Der Klimawandel stand im Fokus
(Wolnzach/Abensberg, hr)Es ist schon immer etwas Besonderes, wenn sich der August in der Hallertau dem Ende entgegen neigt und der Hopfen sein Aroma entfaltet. Das ist auch die Zeit der Hopfenwirtschaft. Die Zeit, in der über die Erntemenge und die Welthofpenwirtschaft diskutiert wird. Nach einer überdurchschnittlichen Ernte 2016 mit 42.766 Tonnen wird in diesem Jahr mit 39.224 Tonnen ein durchschnittlicher Ertrag erwartet.
Es war eine fast perfekte Start -zum Gillamoos zog es dieses Mal mehr als 180 Repräsentanten der Hopfen- und Brauwirtschaft. Aber auch viele Fachleute aus Behörden und nicht zuletzt Staatsminister Helmut Brunner war nach Abensberg gekommen, um dort nicht nur das drittgrößte Volksfest in Bayern zu eröffnen, sondern auch die Hopfenernte einzuläuten.
Die Stimmung war entspannt, als man im Weinzelt über den Hopfen diskutierte. "Wir hätten das so nicht mehr erwartet", gab Dr. Johann Pichlmaier, Präsident des Deutschen Hopfenpflanzerverbandes zu. Gerade bis Ende Juni sah es für die Hopfenpflanzer in der Hallertau nicht gut aus. Nicht nur die warmen Temperaturen im April und der dann folgende abrupte Temeraptursturz, sondern viel mehr der extrem niederschlagsarme Juni, trieben den Landwirten Sorgenfalten auf die Stirn. "Im Juni fielen in der Hallertau nur 59 mm Niederschlag. Im Vergleich zum zehnjährigen Mittel war dies kaum die Hälfte", so Pichlmaier.
Während man dort nach Anfang Juli so noch von einem Minus von 23% ausging, konnte man sich in den folgenden Wochen über die ausreichend Niederschlag freuen. "Das hat uns richtig gut getan", erklärte der Präsident. So geht man nun in Erwartung einer durchschnittlichen Ernte in die kommenden Wochen.
Doch alleine die Erntezahlen sind für Staatsminister Helmut Brunner gar nicht so ausschlaggeben, er verwies in seinem Statement darauf, dass der Freistaat nicht nur sportlich in der Champions League
spielt, sondern auch in der Nahrungsmittelproduktion. "Wir können international mit unseren Qualitätsprodukten punkten." Doch während man die Qualität des Hallertauer Hopfens schätzt - dies kann man auch an der gestiegenen Anbaufläche ablesen - ist es der Klimawandel, der den Pflanzer zunehmend Sorgen bereitet. "In den letzten fünf Jahren hatten wir dreimal unter Trockenheit zu leiden", erklärte Johann Pichlmaier. Auch Staatsminister Helmut Brunner verwies in seinem Statement auf die gestiegene Häufigkeit von extremen Wetterereignissen. "Wenn wir nun aber die Qualität sichern wollen, dann werden wir auch über das Thema Bewässerung nachdenken müssen", so Brunner.
Dass dies natürlich ein sehr kontrverses Thema ist, betonten auch die Verantwortlichen. Schließlich steht auch der Trinkwasserschutz zur Disposition. Dass aber der Hopfen eine dauerhafte Bewässerungskultur werden soll, davon war gestern nicht die Rede. "Uns geht es darum mittels der Bewässerung die Ertragssicherheit zu gewährleisten", so Pichlmaier. Und diese ist, wenn man auch weiter auf dem globalen Hopfenmarkt den Ton angeben will entscheidend.
"Wir rechnen in diesem Jahr mit einer auf die Welt gesehen mit einer durchschnittlichen Ernte", erklärte Peter Hintermeier seitens des Deutschen Hopfenwirtschaftsverbandes. Dabei betonte er, dass die produzierte Alphamenge auch von der Brauwirtschaft benötigt wird. Eine erneute unterdurchschnittliche Ernte wäre aus seiner Sicht nahezu katasprophal gewesen. "Obwohl die Welternte 2016 überdurchschnittlich ausfiel, weist die Alphabilanz für das Braujahr 2017 das fünfte Jahr in Folge ein Minus aus", so Hintermeier Man geht ersten Schätzungen zufolge von einem von 469 Tonnen Alphasäure aus.
Betrachtet man dieses Minus genauer, so fällt ins Auge, dass das Defizit fast vollständig im Hochalphabereich verursacht wird. Bekannterweise gab es in den USA in den vergangenen sieben Jahren eine Trendwende im Anbau zu verzeichnen. "Die Produktion der Hochalphasorten ging dort um mehr als die Hälfte in den vergangenen sieben Jahren zurück", fügte Hintermeier an. Obwohl nun die Hallertau die Bitterhopfenfläche ausgeweitet hat, gelang es Hintermeier zufolge nicht den US-Rückgang vollständig auszugleichen.
Anton Lutz und Jakob Münsterer wurden in den Stand eines Hopfenritters erhoben.
Bezieht man nun die weltweite Versorgungslage in die Diskussion um Hitze, Trockenheit und schlechte Erträge ein, wird klar, es geht nicht darum den Hopfen zu einer Bewässerungskultur zu machen, sondern die Liefersicherheit steht bei diesen Überlegungen im Fokus. "Dass unser Minister bei der Hopfenrundfahrt dieses Thema selbst aufgegriffen hat, zeigt dass man eine gemeinsame Lösung suchen will", so der Präsident der Hallertauer Hopfenpflanzer Adi Schapfl. Ein Signal, das viele Landwirte freuen dürfte.
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