Siedlungsfunde aus der Jungsteinzeit
(Mainburg, ce)Die Ausweisung eines Gewerbegebietes in Auhof bei Mainburg, Gemarkung Steinbach, rief im Frühjahr 2009 die Archäologen auf den Plan. Luftbildbefunde unklarer Zeitstellung und Lesefunde aus dem nördlich anschließenden Grundstück machten dort zunächst Sondagen notwendig.
Es galt zu klären, ob und wo genau Bodendenkmäler vorhanden waren. Die dabei freigelegten vorgeschichtlichen Spuren beschränkten sich auf den nördlichsten Bereich der untersuchten Fläche, der schließlich im Sommer desselben Jahres archäologisch untersucht wurde. Die Erweiterung des Gewerbegebietes machte im Jahr 2010 eine weitere Rettungsgrabung im nördlich anschließenden Flurstück notwendig. Zahlreiche weitere Sondageschnitte, die 2011 durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in den nördlich anschließenden Flächen angelegt wurden, blieben ohne Hinweise auf archäologische überreste.
Die Grabungsergebnisse - Reste von wahrscheinlich vier Häusern und einigen Vorrats- und Lehmentnahmegruben der Jungsteinzeit – nahmen sich im Vergleich zu anderen zeitgleichen Befunden im Landkreises Kelheim wegen des schlechten Erhaltungszustandes und der insgesamt geringen Zahl der Befunde eher bescheiden aus. Auch das überwiegend aus Gefäßscherben bestehende Fundgut verspricht keine völlig neuen Erkenntnisse. Trotzdem markiert diese Grabung einen Wendepunkt in der Archäologie des südlichen Landkreises Kelheim: bis dahin waren aus dem Gebiet um Mainburg vor allem obertägig sichtbare Bodendenkmäler wie Grabhügel, Burgställe oder Reste spätkeltischer Viereckschanzen bekannt. Dieser Forschungsstand hat sich seit Beginn des 20. Jhs. durch wenige vorgeschichtliche Zufallsfunde und einzelne Lesefunde kaum verändert.
Untersucht wurden zwei größere Flächen mit zusammen rund 5000 m². Durch die Sondagen von 2011 wurden weitere 3300 m² erfasst. Das Areal liegt an einem leicht nach Osten geneigten Hang südlich von Mainburg, umittelbar westlich der Staatsstraße 301, etwa 220 m von der Abens entfernt, die den vorgeschichtlichen Siedlern vielleicht zur Wasserversorgung diente.
Auf den Grabungsflächen konnten insgesamt 104 Verfärbungen dokumentiert werden, von denen sich einige als nicht archäologisch relevante Reste eines Hopfengartens herausstellten. Nach bisheriger Sichtung des Materials handelt es sich um Siedlungsspuren vom Beginn der Jungsteinzeit, die etwa in die Zeit um 5200-5000 v. Chr. gehören. Aufgrund der typischen Verzierung der Tongefäße wird diese Epoche als Zeit der Linearbandkeramik bezeichnet. Sie markiert einen entscheidenden kulturgeschichtlichen Wandel der menschlichen Lebensgewohnheiten: Mit Beginn dieses Zeitabschnittes wurden die Menschen sesshaft, errichteten feste Gebäude und betrieben Ackerbau und Viehhzucht.
Die archäologischen Befunde sind wie erwähnt leider nicht besonders gut erhalten. Durch die leichte Hanglage und die ackerbauliche Nutzung des Gländes hat die Erosion bereits viele Spuren der ehemaligen Siedlung zerstört. Dadurch wird die Erkennbarkeit der alten Bebauungsstrukturen stark eingeschränkt. Immerhin lassen sich anhand der Lage von ehemaligen Pfostengruben und Wandgräbchen mit einiger Wahrscheinlichkeit die Reste von vier Langhäusern mit den typischen hausbegleitenden Lehmentnahmegruben identifizieren. Weitere Gruben dienten ehemals als einfache Erdkeller zur Lagerhaltung. Die aus diesen Gruben geborgenen Funde gehören zum üblichen Spektrum linearbandbandkeramischer Siedlungen und umfassen neben unverzierter keramischer Ware auch charakteristisch verzierte Scherben und wenige Feuersteingeräte. Aufgrund der Verteilung des zeitlich ansprechbaren Fundguts ist davon auszugehen, dass der größte Teil der Gruben im Zusammenhang mit den linearbandkeramischen Häusern steht.
Die Hoffnung, in den nördlichen Anschlussflächen weitere Spuren dieser Siedlung zu erfassen, hat sich nicht erfüllt. In den 15 dort angelegten Sondagestreifen konnte kein archäologischer Befund aufgedeckt werden. Nach Lage der Dinge wurde also der westliche Randbereich einer Siedlung erfasst, sie sich vermutlich weiter nach Osten Richtung Abens erstreckt hat. So schwierig die exakte Interpretation der Grabungsergebnisse im Detail auch sein mag, steht deren kulturgeschichtliche Bedeutung außer Frage. Für alle überraschend war die Tatsache, so weit im Süden des Landkreises handfeste Hinweise auf eine bäuerliche Siedlung des späten 6. Jahrtausends v. Chr. aufzufinden. Sie zeigt in Verbindung mit anderen Fundstellen, dass das heutige Kreisgebiet schon in der Frühphase der Sesshaftigkeit vom Menschen nahezu vollständig erschlossen war. Nicht zuletzt könnte man die Siedlung als Hinweis auf eine nahezu 7000 Jahre anhaltende bäuerliche Tradition im Herzen der Hallertau verstehen.
Die gereinigten Funde und die digitale Dokumentation der Grabungen werden am 16.10. dem Stadtmuseum Mainburg übergeben. Hier können sie in unmittelbarer Nähe des Fundortes sachgerecht verwahrt und in Auswahl präsentiert werden.
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