Für einen bewussteren Umgang mit Lebensmittel
(Pfaffenhofen, hr)Es ist ein Thema das polarisiert - nicht nur in Eschelbach. Die geplante Hähnchemastanlage im Wolnzacher Ortsteil rief auch das Streetteam von Peta auf den Plan. Sie demonstrierten in Pfaffenhofen gemeinsam mit Mitgliedern des Bund Naturschutz gegen die seitens des Landratsamtes erteilte Baugenehmigung.
"Uns geht es einerseits um die Tierhaltung generell, aber auch ganz speziell um die vom Landratsamt erteilte Baugenehmigung", erklärt Claudia Zaindl. Für die junge Aktivistin sind Tiere keine Nahrungsmittel. "Wir wollen nicht, dass Tiere ausgebeutet werden", erklärt sie. So weit wollte Edgar Munz nicht gehen. Der Naturschützer aus Reichertshofen kämpft zwar auch seit vielen Jahren gegen die geplante Erweiterung der Hähnchenmast in Eschelbach. Für ihn steht dabei aber vor allem eine Rückkehr zu den "bäuerlichen" Strukturen im Fokus.
"Mit dieser Anlage in Eschelbach habe ich das Gefühl hinters Licht geführt zu werden", erklärt Munz, denn aus seiner Sicht wird dort nicht für den heimischen Markt, sondern ausschließlich für den Export produziert.So fordert er eine Rückkehr zu bäuerlichen Strukturen und mehr regionaler Vermarktung. Für Munz aber nicht der einzige Grund, warum er in Pfaffenhofen auf der Straße steht. Auch die Praxis des Landratsamts kritisiert der Naturschützer scharf. "Die Petition läuft noch und da wird die Baugenehmigung erteilt - welche Möglichkeiten bleiben den Bürgern noch sich auf demokratischen Weg Gehör zu verschaffen?"
"Hier hatte man zumindest den Ausgang der Petition in München abwarten müssen", so Norbert Ettenhuber von den Grünen. Eine Kerbe, in die auch der CSUler Erich Irlstorfer schlägt. Beide machen jedoch auch deutlich, wenn sich das geplante Vorhaben innerhalb des gesetzlichen Rahmens bewegt, dann muss es auch genehmigt werden. "Wenn die Auflagen des Baurechts eingehalten sind, dann hat der Antragssteller auch ein Recht auf die Baugenehmigung", so Irlstofer.
Nichtsdestotrotz sieht auch der Christsoziale wie auch der Grüne ein grundsätzliches Problem mit solchen Anlagen. "Es braucht eine gesellschaftspolitische Diskussion, wie wir unsere Lebensmittel erzeugt haben wollen und wie wir am Ende auch mit ihnen umgehen." Einer Forderung, der sich Norbert Ettenhuber anschließen kann. Für ihn stellt dabei vor allem die Rückkehr zur Regionalität die Lösung. "Wenn es uns gelänge, die Regionalvermarktung zu stärken, dann würde nicht nur das Tierwohl davon profitieren, sondern auch die Konsumenten." Irstofer geht noch einen Schritt weiter. Ein solches Umdenken in der Lebensmittelproduktion wäre auch eine nachhaltige Flüchtlingspolitik. "Gerade durch den Export von Lebensmitteln in Entwicklungsländer wird dort die Landwirtschaft zerstört."
Im Grundsatz sind sich also sowohl Bund Naturschutz, Grüne und CSU einig. Nur im Weg dahin gibt es unterschiedliche Ansätze. Während sich Edgar Munz klar für härtere gesetzliche Regelungen ausspricht, sieht Irlstorfer darin auch eine bildungspolitische Aufgabe. "Wir müssen unseren Kinder wieder den Wert von Lebensmitteln vermitteln." Eine Aufgabe, bei der der Bundespolitiker auch die Schulen gefordert sieht.
Das Thema Massentierhaltung, bäuerliche Landwirtschaft oder ein verantwortungsbewusster Umgang mit Lebensmitteln ist eines, das sicherlich in den kommenden Jahren auf den unterschiedlichsten Ebenen diskutiert werden wird. "Die Menschen sind diesbezüglich schon sensibler geworden", erklärte Ettenhuber. Wie es das Thema der Hähnchenmast in Eschelbach weitergehen wird, das werden die kommenden Monate zeigen. Aktuell hat der Markt Wolnzach zur Fristwahrung gegen die Baugenehmigung Klage eingereicht. Im September wird dann der Umweltausschuss über die eingereichte Petition entscheiden.
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