Ein Nein für den Biberlehrpfad
(Pfaffenhofen, ls)Foto @Bredehorn/ pixelio
Eigentlich war es als pädagogisches Projekt geplant, nun wurde es zum Politikum. 2015 ist die Stadt Pfaffenhofen an den Landkreis herangetreten, um eine finanzielle Unterstützung für eine neue Konzeption und Errichtung des Biberlehrpfades entlang der Ilm zu ermöglichen. Die Zuteilung der von Martin Wolf (CSU) damals in Aussicht gestellten 5000 Euro scheiterte nun im Kreisausschuss. Die Debatte darum kreiste am Ende nicht um den Lehrpfad, sondern um das Tier selbst.
Am 21. Juni wurde unter Beisein vom stellvertretenden Landrat Anton Westner (CSU), Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker (SPD), der Bund Naturschutz Ortsvorsitzenden Christine Jannicher-Buska und dem Naturpädagogen Robert Behringer der Biberlehrpfad eingeweiht. Die Generierung von Fördermitteln hatte sich im Vorfeld als schwierig erwiesen. Die Stadt Pfaffenhofen und der Bund Naturschutz hatten sich am Ende verständigt unter Anleitung Behringers den Biberlehrpfad neu zu gestalten. 32.000 Euro hat sich das die Stadt kosten lassen, als Projektträger hatte der Bund Naturschutz 2.500 Euro investiert und sich bereit erklärt, einen möglichen Kreiszuschuss an die Stadt weiterzuleiten. „Es ist ein tolles Projekt, das man nur unterstützen kann“, erklärte Westner dem Kreisrat, als es nun um die Bewilligung der Förderung durch den Kreisausschuss ging.
In weiten Teilen Europas hatte man Jahrhunderte lang wegen seines Fells und seines Fleisches Jagd auf den größten Nager Deutschlands gemacht, bis er fast von der Bildfläche verschwand. Durch konsequenten Schutz und Auswilderung wurde er in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten wieder heimisch. So richtig haben sich Mensch und Biber seither nicht wieder aneinander gewöhnen können, wie auch das aktuelle Beispiel im Pfaffenhofener Kreisausschuss zeigt. Vor allem die Bürgermeister des Landkreises befürchteten eine unsachgemäße Darstellung des Tieres.
Hohenwarts Bürgermeister Manfred Russer (CSU) plädierte beispielsweise dafür, mit dem Lehrpfad kein falsches Zeichen zu setzen. „Der Biber bereitet uns enorme Probleme. Wir Bürgermeister werden mit den Problemen allein gelassen“, erklärte er. Sein Amtskollege aus Reichertshausen, Reinhard Heinrichs (CSU) schloss sich diesem Credo an. „Es ist vielleicht ein ganz schönes Projekt, aber kein Pipifax. Wenn die Nachteile des Tieres nicht aufgeführt werden, dann kann ich dem nicht zustimmen.“ Ähnlich sah es auch Herbert Nerb (Freie Wähler) aus Manching. „Wir haben mit dem Biber Schäden ohne Ende. Wenn es um den Schutz des Tieres geht, dann legt das Landratsamt die Gesetze strenger aus, als der Staat“, erklärte er.
hallertau.info berichtete: Bob der Biber jetzt an der Ilm (Foto @Raths)
Für Kerstin Schnapp (Bündnis 90/ die Grünen) war die Diskussion um den Biber am Ende vollkommen deplatziert. „Es geht hier um ein pädagogisches Projekt. Es ist falsch, den Kindern die Möglichkeit zu nehmen, über ein Tier zu lernen, nur weil die Kommunen Probleme haben“, machte sie klar. Sie wies auch darauf hin, dass viele der anwesenden Kreisräte den Lehrpfad überhaupt nicht kennen würden, was einige Kreisräte bei ihren Wortmeldungen auch bestätigten. „Der Lehrpfad steht. Schaut euch das ganze doch erst mal an, bevor es jetzt torpediert wird.“, plädierte sie an ihre Kollegen. Auch für Reinhard Haiplik (ÖDP), selbst langjähriger Pädagoge, war das Vorgehen vieler Ausschussmitglieder nicht nachvollziehbar. „Hier geht es weder um Verklärung noch Verdammung, sondern darum, Kindern eine differenzierte Betrachtungsweise zu bieten“, machte er klar.
Am Ende half es nichts. Mit sechs zu sieben Stimmen wurde die Unterstützung in Höhe von 5000 Euro für den Biberlehrpfad abgelehnt, obwohl der Landkreis bereits als Förderer auf den Tafeln steht. Christine Jannicher-Buska vom Bund Naturschutz zeigte sich verärgert. „Der Biberlehrpfad ist sehr differenziert dargestellt. Es gibt Tafeln, die auf Lösungen für Schäden hinweisen. In Schulführungen wird auf diese Thematiken eingegangen“, erklärte sie gegenüber unserer Zeitung. „Ich bin ziemlich enttäuscht. Man kann sich auf die Zusage vom Landkreis scheinbar nicht verlassen“, so Jannicher-Buska weiter.
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