Wildbienen brauchen Blühwiesen
(Mainburg, hal/sh)Ein Weibchen der in der Umgebung Mainburgs vorkommenden Gelbbindigen Furchenbiene (Halictus scabiosae) sammelt Pollen auf einer Wiesenknautie (Foto: Pöppl)
Der Wildbienenexperte Erwin Scheuchl aus Ergolding trug im mit gut 50 Zuhörern voll besetzten Seidlbräu-Nebenzimmer sachkundig und mit Herzblut zur Lebensweise und den Lebensraum-Ansprüchen der Wildbienen vor. Die Idee, Erwin Scheuchl für einen Vortrag in Mainburg zu gewinnen, entstand im Frühjahr, als er von dem Bienenprojekt der Fa. Pinsker zusammen mit dem Bienenzucht- und Obstbauverein Enzelhausen erfuhr.
Durch die Veränderung der Landbewirtschaftung, insbesondere durch den Wechsel von einer bäuerlichen hin zu einer industriellen Landwirtschaft, durch einen massiven Flächenraub aber auch durch Umweltgifte sind Wildbienen wie Schmetterlinge extrem im Rückgang begriffenen.
Der Ortsvorsitzende des Bund Naturschutz, Konrad Pöppel, freute sich über ein voll besetztes Nebenzimmer im Gasthof Seidlbräu. Neben dem Referenten konnte er unter anderen den BN-Kreisvorsitzenden Peter Forstner, den Vertreter des Landschaftspflegeverbandes VöF Robert Hierlmeier, die Gartenbauvereinsvorsitzende Rosi Brunnschweiger und Vertreter der Imker begrüßen.
In seiner Einführung wies Konrad Pöppel auf das derzeit stattfindende Artensterben hin. Es gibt seriöse Wissenschaftler, die davon ausgehen, dass nach den nächsten 35 Jahren bei der derzeitigen Vernichtungsrate von den höheren Tier- und Pflanzenarten weltweit etwa 9 von 10 Millionen ausgestorben sein werden. Pöppel stellte dazu fest: „Wir leben im Zeitalter der Vernichtung der Schöpfung!
Wir brauchen auf breiter Basis Politiker und Mitbürger, die Verantwortung für die Mitarten übernehmen und für ein Ende des Artensterbens sorgen. Auch im Landkreis Kelheim oder in der Stadt Mainburg ist es mehr als schwierig, wenigstens das Mulchen von öffentlichen Flächen zu beenden. Um wieder Blühwiesen entstehen zu lassen, ist es notwendig, nicht zu düngen und relativ spät im Jahr ein bis zweimal zu mähen sowie das Mähgut von der Fläche zu entfernen.
Die Vernichtung von Blühflächen in den letzten Jahrzehnten ist bedingt durch Wiesenumbruch, Aufdüngung des Bodens durch Nitrateintrag aus der Luft und vor allem auch durch das Mulchen, bei dem das zerhäckselte Pflanzenmaterial in der Fläche verbleibt und mit der Zeit nur robuste Grasarten und wenige Blütenpflanzen auf der Fläche wachsen. Daher seine Bitte, dass zumindest auf allen Flächen in öffentlichem Besitz nicht mehr gemulcht wird.
Am Ende des Vortrags gab es eine intensive Fragerunde. Auf die Konkurrenz zwischen der einen Art Honigbiene zu den hunderten Arten von Wildbienen angesprochen, antwortete Erwin Scheuchl wie folgt: „Imker und Naturschützer haben im Grundsatz dieselben Zielsetzung mit einer blütenreichen, giftfreien Landschaft.
Im Umfeld von Naturschutzgebieten sollten aber keine Honigbienen platziert werden, da insbesondere die Wildbienenarten mit sehr geringer Individuenzahl bei Tausenden von Honigbienen von gleichen Nektar- und Pollenquellen verdrängt werden. Ich bitte darum um Verständnis bei den Imkern.“
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