Gänsesäger setzt den Fischen zu
(Hettenshausen, rt)Der streng geschützte Gänsesäger soll nach den Vorstellungen der Fischer künftig ebenso wie der Kormoran per behördlicher Ausnahmeregelung geschossen werden können. Foto: Pixabay
Neben dem Kormoran haben die Fischer den Gänsesäger als weiteren potentiellen Beutekonkurrenten ins Visier genommen. Unter bestimmten Auflagen soll er dezimiert werden. Doch war das nur eines der brennenden Themen auf dem diesjährigen Fischereitag des Fischereiverbands Oberbayern. Am heutigen Sonntag ging er mit einer Festveranstaltung im Hettenshausener Gasthof Schrätzenstaller zu Ende. Franz Geiger, Präsident des Fischereiverbandes Oberbayern, begrüßte dazu auch Regierungspräsidentin Brigitta Brunner.
„Sehr froh sind wir darüber, dass die Artenschutzrechtliche Ausnahmeverordnung zur Vergrämung des Kormorans für weitere zehn Jahre verlängert wurde“, hieß es von den Fischern. Der vergangene, extreme Winter habe deutlich gezeigt, wie wichtig die Vergrämung ist. Unter dem Begriff Vergrämung wird in diesem Zusammenhang eine Tötung der eigentlich streng geschützten Tiere in einem Umkreis von 200 Meter um Gewässer verstanden. „Die meisten Seen waren zugefroren und von vielen Vereinen erreichten uns im Februar Hilferufe, da sie wegen des massiven Einfalls von Kormoranen und Gänsesägern einen kompletten Einbruch ihres Fischbestandes in ihren Fließgewässern befürchteten.“ Leider habe sich dies bei einigen Abschnitten bestätigt und die Aufbauarbeit vieler Jahre, gerade bei den Äschenbeständen, sei zunichte gemacht worden.
Aber nicht nur der Kormoran ist ein Problem für die Fischerei. Der Gänsesäger weist nach Ansicht des Fischereiverbandes mittlerweile eine sehr hohe Bestandsdichte an heimischen Gewässern auf. „Seit wir in einigen Fließgewässern gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz eine Gänsesägerzählungen durchführen, kann die Anzahl der Säger nicht mehr bestritten werden.“ Strittig ist, wie sich die Zahl der Gänsesäger auf den Fischbestand auswirkt. „In unseren Fließgewässern sind durch Begradigung, Eintrag von Sedimenten und auch durch den zunehmenden Freizeitdruck die natürliche Reproduktion der Fische stark eingeschränkt. Gerade die heranwachsenden Jungfische und hier insbesondere die Äsche sind die bevorzugte Beute der Gänsesäger.“ Der Fischereiverband fordert jetzt eine vergleichbare Regelung wie beim Kormoran. „Sonst sind die Besatzmaßnahmen, die wir im Rahmen des Artenhilfsprogramms in ganz Oberbayern vornehmen und auch die vielen Maßnahmen unserer Vereine, wie Brutboxenprojekte oder die mühevolle Aufzucht von Fischen aus eigenen Gewässern auf Dauer wirkungslos.“ Das Bayerische Landesamt für Umwelt gibt den Brutbestand des Gänsesägers mit bis zu 550 Paaren in Bayern als „stark gefährdet“ an; lediglich das Wintervorkommen wird mit bis zu bayernweit 2.300 Einzeltieren als „günstig“ bezeichnet. Die von der Behörde angegebenen Daten erscheinen Geiger jedoch als zu gering und nicht den Realitäten entsprechend. Gleichzeitig verweist er darauf, dass sich im Beutespektrum von Kormoran und Gänsesäger auch viele in der sogenannten Roten-Liste aufgeführten Fischarten befinden.
Ein sehr wichtiges Anliegen ist dem Fischereiverband aber auch die Förderung und Ausbildung der Jugend. Mit dem Projekt „Wasserdetektive erforschen die Gewässer“ hat die Bezirksjugend ein Projekt über mehrere Jahre aufgelegt; dabei werden unter Mitwirkung der Jugendlichen erkundet welche Fischnährtiere, Pflanzen und Tierarten am und im Gewässer leben. Aus diesen Informationen wurden Disbanner entwickelt, die den Jugendleitern zur Ausbildung zur Verfügung gestellt werden. Auf dem jährlich stattfindenden Jugendausbildungszeltlager wird nicht nur die gemeinsame Begeisterung für das Fischen gepflegt, sondern die Jugendlichen im Umgang mit Natur-, Gewässer- und Artenschutz vertraut gemacht.
„Große Sorgen bereitet uns der Versuch, Gewässerstrecken in denen Kraftwerksbetreiber das Fischereirecht haben, mit dem bisherigen Pächter einen Folgepachtvertrag mit einer Laufzeit von 17 Jahren abzuschließen“, bemerkte Geiger. Dabei dürfte die nächsten sieben Jahre das Gewässer nicht bewirtschaftet und somit nicht befischt werden. Als Grund werde angegeben, den Einfluss der Fischerei auf ein Gewässer festzustellen. „Für betroffene Vereine, wäre eine solche
Situation existenzgefährdend, wenn auf einen Schlag einem Teil ihrer Mitglieder die Möglichkeit zur Ausübung der Fischerei genommen würde.“
Nur durch die zahlreichen ehrenamtlichen Stunden und den Einsatz der Mitglieder sei es möglich, das sukzessive Verschwinden der heimischen Fischarten zu stoppen. Der Fischereiverband habe es sich deshalb zur Aufgabe, gemacht unsere Gewässer in ihrer Schönheit und mit Ihrer Artenvielfalt für die nächsten Generationen zu erhalten. Dies hob auch der stellvertretende Pfaffenhofener Landrat Anton Westner in seinem Grußwort hervor und dankte den Fischern dafür. Gleichzeitig erklärte er, dass die „Fischereivereine im Landkreis einen hohen Stellenwert“ hätten und einen unverzichtbaren Beitrag zum Erhalt und Schutz der Natur leisteten. FW-Chef Hubert Aiwanger pflichtete den Fischern bei, dass sowohl Gänsesäger - „wo er vermehrt auftritt, muss man eingreifen“ - als auch Fischotter unter bestimmten Voraussetzungen in ihren Beständen reguliert werden müssten.
Der Fischereitag ist eine Veranstaltung, die alljährlich an einem anderen Gewässer in Oberbayern stattfindet und eine Rückschau auf das vergangene Jahr aber auch einen Ausblick in die nahe Zukunft ermöglichen soll. Es versammeln sich dazu die Vertreter der weit über 200 Mitgliedsvereine aus dem ganzen Regierungsbezirk. Der Fischereiverband Oberbayern repräsentiert 35.000 Mitglieder und hat etwa 3.500 Jugendliche und Jungfischer in seinen Reihen. Ein Teil der Gewässer oder Fischereirechte befindet sich im Eigentum des Freistaates Bayern, ein nicht unwesentlicher Teil der Fischereirechte ist Eigentum von natürlichen oder juristischen Personen. Die Fischereirechte an den einzelnen Gewässern sind durchweg parzelliert und in unterschiedliche und einzelne Rechte aufgeteilt. Ein Großteil der in Oberbayern vorhandenen Gewässer ist verpachtet und wird von den jeweiligen Pächtern bewirtschaftet.
Unter den Festgästen befanden sich auch Bezirkstagspräsident Josef Mederer (CSU) und Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker (SPD).
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