Alpen Klezmer begeistert im „incontri“
(Rohrbach, wk)Auch wenn der Musikstil ein ganz eigener war im Vergleich zu den sonst im „incontri“ gehörten Blues, Rock oder Soul – die Kulturhalle an der Waaler Straße war brechend voll. Das Alpen-Klezmer Trio begeisterte das Publikum mit ihrer Musik, die sie als „bairisch, jiddisch, wuid und koscher“ bezeichnen.
Andrea Pancur, die 2012 von der Stadt München mit dem Volksmusikpreis der Landeshauptstadt und 2014 für ihr Musikprojekt zusammen mit Ilja Shneyveys mit dem Deutschen Weltmusikpreis (RUTH) in Rudolstadt ausgezeichnet wurde, zieht mit koscheren Gebirgsjodlern über die Alpen, wildert wie es ihr gefällt und schmuggelt Lieder über den Brenner auf der Suche nach Jiddischland, bis man nicht mehr weiß, ob Obergiesing (ihre Heimat) nicht doch in Italien liegt. Jodler verschmelzen mit jiddischen Melodien (Nigunim), italienisch-jüdischen Peysakh-Liedern und treffen auf bayrische Flüsse und das murmelnde Rauschen des Meeres gibt den Takt dazu.
Das Trio „Alpen Klezmer“ um Sängerin Andrea Pancur mit Christian Dawid aus Berlin (Klarinette) und Patty Farrell aus New York (Akkordeon) zeigte sich als perfekt eingespieltes Team. Sie legten mit einem enormen Tempo eine Show auf die Bühne und gelegentlich hatte man den Eindruck, Sängerin Andrea müsste auf ihrem Stuhl festgebunden werden, so sehr geriet sie beim Singen oft in Fahrt. Sie zeigte dabei die enorme Bandbreite ihrer Stimme. Auch viele ihrer eigenen Lieder kamen zur Geltung genauso wie jiddische Songs von namhaften amerikanischen Komponisten. Wenn ihr Song „Pipi Langstrumpf werden“ noch flott daher kam, so wurde es ruhig, und im Publikum herrschte andächtige Stille bei dem Song „Sha Sha“; aber mit dem italienischen Lied „Bella chiao“ schaffte sie es, das Publikum zum Mitsingen und Mitklatschen des Refrains mitzuziehen. Aber auch ihre beiden musikalischen Begleiter zeigten auch alleine, ohne ihren Gesang, eine tolle Leistung und wie exakt ihr Zusammenspiel war.
Zwischendurch erklärte Andrea Pancur auch immer wieder die Hintergründe der verschiedenen Lieder und auch, wie sie im pubertären Alter über ein italienisches Lied, in das sie sich damals verliebt und inzwischen einen eigenen Text dazu geschrieben hatte, zu jiddischen Songs kam. Auch eigene Erlebnisse hatte sie zu Songs verarbeitet, so zum Beispiel, wie sie von ihrem Vater auf dem Markt in Obergiesing ein Seifenblasenspiel bekam. Dass das Trio zum Schluss nicht ohne weitere Zugaben von der Bühne kam, war bei dieser tollen Stimmung in der Kulturwerkhalle nicht anders zu erwarten.
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