Kritische Töne vom Kreisjagdberater
(Pfaffenhofen, rt)Die Zukunft des Hasen bleibt ungewiss, wie nach einem Vortrag des Kreisjagdberaters auf der diesjährigen Hubertusfeier der hiesigen Jäger deutlich wurde. Fotos: Raths
Im Rahmen ihrer Hubertusfeier (Ein gesonderter Beitrag dazu folgt) erfuhren die Jäger aus der Region unter anderem, wie es um den hiesigen Wildbestand steht. Den Bericht dazu trug mit einigen kritischen Anmerkungen Kreisjagdberater Rudi Engelhard im Pfaffenhofener Stockerhof am gestrigen Abend vor.
So erfordere der Hasenbestand „besondere Aufmerksamkeit“, wie Engelhard bemerkte. Im vergangenen Jahr seien 1636 dieser Tiere erlegt worden, eine Zahl, die in der von ihm seit 1983 geführten Statistik im Mittelfeld liege. Tiefpunkt sei das Jahr 1988 mit 844 Hasen gewesen. Mit dem Ende der Flächenstilllegungen Ende der 1990er Jahre sei es mit den Hasen dann stetig bergab gegangen. Der Rehwildabschuss dagegen weist eine steigende Tendenz auf. Offenbar werden es trotz vermehrter Bejagung nicht weniger. Engelhard sagte: „Wir können so weitermachen, es bringt nichts.“ Den Grund dafür sieht der Kreisjagdberater im Geschlechterverhältnis von 1:5 bis 1:10 zugunsten weiblicher Tiere. Das bedeutet, die Jäger schießen offensichtlich zu viele Böcke und vernachlässigen dabei die Rehgeißen. Obgleich der Rehwildabschuss in der amtlichen Abschussplanung seit Jahren immer wieder angehoben wurde. „Gebracht hat das in den wenigsten Fällen was“, so Engelhard. Mit dem Überhang an weiblichen Rehen gehe eine hohe Vermehrungsrate einher: „Ich bitte Sie deshalb eindringlich, großen Wert auf die Regulierung des weiblichen Wildes zu legen.“
Kreisjagdberater und Pfaffenhofens Altlandrat Rudi Engelhard sorgt sich mit Blick auf die gegenwärtigen Entwicklungen und die Zukunft um die Ethik bei der Jagdausübung.
Rückläufig sind die Erlegungszahlen beim Schwarzwild. Sind im Jahr 2015 noch 994 Tiere geschossen worden, so waren es ein Jahr später nur noch 787. „Und wieder waren es überwiegend männliche Stücke.“ Der Eingriff mit 325 erlegten weiblichen Sauen in das Vermehrungspotential sei auch hier gering. Engelhard sprach sich jedoch gegen eine “Bekämpfung“ der Tiere mit Hilfe von Nachtzielgeräten, Saufallen oder Aufhebung der Schonzeiten aus. Die Jäger stünden damit bereits an der Schwelle weg von der ethisch geprägten Jagd. Ein „Vernichtungsfeldzug“ gegen freilebende Wildtierarten würde das Ende der Jagdausübung in der bisher gekannten Form bedeuten.
Ebenfalls Thema beim Bericht des Kreisjagdberaters waren die Regelungen bei Wildschäden und die Jagdpachtpreise in der Region. Offenbar ist auch nicht mehr jede Jagdgenossenschaft gewillt, ihre Jagdfläche an einen Freizeitjäger zu verpachten. „Eine Jagdgenossenschaft erwägt, die Jagd in Eigenregie zu bewirtschaften“, wusste Engelhard zu berichten. Wer Pächter wird, interessiert sich besonders für die Regeln, die im per Vertrag bei Wildschäden aufgebürdet werden. In nur einer Gemeinschaftsjagd sei der Wildschaden vollständig vom Jagdpächter übernommen worden. „In den meisten Fällen gibt es eine Quote von 50:50 oder eine Obergrenze von 1000 Euro oder bis zu 2000 Euro bei großen Revieren.“
Jagdgenossenschaften und insbesondere Waldbesitzer mit großen Flächen sähen den Verbiss des Rehwildes an den Pflanzen zunehmend kritisch. „Da die Jagdgenossen frei entscheiden können, an wen sie die Jagd verpachten und zu welchen Konditionen, trifft sie eigentlich die Hauptverantwortung, auch wenn das häufig nicht so gesehen wird.“ Es sei schon fast als unredlich zu bezeichnen, wenn ein Gemeinschaftsjagdrevier an einen Industriellen einer Großstadt verpachtet würde und dann verlangt würde, den Wildbestand in Richtung Null zu regulieren, sagte Engelhard beispielhaft. Was die Pachtkosten bei Neuverpachtungen oder Pachtverlängerungen anbelange, so gebe es eine Spanne von unter fünf Euro bis hin zu knapp über neun Euro.
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