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Ärger bei Abstimmung zur Kläranlage

(Wolnzach, lil)

Seit über einem Jahr wird das Gerichtsgutachten zur Kläranlage erwartet und es wird noch weitere vier bis sechs Wochen dauern, bis es schließlich eintrifft. Anhand einer gutachterlichen Stellungnahme entschied der Marktgemeinderat bei seiner letzten Sitzung, wie in der Zwischenzeit in Sachen Kläranlage vorgegangen wird und einigte sich auf eine betriebliche Kombination von Alt- und Neuanlage. Die Entscheidung wurde dabei allerdings von einer Auseinandersetzung mit Gemeinderat Mathias Boeck (FDP) begleitet.

Projektsteuerer Wilhelm Wipfler fasste die Ergebnisse des vom Markt beauftragten Sachverständigen Helmut Resch zusammen: „So wie es im Moment läuft, kann es nicht mehr weitergehen, es muss gehandelt werden.“ Zwei Möglichkeiten für den Markt Wolnzach standen daher auf dem Prüfstand: Die Sanierung der Altanlage zu Kosten von circa 107.000 Euro oder eine Kombination aus Alt- und Neuanlage für circa 54.000 Euro. Hierbei würde man intakte Teile der neuen Anlage – nämlich Zulaufschnecke, Rechen und Sandfang sowie die Steuerung auf Handbetrieb – bereits einsetzen und das Wasser dann in die alten Becken umleiten. Auf diese Weise könne die Gefahrenabwehr und Versorgungssicherheit auf Grundlage des alten Wasserrechtsbescheides gleichermaßen gewährleistet werden.

Die Kombinations-Variante sei dabei nicht nur die deutlich wirtschaftlichere, sondern berge auch ein entscheidend geringeres Risiko. „Selbst bei einer Sanierung der alten Maschinentechnik kann man nicht genau sagen, wie lange diese dann funktionstüchtig ist, ohne dass ein neues Problem auftritt“, so Wipfler. Gemeinderat Mathias Boeck (FDP) konnte diese Argumentation allerdings nicht nachvollziehen. Er sehe Probleme in der Gesamtgewährleistung, sollte in die momentane Lage eingegriffen und Teile der neuen Anlage vorab in Betrieb genommen werden.

„Daher denke ich, dass die erste Lösung, also die Ertüchtigung der alten Anlage, die besser für Wolnzach ist und in die Zukunft gesehen auch die günstigere“, erklärte der FDPler. Er beschränkte sich allerdings nicht nur auf eine rein sachliche Argumentationskette, sondern warf dem anwesenden Wilhelm Wipfler in diesem Zuge kurzerhand „Überforderung“ bei der Projektsteuerung vor, obgleich Bürgermeister Jens Machold (CSU) auf die Schadensminderungspflicht – denn besagte 54.000 Euro gelten als Mangelfolgeschaden – verwies und Wipfler ausdrücklich betonte: „Der Schaden der neuen Anlage betrifft die Becken. In diese wird durch die Inbetriebnahme der genannten Teile nicht eingegriffen.“

Auch Josef Schäch (UW) sah in der Kombinations-Lösung kein Problem, wichtig sei vor allem, dass man vorankomme, schließlich schränke die derzeitige Lage auch die Bebauungspläne ein. So schlug er die Bildung eines kleinen Arbeitskreises vor, der die Thematik Kläranlage vorantreiben solle. Rathauschef Jens Machold (CSU) entgegnete daraufhin, dass man umgehend handeln wolle, sobald das Gerichtsgutachten vorliege. „Das Gutachten wird nicht nur die Mangelfeststellung, sondern auch ein Sanierungskonzept beinhalten. Je gerichtsfestere Aussagen wir bekommen, also je mehr weitere Sachverständige hinzugezogen werden, desto schneller werden wir in Zukunft auch vorankommen. Doch so ein qualitativ hochwertiges Gutachten braucht Zeit“, so der Bürgermeister. Man müsse nun eben noch abwarten, da könne auch ein Arbeitskreis nichts beschleunigen.

Für Projektsteuerer Wilhelm Wipfler stand indes fest, dass als Übergangslösung die Kombination aus Alt- und Neuanlage die Beste sei: Doch auch nach langer Diskussion sah sich Mathias Boeck (FDP) von diesem Vorgehen nicht überzeugt, stattdessen wurden Ton und Äußerungen des Gemeinderats zusehends unsachlicher. Auch eine Ermahnung des Bürgermeisters, dass jeder natürlich seine eigene Meinung vertreten dürfe, Beleidigungen in diesem Gremium aber nichts zu suchen hätten, brachte die Situation nicht mehr zur Ruhe. „In dieser Sache trete ich von meinem Referat zurück. Macht euren Scheiß doch alleine“, warf Abwasserreferent Boeck in den Raum und verließ gereizt die Sitzung schon zum dritten von fünfzehn Tagesordnungspunkten. Der Rest des Gremiums entschied sich schließlich mit einer Gegenstimme von Thomas Stockmaier (FDP) für die Kombinations-Lösung, die laut Wipfler bereits Ende November umgesetzt sein soll.
 

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