Konzert mit Gänsehautfaktor
(Geisenfeld, sh)Ein besonderes Konzert gab es am Wochenende in der Pfarrkirche anlässlich des Luther Reformationsjahres. Die Mitglieder des Hallertauer Kammerorchesters woben gemeinsam mit dem Moosburger Kammerorchester einen einzigartigen Klangteppich: Mal beschwingt und euphorisch, mal dramatisch und drückend. Aber durchwegs mit voller gemeinsamer Kraft und in absoluter Homogenität erfüllten sie das Gotteshaus in Geisenfeld.
Das Hallertauer sowie das Moosburger Kammerorchester bot am Wochenende unter der Expertise und fachmännischen Leitung von Erwin Weber ein klanggewaltiges Erlebnis der Sonderklasse dar. Seit 2014 übernimmt dieser das Dirigentenpult des Kammerorchesters aus Mainburg, das vom evangelischen Pfarrer Frank Möwes seiner Zeit aus der Taufe gehoben wurde.
Zum Luther Reformationsjahr schlossen sich die beiden Ensembles erstmals zusammen, um so die Reformationssinfonie (Sinfonie Nr. 5. Opus 107) von Felix Mendelssohn-Bartholdy aufzuführen. Doch das war nicht das einzige Stück. Neben dem teils sehr ungestümen Werk des damals sehr jungen Mendelssohn-Bartholdy brachten die beiden Orchester drei weitere Werke zu Gehör. Den Auftakt machte hier eine Uraufführung von William Byrd´s „Pavane, Gigue und Communio“. Die dargebotenen Fassung war eine neu orchestrierte Form des in Landshut lebenden Filmkomponisten Gerhardt Boesl. Alle drei Sätze wurden von Gerhardt Boesl erstmalige zusammengestellt.
Felix M. Bartholdy war an diesem Abend gleich zweimal vertreten. Mit dem Doppelquartett „Denn er hat seinen Engeln befohlen über Dir“ aus dem „Oratorium“ Elias präsentierte das Orchesterensemble wohl eines der mit Abstand bekanntesten Werke der Musikgeschichte. In das Oratorium integrierte Mendelssohn leicht verändert die bereits 1844 entstandene achtstimmige A-cappella-Motette, diesmal begleitet von einem Streichorchester. Für Gerhardt Boesl war es Ehre und Wagnis zugleich, dieses berühmte Werk erstmalig für sinfonisches Orchester und Orgel einzurichten. Für die Zuhörer war es ein Klangerlebnis, bei dem man sich einfach von der Welle mittragen hat lassen.
Mit einer selten gehörten Innerlichkeit gelang es dem Orchesterensemble danach die Ouvertüre „Der Nachtwanderer“ zu interpretieren. Dieses musikalische Epos bestehend aus 16 Themen stammt erneut aus Gerhard Boesl´s Feder. Das Stück soll eine vertonte Wanderschaft durch unterschiedliche Stationen des Lebens sein. Seine Dramaturgie setzte sich mit Dunkelheit, Schatten und Vergänglichkeit auseinander, verbunden mit der stetigen Suche und dem Streben nach Licht, Zufriedenheit und Erlösung. Weil der Komponist es so wünschte, sprach Pfarrer Frank Möwes dazu ein geistliches Wort. Die Dramatik der Passagen wurde von den Spielern dabei so intensiv wiedergegeben, dass einem die Melodie in Mark und Bein überging.
Damit die besondere Atmosphäre, die in den zwei Stunden entstanden war, nicht zerstört wurde, verzichtete man bewusst auf den flammenden Applaus am Schluss, den Erwin Weber und alle Orchestermitglieder am Ende eigentlich verdient hätten.
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