreut, den Gästen seine Stadt zu zeigen. Auch wenn die Gäste anfangs durch eine Hippi-Hochzeit vor dem Rathaus abgelenkt wurden, zeigten sie doch großes Interesse an den Ausführungen Buskas. Obwohl gut eineinhalb Stunden eingeplant waren, wurden daraus doch schnell gut zwei Stunden. Und der Rundgang bezog sich nur auf den Teil der Altstadt, der in frühesten Zeiten von der Stadtmauer eingegrenzt wurde. Dabei konnten die Teilnehmer an einzelnen Stellen noch Reste der alten Stadtmauer erkennen, die früher zwar höher war, aber trotzdem nie eine Verteidigungsmauer war.
Rest der Stadtmauer Alter Turm der ehemaligen Stadtmauer
Buska erläuterte, dass der Flecken Pfaffenhofen schon in der Steinzeit besiedelt war, aber 746 erstmals als „Pfaffenhöfe bei Altenstadt“ der Benediktinermönche aus Ilmmünster erwähnt wurde. Definitiv wird Pfaffenhofen 1140 urkundlich erwähnt und 1197 als Markt bezeichnet. 1318 erhielt Pfaffenhofen von Ludwig dem Bayern das Münchner Stadtrechtsbuch verliehen. 1388 wurde die Stadt im großen Städtekrieg total zerstört und langsam wieder aufgebaut, dabei auch eine 1,5 km lange Stadtmauer, die in damaliger Zeit gleichzeitig Insigne einer Stadt war und 1438 fertiggestellt wurde. Sie wurde auf Anordnung der Obrigkeit später auf eine Höhe von 7 Schuh abgetragen. Die Stadt hatte damals vier Tore (Ingolstädter-, Scheyrer-, Münchner- und Türltor) und 17 Türme, von denen nur noch der Flaschl- und der Hungerturm bestehen. Der Flaschlturm, obwohl in der Stadt gelegen, diente früher den Beamten der Stadt als Sommerresidenz. Die Tore sind überhaupt nicht mehr vorhanden.
vor dem Flaschl-Turm - ehemaliges Josef-Maria-Lutz-Museum
Die Belagerung von Pfaffenhofen durch marodierende Landsknechte in 1504 konnten die Bürger mit einem Lösegeld anfangs abwenden, doch nach Zahlung des Geldes überfielen die Soldaten trotzdem die Stadt, weil sie merkten, dass dort noch mehr zu holen war. Es gab zwar einige Tote, doch kam Pfaffenhofen besser weg als Vilsbiburg, deren Einwohner über 10 Jahre alle ermordet wurden. Der spätere Dreißigjährige Krieg belastete die Bevölkerung erheblich und die Pest hatte von den früher 1.800 Einwohnern alle bis auf 700 dahingerafft. Es dauerte fast 200 Jahre, bis die frühere Bevölkerungszahl wieder erreicht wurde.
Ein Ort wie Pfaffenhofen hatte auch seine Kriminellen, denn die letzte Hinrichtung erfolgte mit Franz Xaver Dobmeier, der 1811 geköpft wurde. Sogar der legendäre Räuber Matthias Kneißl soll sich nach Pfaffenhofen gewagt haben, um sich dort im Friseursalon an der Münchner Straße anonym die Haare schneiden zu lassen. Auch von J.W. Goethe berichtet Stadtrat Buska. Goethe soll auf seiner Reise nach Italien in Pfaffenhofen Station gemacht haben, in seinen Reiseerinnerungen notierte er nur „Pfaffenhofen 10 Uhr“. Ob er tatsächlich im Haus der jetzigen Parfümerie Bergner übernachtet hat, ist nicht bewiesen.
Auch die Kirchen, Stadtpfarrkirche und Franziskaner Kirche, haben eine langjährige Geschichte, auf die Buska einging. So brachte ein Blitz im Jahr 1768 durch den Brand des Kirchturms alle 5 Glocken zum Schmelzen und Kurfürst Maximilian rief seine Landsleute zu Spenden für neue Glocken auf, so dass später Kirchturm und Glocken wieder aufgebaut werden konnten. 1798 wurde der Friedhof von der Innenstadt nach Altenstadt verlagert, was zu Protesten einiger „wilder“ Frauen führte. Drei „Weiberhaufen“ zogen vor das Pfarrhaus, um die Verlagerung des Friedhofes zu verhindern.
Johann Buska lobte den neu gestalteten Hauptplatz, der erst seit 2010 unter der neuen Koalition fertig gestellt wurde, doch er bedauerte, dass einige Neubauten sich überhaupt nicht in das harmonische Stadtbild einfügen würden. „Das sind Bausünden, die wir in Zukunft vermeiden sollten“.
gelungene Restaurierung am Hauptplatz
Dass es im Altstadtbereich nicht nur den schönen Hauptplatz gibt, zeigte Buska beim Rundgang durch die engen Gassen in der Nähe der ehemaligen Stadtmauer. Denn dort gibt es Gassen, durch die kein Auto durchfahren kann. Auch die Bausubstanz vieler alter Häuser lässt zu wünschen übrig. Hier wären noch Renovierungsarbeiten sinnvoll.
enge Gassen in der Altstadt
Erstaunt waren die Teilnehmer, als sie hörten dass Pfaffenhofen in früherer Zeit mit 2.000 Einwohnern über 13 Brauereien verfügte, heute sind es nur noch zwei. Und der Straßenname Kellerstraße weist auf die vielen Bierkeller hin, die dort früher vorhanden waren. Nicht sonderlich rühmlich ist die Nazi-Zeit in Pfaffenhofen, denn in einem Bierkeller hielt Adolf Hitler vor seinem Marsch auf die Feldherrnhalle München eine Rede vor voll besetztem Haus. Auch die Pfaffenhofener Wahlergebnisse der NSDAP waren die höchsten in Oberbayern. Andererseits fand nach dem 2. Weltkrieg die Neugründung der Bayern-SPD in Pfaffenhofen statt. Dabei spielte der Stegerbräu eine Rolle, war diese Brauerei schon im 17. Jahrhundert einer der politischen Treffpunkte im alten Pfaffenhofen. Johann Buska erwähnte dabei auch einen Bauern, der in der Wirtschaft eine Brotzeit mit einem blutigen Messer aß, mit dem er kurz vorher seine schwangere Freundin ermordet hatte und deshalb dort verhaftet wurde.
Der Stegerbräu
Als nächstes Gebäude beim Hauptplatz steht der Abriss des Alten Bauamts an – es ist zu hoffen, dass hier ein Neubau entssteht, der sich in die alte Struktur der Straße und des Hauptplatzes einfügt.
das alte Bauamtsgebäude
Stadtrat Johann Buska hätte noch viel mehr zu erzählen gehabt, denn auch nach zwei Stunden war noch genügend Stoff über Pfaffenhofen parat, doch die Teilnehmer waren doch schon leicht erschöpft und verabschiedeten sich dankbar für die Führung. Zum Schluss ließ sich feststellen, dass selbst langjährige Einwohner noch viele Anekdoten bei einer Stadtführung über ihre Stadt erfahren könnten – es ist nur zu empfehlen.
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