Hopfen schwierig, Ski-Fahren schwieriger!
(Wolnzach, ls)Der SPD-Direktkandidat Andreas Mehltretter hatte sich viel vorgenommen. In seiner „Woche der Zukunft“ sollte ein Blick auf das geworfen werden, was Deutschland in den nächsten Jahrzehnten weiter bewegen wird. Gestern war im Zuge dessen die Zukunft des Hopfens dran. Zum Thema „Wird es dem Hopfen zu heiß?“ referierten zwei ausgewiesene Profis, Geograf Prof. Dr. Wolfram Mauser und Hopfenexperte Dr. Peter Doleschl, über den Klimawandel und dessen Auswirkungen auf die Hallertauer Kulturpflanze.
„Wenn ich mir das so ansehe, dann erinnert mich das an meine Urlaubsregion. Bayern wird mediterraner“, erklärte Mauser eingangs. Wenn es um das Thema Klimawandel geht, kommt so schnell keiner an ihm vorbei. Auch an der mittlerweile berüchtigten Pariser Klimakonferenz war er damals als Experte beteiligt. Sein Urteil für die Hallertau viel im Zuge dessen sehr positiv aus: „Es gibt Gewinner und Verlierer des Klimawandels. Wir sind eindeutig auf der Gewinnerseite“, so Mauser.
Es wird heiß
Die Konsequenzen der Klimaänderung spüren wir schon heute am eigenen Leib. Auf Dauer wird es trockenere und heißere Sommer und nassere Winter geben. Auch die Hochdruckgebiete werden Mauser zu Folge weiter nach Norden wandern. Was sich zunächst nach tollen Grillpartys und unbegrenzten Badespaß anhört, hat dennoch weitreichende Konsequenzen. Die Donau wird weniger Wasser führen, der Tourismus wird sich grundlegend ändern – und der Hopfen?
Für den sind die Folgen laut Mauser eigentlich gar nicht so gravierend. Mehr Licht und mehr Kohlenstoffdioxid in der Luft erhöht die Biomassenproduktion. Dieser Rechnung zu Folge wird sich der Ertrag der Hallertauer Hopfenbauern möglicherweise sogar vergrößern. Nur über 30 Grad darf es nicht zu häufig geben, das mag die Bierpflanze nämlich eigentlich gar nicht gerne.
Zwei, die wissen, von was sie sprechen (v.l.): Geograf Prof. Dr. Wolfram Mauser und Pflanzenexperte Dr. Peter Doleschl
Dr. Peter Doleschl vom Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung bestätigte das. „Wir werden sehen, dass die Pflanzen mehr Stress haben“, so der Hopfenexperte. Der Hopfen wächst am besten in gemäßigten Zonen. Daher ist er in den letzten Jahren mit dem Klima zusammen immer weiter von Süden nach Norden gewandert. In diesen nördlicheren Gebieten der Hallertau findet man leichtere Böden – die müssen gerade in niederschlagsarmen Sommern stärker bewässert werden. Die landwirtschaftliche Bewässerung wird also in den nächsten Jahren ein großes Thema. Doch Doleschl zeigte sich trotzdem optimistisch. „Die Hopfenforschung konnte schon viele Krisen überwinden“, erklärte er.
Optimales Klima für Schädlinge
Auch Insekten mögen es gerne heiß – die Klimaerwärmung wird Doleschl zufolge verstärkt Schädlinge wie Milben oder Weichwanzen auf den Plan rufen. Chemische Mittel zur Bekämpfung der Tierchen stehen immer mehr in der Kritik. „Was Schädlinge umbringt, das bringt auch Hummeln und Bienen um“, so Doleschl. Er sieht die Zukunft der Schädlingskontrolle daher bei der Etablierung von Nützlingen in den Gärten.
Eine Hiobsbotschaft für Ski-Fahrer
Eher weniger prickelnd wird sich der Klimawandel hingegen auf die Alpen mit den beliebten Skigebieten auswirken. Bis 2060 wird sich die Anzahl der Tage mit Schnee in dieser Region von 90 auf 50 nahezu halbieren. Für einen laufenden Tourismus sind Schätzungen zufolge 50 Tage mit strahlendem Sonnenschein, Temperaturen um den Gefrierpunkt und ausreichend Schnee notwendig. Ein solches Kaiserwetter wird in den Alpen in den nächsten Jahrzehnten verschwinden. Für ausgedehnte Skitouren ist dann schon der Weg in die Hochalpen notwendig, sofern man nicht den Slalomparcours um die Schneekanonen bevorzugt. Das erklärte Mauser dem weniger begeisterten Publikum.
Klimawandel – eine Herausforderung für die Gemeinschaft
„Die Aufgabe der Politik ist es, die Menschen mitzunehmen“, erklärte Mehltretter abschließend auf die Frage hin, was der Staat zur Bekämpfung des hausgemachten Problems leisten muss. Deutschland habe als Land der Innovationen eine Vorreiterrolle. „Wir als Land sind gefragt, wenn es um technologische Weiterentwicklung geht“, so der Direktkandidat. Auch für einen verbesserten und vor allem ökologischen, öffentlichen Personennahverkehr sieht er diesbezüglich Handlungsbedarf, um die Klimabilanz Deutschlands noch weiter zu verbessern. „Der Klimawandel ist eine Herausforderung für alle. Daher muss man das Steuersystem nutzen, um die Energiewende gerecht und umsetzbar zu gestalten“, erklärte er außerdem abschließend.
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