Für eine lebenswerte Heimat: Betonflut eindämmen
(Baar-Ebenhausen, rt)
Mit dem Titel des gerade aktuellen Volksbegehrens "Damit Bayern Heimat bleibt: Betonflut eindämmen" war auch die gestrige Veranstaltung der Kreis-Grünen im Baar-Ebenhausener Gasthof Flotzinger überschrieben. Obgleich das Thema brisant ist, waren nur wenige Zuhörer anwesend, um mit der hiesigen Bundestagskandidatin der Grünen, Kerstin Schnapp, und dem Landesvorsitzenden der Partei, Eike Hallitzky, ins Gespräch zu kommen.
Die Schönheit Bayerns vor der Heimatzerstörungswut der CSU zu schützen haben sich die Grünen zusammen mit der ÖDP und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft auf die Fahnen geschrieben und wollen deswegen möglichst viele Unterschriften sammeln. Schnapp empfahl einen Blick in das im vergangenen Januar vom Bundeskabinett beschlossenen Nachhaltigkeitsprogramms. „Da sagst du als Grüne, Angie, du hast es begriffen“, spöttelte die Bundestagskandidatin. Gleichzeitig müsse man sich dann aber fragen, warum nicht danach gehandelt werde: „Warum geht da nichts?“ In dem auch von der CSU unterschriebenen Programm stünden viele Forderungen der Grünen. Unter anderem ist dort auch von der Agenda 2030 zu lesen, zu deren Umsetzung sich die Bundesregierung verpflichtet. Deutschland soll demnach im Jahr 2050 „nahezu unabhängig von Kraftstoffen mit fossilem Kohlenstoff“ sein. Und den Flächenverbrauch will die Bundesregierung auf unter 30 Hektar pro Tag verringern. „Söder macht mit seiner Landesentwicklungsplanung das Gegenteil“, so Schnapp. Die der großen Koalition Versagen unterstellt während sie die Grünen sinngemäß als konsequente Umsetzer sieht.
Da hakte Hallitzky ein und erklärte, dass mit CDU/CSU kein Naturschutz stattfände und es mit ihnen keine Zukunft mit dem Erhalt der Lebensgrundlagen gebe. CSU-Verkehrsminister Dobrindt stellte er in einem Seitenhieb ein schlechtes Zeugnis in Sachen Dieselaffäre aus. Er erkenne nicht, dass die Autoindustrie alles blockiere. Fehlendes Verantwortungsbewusstsein sei „symptomatisch für eine Politik, die nicht in die Zukunft gerichtet ist.“ Hallitzky sieht deshalb auch mit Sorge den uneingeschränkten Flächenfraß. Statt Innenraumentwicklung gebe es eine ausufernde Dorfentwicklung mit leerstehenden Ladenflächen, „die Ortskerne veröden“ während immer mehr Gewerbegebiete, Discountmärke, Parkplätze und Lagerhallen auf der grünen Wiese entstünden. Das sei ein Verlust von Lebensqualität.
Beton und Asphalt schränkten auch den Lebensraum von Tieren und Pflanzen immer mehr ein: „13 Hektar täglich werden versiegelt, jedes Jahr verschwinden somit zwei Drittel des Chiemsee oder die Fläche der bayerischen Donau.“ Während seit 1980 die Bevölkerungszahl um 15 Prozent gestiegen sei, liege diese Zahl beim Flächenfraß bei 50 Prozent. Beim Flächenverbrauch ist der Freistaat deutschlandweit übrigens auf Platz Eins! Die Folgen seien aber auch noch erhöhte Hochwassergefahr und vernichtetes Acker- und Grünland.
Künftig sollen aus Sicht der Grünen nicht mehr als fünf Hektar Fläche täglich verbraucht werden. Das lässt genug Raum für den Wohnungsbau und sorgt bei Ansiedlungen von neuen Unternehmen für einen sparsamen Umgang mit Grund und Boden. „Die CSU plant mit einem neuen Gesetz bis Dezember weitere Lockerungen für die Ausweisung von Gewerbeflächen“, prangert Hallitzky an. Eine künftige Höchstgrenze von fünf Hektar sehen sie Bayern als Höchstgrenze an.
Auch im hiesigen Landkreis müsse man „sportlicher werden, was die Vermeidung von Flächenfraß anbelangt“, merkte Schnapp an. Dazu gehörten auch neue Konzepte zum Denkmalschutz. Es sei auch künftig die Frage zu stellen, wie sehr in die Höhe gebaut werden dürfe. Das betreffe etwa „in Pfaffenhofen den Hauptplatz, aber auch Wolnzach“, so Schnapp. In Zukunft werden sich womöglich die Bürgermeister darüber verständigen müssen, ob und wie sie Flächen untereinander tauschen, wenn es zu einer Kontingentierung und damit Reduzierung von Flächen kommt.
Das Dreierbündnis will mit ihrem Volksbegehren jetzt den Weg dazu bereiten und die Zerstörung der Kulturlandschaft durch Beton und Asphalt vom Jahr 2020 an deutlich, und zwar auf fünf Hektar pro Tag reduziert wissen. Bis Ende des Jahres, so hoffen sie, die notwendigen 25 000 Unterschriften für die Zulassung beisammen zu haben.
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