Ebenhausen-Werk noch lange kein Luftkurort
(Baar-Ebenhausen, wk)Bei der Sitzung des Umweltbeirates der Sondermüll-Verbrennungsanlage Ebenhausen (GSB) wurden die neuesten Messergebnisse des Biomonitoring vorgestellt, die durch ein externes Ingenieurbüro ermittelt wurden. Außerdem stellte die GSB-Leitung ihre Planung für Veränderungen in der Anlage für die nächsten Jahre sowie die Entwicklung der Sondermüll-Mengen der letzten Jahre vor.
Die Leitung der Sitzung hatte der frühere langjährige Vorsitzende der Bürgerinitiative zur Kontrolle der GSB, Helmut Stabhuber. Anwesend waren neben interessierten Anliegern und GSB-Mitarbeitern die Vertreter der Gemeinden, u.a. die Bürgermeister Ludwig Wayand (Baar-Ebenhausen), Hebert Nerb (Manching), Christian Staudter (Geisenfeld), Michael Franken (Reichertshofen), aber auch Altlandrat Rudi Engelhard und der stellvertretende Landrat Anton Westner sowie Ingolstadts hauptberuflicher Stadtrat und Umweltreferent Dr. Rupert Ebner.
Der für das Biomonitoring zuständige Ingenieur vom Büro Ökometric, Horst Rottler, stellte die Messergebnisse für Schwermetalle und nichtmetallische Niederschläge um das Industriegebiet Ebenhausen-Werk vor. Dabei konnte er für die verschiedenen Metalle Entwarnung geben, dass die Werte im Laufe der Jahre immer weiter zurückgingen. So gibt es „Hintergrundwerte“, die von Grenzwerten bei Futtermitteln abgeleitet sind sowie bayernweit geltende Grenzwerte, die deutlich über diesen Hintergrundwerten liegen. Bei allen 7 Messpunkten rund um das Gelände sind Stoffe wie Arsen, Bismut, Cadmium, Chrom, Kupfer, Quecksilber und Zink weit weg von den „Hintergrundwerten“; selbst Blei, Zink, Nickel und Bismut sind unkritisch bis auf 2 Messpunkte (6a und 11 a – Schredder und Ebenhausen-Werk). Dort liegen die Belastungen etwas höher, sind nicht kritisch und immer noch unter den Hintergrundwerten. Seit den Messungen ab 2002 bis 2016 hätten sich die Werte stetig deutlich verbessert, bei den Messpunkten 6 und 6a sogar deutlich seit 2008/2009. Gemessen wird immer der Grasschnitt in den Monaten April/Mai (Gras1) und September/Oktober (Gras2) und bei Grünkohl. Ausreißer gab es allenfalls bei Umbauarbeiten an den Anlagen und beim Schredder. Dioxine lagen im bayerischen Mittelwert bzw. darunter, bis auf Messpunkt 6 mit einer deutlichen Überschreitung bei Gras2, was mit einem Brand am Schredder zusammenhängen könnte. Ganz anders dagegen sieht es bei den PCB-Werten aus, die alle über den „Hintergrundwerten“ lagen. Die Messpunkte 6a und 11a sind unverändert kritisch hoch, so Fachmann Horst Rottler. Leider konnte bisher nicht die Ursache für diese hohen Werte ermittelt werden, so Rottler. Es muss eine nicht identifizierbare Quelle geben, an die man nicht herankomme. Altlandrat Engelhard betonte, dass niemand so ohne weiteres auf fremde Grundstücke gehen könne um Messungen vorzunehmen.
Dass in Privatwohnungen keine Belastungen bestehen, konnten Umluft-Messungen im Juli/August 2017 nachweisen, wie Bürgermeister Wayand erläuterte. Es sei möglich, dass frühere Belastungen durch Renovierungsarbeiten beseitigt wurden. Die nächsten Messungen müssten in dem herrenlosen „Stamolux“-Gebäude erfolgen, so Wayand.
Von der GSB-Leitung erläuterte Geschäftsführer Dominik Deinzer die Entwicklung der Abfallmengen, die im Vergleich 2015/2016 um 10.000 to gestiegen seien, zurückzuführen auf die gute wirtschaftliche Lage der Industrie, dagegen sei die „Drittentsorgung“ zurückgegangen. Allein bis September 2017 seien 170.000 to Sondermüll angefallen. Dabei sei die Zusammensetzung der Abfälle in etwa gleich geblieben – die Mitarbeiten hätten aufgrund ihrer Erfahrungswerte somit keine Probleme bei der Verarbeitung. Flüssige, chemische Stoffe hätten in den letzten Jahren zugenommen, vor allem aus Bayern mit 14 Prozent, dies gehe dann zu Lasten anderer Lieferanten z.B. aus Baden-Württemberg, aber diese Abfälle hätten einen geringeren Heizwert als feste Stoffe und garantieren leider keine optimale Verbrennung. Deinzer wies auch auf die erfolgreiche Reduzierung von Kohlenmonoxid, deshalb sei die Anlage die sicherste Sondermüllverbrennung Deutschlands, wenn nicht gar Europas. Die GSB habe in den letzten 4 Jahren 232.000 Messungen mit einem guten Ergebnis durchgeführt. Dafür dankte er seinen Mitarbeitern. Auch die Einleitung von Chlor in die Paar liege mit durchschnittlich 5 to unter den genehmigten Werten von täglich 7 to. Auch die Stickoxide sinken laufend trotz höherer Durchsetzungsmengen und lägen deutlich unter den Grenzwerten.
Investitionen von 2017 bis 2019 sind vor allem geplant bei der Prozeßleittechnik, bei Gebäuden (Kfz-Halle) und der Erweiterung der Tanklager und Lagerflächen. Die Planungen und Anträge laufen bereits.
Die Bemühungen der GSB wurden denn auch anerkannt, wobei klar war, dass Baar-Ebenhausen noch lange kein Luftkurort werden könne. Von Bürgermeister Wayand wurde auch die gute Zusammenarbeit gelobt, die früher eben nicht so war – auch nicht mit der Bürgerinitiative.
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