Ein Stück Vergangenheit wird lebendig
(Mitterstetten, sh)
Mit dem Hopfenzupferfest wird jedes Jahr ein Stück Vergangenheit lebendig. Die Veranstaltung ist ein Beweis, dass es hierzulande noch eine gelebte Festkultur gibt. Erstmals fand das Spektakel heuer nicht wie bisher auf Schloss Ratzenhofen statt, da man durch das Zupfen im Hopfengarten gewissermaßen vor der Haustüre stilecht miterleben konnte. Das abwechslungsreiche Programm beinhaltete auch einen Gottesdienst auf St. Anton, einen Bauernmarkt mit verschiedensten Produkten aus und mit Hopfen.
Beim 23. „Hopfenzupfen wie zu Großmutters Zeiten“ wurde am Sonntagnachmittag auf dem Anwesen der Wirtsfamilie Kirzinger aus Mitterstetten eindrucksvoll demonstriert, wie man früher den Hopfen per Hand ernten musste. Die überregional etablierte Veranstaltung stieß trotz Ortswechsel auch in diesem Jahr auf große Resonanz. Wer wollte, durfte selbst Hand anlegen und spüren, wie mühevoll man sich damals 50 Pfennige verdienen musste.
Begonnen wurde um 9.30 Uhr mit einer Messe in der Wallfahrtskirche St. Anton in Ratzenhofen. Dann ging für viele der Weg heuer direkt nach Mitterstetten, wo die Gäste beim Kirzinger Wirt schon das Weißwurstfrühstück erwartete. Der Hof bot dank seiner Weitläufigkeit genügend Platz für zahlreiche Biertischgarnituren unter schattenspendenden Sonnenschirmen, ein reichhaltiges Speisen- und Getränkeangebot sowie einigen Attraktionen für die kleinen Besucher, damit auch diesen nicht langweilig wurde.
Während sich die Einen in der Hüpfburg austobten, besichtigten die Anderen die ausgestellten Landmaschinen. Bierliebhaber konnten sich zudem nicht nur eine klassische Maß kühlen Gerstensafts genehmigen, sondern auch an einem Stand der Löwenfreunde Elsendorf den moderneren Kreationen, genannt „Craftbiere“, frönen. Und weil ohne Musik die Brotzeit nur halb so gut schmeckt, spielten den ganzen Tag über die „Sumpfbiber“ mit boarischer Blechblasmusik auf. Im Innenhof der Familie Kirzinger hatte sich ein Bauernmarkt positioniert, bei alles rund um das Thema „Hopfen und Bier“ zu finden war.
Der Höhepunkt folgte am Nachmittag mit dem Einzug der Hopfenbrocker, angespielt von Andreas Ernstberger an der Quetschn. Paul Pausinger von der Schlossbrauerei Herrngiersdorf begrüßte alle Gäste und Ehrengäste und stellte fest, dass die Veranstaltung mittlerweile schon so gut etabliert ist, dass die Leute selbst von weit her immer wieder gerne kommen. Die Reben der Frühsorte Nordbrauer warteten schon darauf, von den eingefleischten „Zupferprofis“, die in routinierter Manier Hand anlegten, abgezupft zu werden. Der älteste Teilnehmer mit 91 Jahren war Willi Kellner aus Siegenburg, der 1944 bereits einen Weltrekord im Hopfenzupfen aufgestellt hatte.
Doch auch „Laien“ probierten sich am grünen Gold, steckten ihre Nasen in die Hopfendolden und füllten die Körbe. Dass die 50 Pfennige, die damals ein Mäzen wert war, sauer verdient waren, stellten die Besucher bald fest und blickten den „Könnern“ über die Schulter. Kulinarisch wurde das original „Hopfenzupfermahl“, bestehend aus Schweinebraten mit Kartoffel-/ Gurkensalat, einem Küchl und einer Halben Bier in der Bügelverschlussflasche angeboten. Das noch amtierende Hopfendreigestirn sprach ein paar Abschlussworte während auch die neuen Bewerberinnen für die Hopfenköniginnenwahl vorgestellt wurden.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.