Eine nachhaltige Bilanz
(Pfaffenhofen, )Im Dialog für nachhaltige Ideen (v.l.): Ulf Stadler (Zukunfstwerk eg), ProWirtschaft Vorstände Martin Bornemann, Marianne Voit und Matthias Kratzer, Alexander Rossner (Zukunftswerk eg)
„Wir sind gar keine Ökos, ätsch!“, erklärte Alexander Rossner seinem Publikum. Das Pfaffenhofener Unternehmernetzwerk ProWirtschaft hatte zu einem Nachhaltigkeitsvortrag der etwas anderen Art eingeladen. Im Zentrum stand– wie so oft in den vergangenen Jahren – die Zukunft unseres Planeten. Aber anstatt leerer Worthülsen und Phrasendrescherei lieferten Rossner und sein Partner Ulf Stadler von der Zukunftswerk EG Ideen für unternehmerische Chancen, die man auch abseits von Weltverbesserungs-Credo und ideologisch aufgeladenem Wunschdenken umsetzen kann.
„Was ist für sie Nachhaltigkeit?“, fragte Marianne Voit, 2. Vorsitzende des Vereins ProWirtschaft, in die Runde, bevor die beiden Referenten das Wort ergriffen. „Ich habe schon seit Jahren gesagt, irgendwann fährt jeder mit dem Radl“, lachte Fahrradgeschäft Inhaber und Gastgeber Kratzer. Andere assoziierten mit dem Begriff die Zukunft ihrer Kinder oder ihre Hinterlassenschaft an die kommenden Generationen. Ein Horn, in das auch Stadler stieß.
„Ich habe den Großteil meiner Karriere hinter mir. Nun wollte ich mich zum Ende meines Lebens endlich damit beschäftigen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Ich habe vier Kinder, da kommt man ins grübeln“, erklärte er. Frei nach dem Motto „Wir brauchen den Planeten, aber der Planet braucht uns nicht“, machte Rossner eine Sache ganz deutlich: Unser Volkswirtschaftliches System misst Erfolg an den Zahlen in der Bilanz und nicht an der Zufriedenheit der Gemeinschaft.
„Wenn wir über Geld reden, dann sind uns die Implikationen oft egal“, so der gelernte Rechtsanwalt. Es ist ein schöner Gedanke, Deutschland in ein nachhaltiges Land zu verwandeln. Wenn auf dem Markt dennoch mit Produkten hantiert wird, die in Verhältnissen moderner Sklaverei und ständig wachsender Ressourcenausbeutung entstehen, ist am Ende nicht viel gewonnen. „Unser Wirtschaftssystem ermutigt dazu, auszubeuten“, erklärte Rossner. Ein unbequemer Gedanke, den man auch nach viel Augenwischerei nicht mehr von der Hand weisen kann.
Doch wo soll man anfangen, vor allem als Unternehmer? Sind Elektroautos besser als Benzin? Ist Digital nachhaltiger als Papier? Produziert die Maschine am Ende weniger Emissionen als der Mensch selbst? „Es gibt kein richtig oder falsch“, das musste auch Rossner zugeben. Sein Ansatz liegt jedoch auch woanders: durch Kooperation ein gemeinsames Handeln anstoßen und damit ein Bewusstsein schaffen.
„Natürlich ist es als einzelner Mittelständler schwierig, sich ganz alleine dem Thema Emissionen anzunehmen. Passiert dies aber in einer Arbeitsgruppe, kann man Ressourcen bündeln und voneinander profitieren“, erklärte er. Ein Beispiel dafür hatte er im Gepäck. Im Münchner Oberland konnten sich 35 Unternehmen zu einer Interessensgruppe zusammenschließen, deren Ziel es ist, eine klimafreundliche Wirtschaftsweise zu etablieren. Die Bürgerstiftung Energiewende unterhält dort ein Energiekompetenzzentrum, das Unternehmen zu diesem Thema berät.
Für Eindruck sorgte Rossners Beispiel der Münchner Sparda Bank. Die stellte ihre Gewinn- und Verlustrechnung auf das Konzept der Gemeinwohlbilanz um. Wie verhält sich das Unternehmen beim Thema Solidarität und Gerechtigkeit? Wer sind die Lieferanten und wie produzieren sie? Schafft das Unternehmen einen Beitrag zum Gemeinwesen? „Durch dieses Konzept konnte die Bank ihren Kundenstamm erweitern. Analysen haben gezeigt, dass jeder dritte Neukunde aufgrund dieser Umstrukturierung dazugekommen ist“, erklärte Rossner. „Nachhaltiges Wirtschaften ist nicht mehr nur eine intrinsische Aufgabe“, machte Stadler in diesem Zusammenhang deutlich. „Es ist ein Argument, mit dem man sich von Wettbewerbern abheben kann und ein wertvolles Instrument, um Personal zu gewinnen und zu binden.“ Damit machten die beiden am Ende klar: Nachhaltigkeit muss kein Kostenfaktor sein.
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