Kripo in der Gemeindebücherei
(Au/Hallertau, kw)Foto: Recht herzlich begrüßte Frau Solbrit Zapf den Referenten und die Vortragsbesucher
Nicht zu einem Einsatz, sondern zu einem Vortrag wie man sich mit Aufmerksamkeit und einfachen Mitteln besser vor Betrug, Diebstahl und Einbruch schützen kann, war Kriminalhauptkommissar Walter Schollerer von der Kriminalpolizeiinspektion Beratungsstelle aus Erding am gestrigen Donnerstagabend in die Gemeindebücherei Au i. Hallertau gekommen. „Gefahren erkennen heißt Risiken vermeiden“ unter diesem Motto gab der Fachberater Tipps zur Prävention gegenüber Gaunern und Schurken.
Walter Schollerer listete die wichtigsten und häufigsten Gefahrenbereiche: Haustürgeschäfte auch Haustürtricks, Taschendiebstahl, Enkeltrick, Gaunerzinken, Einbruchschutz, für die er im Anschluss dann Tipps zur Prävention gab.
Ziel eines Haustürgeschäfts ist es etwas zu verkaufen oder einen Vertrag abzuschließen über sogenannte Drückerkolonnen, die von Institution beauftragt sein können, aber auch einzelne Personen, die sich alle über einen Reisegewerbeschein ausweisen können müssen. Ob Zeitschriftenverkauf, vermeintlicher Handwerker, Sozialdienstmitarbeiter oder Verkauf von Blinden- oder Behinderten angefertigte Ware, einen Haustürverkäufer wie auch andere fremde Personen grundsätzlich nicht in die Wohnung lassen! Auch eine Masche – unter Zeitdruck schnell sein Ziel zu erreichen – ein interessierter Verkäufer kommt auch morgen nochmal wieder um sein Produkt zu verkaufen. Keine Verträge unterschreiben, die man nicht verstanden hat, gegebenenfalls auch mehrfach zur Klärung nachfragen oder auch Verbraucherzentralen zur Nachfrage oder Prüfung eines Vertrages nutzen, auf Datum und Unterschrift achten (man hat bei Haustürgeschäften 14 Tage Widerrufsrecht – hier werden gern die Verträge mit falschem Datum versehen um das Widerrufsrecht zu verkürzen), grundsätzlich eine Vertragsdurchschrift verlangen (nicht per Post nachsenden lassen), keine Vorkasse oder Anzahlung an der Wohnungstür leisten. Hilfreich diesbezüglich ist auch die Internet-Seite http://www.pfiffige-senioren.de .
Bekannt ist auch die Betrugsmasche durch falsche Amtspersonen z.B. falsche Polizisten. Hier ist grundsätzlich ein Ausweis vom Beamten vorzuzeigen und sich gegebenenfalls auch bei der nächsten Polizeidienststelle telefonisch nachzufragen, ob der Kollege auch wirklich ein Kollege ist. Jeder Beamte wird die Zeit der Nachfrage vor der Tür abwarten, tut er das nicht, lässt das schon entsprechende Rückschlüsse zu.
Taschendiebstahl findet häufig in Menschenmengen und Gedrängen statt, oder wird durch Gesprächsablenkung ermöglicht. Häufig ist diese Diebstahlsart von Banden durch sehr gut geschulte Personen organisiert. Hier die Tipps – keine Tasche oder Geldbeutel im Einkaufswagen ablegen – Taschen immer verschließen, nichts unbeaufsichtigt lassen. Auch im Urlaub empfiehlt sich grundsätzlich Geld direkt am Körper zu tragen, möglichst wenig im Geldbeutel zu deponieren, Taschen direkt am Körper zu tragen z.B. unter dem Arm klemmen. Auch Taschen im Büro sollten nicht unbeaufsichtigt gelassen werden. Beim Zahlen an der Kasse, Geldabheben sollte man keinen Einblick in die Geldbörse gewähren, PIN-Nummern immer verdeckt eintippen, Geld nicht in der Öffentlichkeit zählen. Für gestohlene Karten steht 24 Stunden der Kartensperr-Notruf unter der bundesweiten Telefonnummer 116 116 zur Verfügung.
In letzter Zeit wird auch sehr häufig vor Enkeltrickbetrügern gewarnt. Meist werden Senioren von falschen Enkeln angerufen und eine Geldsumme für einen Notfall erbeten. Die älteren Leute sind meist allein bzw. alleinstehend. Unter einem Vorwand dass der Enkel nicht erscheinen könne werden fremde Personen zur Abholung des Geldes geschickt. Hier sollten alle Angaben überprüft, am Telefon keine familiären oder finanzielle Angaben gemacht und bei Familienangehörigen Rücksprache gehalten werden, im Zweifel auch die Polizei verständigt werden. Geld grundsätzlich nicht an unbekannte Personen übergeben.
Bekannt sind auch aufgemalte oder eingeritzte Gaunerzinken, die einem Komplizen Hinweis auf die Lebenssituation geben sollen, um eine verbrecherische Aktion vereinfacht durchführen zu können. Gaunerzinken sind heute so vielfältig, dass es keine einheitlichen Zeichen bestimmten Bedeutungen zuweisbar sind.
Großes Thema in unserem ländlichen Bereich ist der Einbruchschutz von Eigenheim und Wohnungen.
Leider herrscht häufig noch landläufig die falsche Meinung bei der Bevölkerung, dass es einen persönlich nicht betreffen würde. Unter der Prämisse „ Bei mir wird schon nicht eingebrochen“, „Bei uns ist nichts zu holen“ oder aber auch „Ich bin ja gut versichert“ wird nicht selten ein heute so präsentes Thema zur Seite geschoben. Dabei stehlen Einbrecher nicht nur Sachen, sondern auch immer ein Stück Seele.
Wann wird am häufigsten eingebrochen, wie sollte man sich bei Einbruch verhalten?
Präventiv immer alle Fenster schließen (Gekippte Fenster stellen für Einbrecher ein offenes Fenster dar), Türen verschließen (wenn möglich 2x verschließen), Schlüssel niemals draußen verstecken, keine Aufstiegshilfen bieten (Gartenmöbel, Tonnen, Leitern), Grund gut ausleuchten, Bewegungsmelder anbringen, Haus/Wohnung bewohnt erscheinen lassen, Anrufbeantworter ausschalten, Urlaub/Abwesenheit nicht in sozialen Netzwerken bekannt geben.
Sollten sie einen Einbrecher bei seiner Tat überraschen gehen sie kein Risiko ein – wenn möglich Polizei anrufen: hier sind genaue Adressangaben wichtig, Lärm machen, sich einsperren, Fenster öffnen und um Hilfe rufen, sollten sie sich im Fluchtweg des Täters befinden, fliehen lassen, aus dem Weg gehen. Nach einem Einbruch Polizei verständigen, Haus Wohnung nicht betreten bzw. nichts anfassen (Spurensicherung), Fenster/Türen schließen, Nachbarn nach Auffälligkeiten befragen.
Die zahlreich gestellten Fragen der Vortragsbesucher wurden vom Kriminalbeamten eingehend erörtert und beantwortet und führten den Fragenden zu hilfreichen, manchmal auch überraschenden Erkenntnissen.
Die Beratungsstelle bietet über eine Terminvereinbarung kostenlose Überprüfung des Eigenheims auf Einbruchsicherheit an.
http://www.polizei.bayern.de/schuetzenvorbeugen/beratung/adressen/index.html/86348
Weitere Information geben auch die Broschüren der Polizei „Schutz vor Kriminalität im Alltag“.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.