Volkswirtschaftliches Fiasko
(Manching, ls)Keine Zapfsäulen mehr, und das in 13 Jahren? Foto @Sturm/Pixelio
Schon im Juni war die Studie des Münchner IFO-Institutes über die Auswirkungen eines Verbots des Verbrennungsmotors auf deutschen Straßen in aller Munde. „Dieselgate“ war der große mediale Aufreger vor der Bundestagswahl, eine komplette Umrüstung auf Elektromotoren war von vielen Seiten gefordert. Beim gestrigen IHK-Forum warnte Ökonom und Autor der Studie, Prof. Dr. Oliver Falck, erneut davor, die Technologie des Verbrennungsmotors mit harten Mitteln vom Asphalt zu verbannen. Vor allem für die Region 10 wäre das ein volkswirtschaftliches Fiasko.
Die Ergebnisse, die Falck den Unternehmern der Region präsentierte, sprechen eine eindeutige Sprache. Dass Deutschland eine Autonation ist, ist kein Geheimnis. In manchen Gegenden wie Ingolstadt wächst man mit den vier Ringen im Kopf auf. Jeder kennt jemanden, der in irgendeiner Form schon mal mit den Automobilgiganten in Bayern zu tun hatte, sei es bei Audi oder BMW. Wie stark die Abhängigkeit der Bevölkerung von diesem Industriezweig tatsächlich ist, untermauern die Zahlen der amtlichen Statistik. 457.000 Menschen sind bundesweit in der einen oder anderen Form direkt am Verbrennungsmotor beschäftigt, indirekt 163.100.
13 Prozent der Wertschöpfung entfallen in der Bundesrepublik auf die Produktion von Verbrennern.
„Ein komplettes Fahrverbot, davon wären die Regionen München und Ingolstadt mit am stärksten betroffen“, erklärte Prof. Dr. Oliver Falck vom ifo Zentrum für Industrieökonomik und neue Technologien.
Die oberbayerischen Autozentren stünden im Falle eines Verbrennerverbots deutschlandweit am schlechtesten da, wie Falck berichtete. Die Jobs von 26.580 Menschen in München stehen in direkter Verbindung mit der Herstellung von Diesel- und Benzinmotoren. In Ingolstadt sind es 24.470 Beschäftigte. Vor allem für die Ingolstädter wäre ein ultimatives Verbot eine bittere Pille. Durch die einseitige Industriestruktur dort sind 52 Prozent der Beschäftigten in direkter und indirekter Weise mit der Herstellung von Verbrennungsmotoren betraut. Die Münchner Industrie ist hingegen diversifizierter, 26 Prozent der Menschen wären dort betroffen.
„Es ist schwer vorstellbar, ich halte es sogar für unmöglich, dass wir es bis 2030 schaffen, auf Verbrennungsmotoren auf deutschen Straßen zu verzichten“, erklärte Falck in diesem Zusammenhang. „Ich war nie ein Fan davon, dass man eine bestimmte Technologie einfach verbietet.“ Ginge es nach ihm, würde der Markt am Ende diese Problematik selbst regeln. „Da wird sich entscheiden, welche Technologie am zukunftsfähigsten ist“, machte er klar.
Auch den Vorwurf, Deutschland würde den Anschluss an alternative Technologien verschlafen, wies der Ökonom entschieden zurück. Ein Blick auf die weltweiten Patentanmeldungen bestätigt das. Im Bereich der Elektro- und Hybridfahrzeuge ist Deutschland nach wie vor führend. Nur im Bereich der Batterien und Brennstoffzellenfahrzeuge haben die USA und Japan den deutschen Autobauern den Rang abgelaufen. „Wir befinden uns da aber immer noch unter den drei wichtigsten, weltweiten Playern“, machte Falck klar.
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