Eine Diskussion und kein Ende
(Wolnzach, hr)Foto: Archiv/Regler
Eigentlich ist zum „grünen Markt“ in Wolnzach alles gesagt. Die Sitzung des Gemeinderates könnte man getrost unter buisness as usual ablegen und weitergehen. Es ist halt so, man wird sich nicht einmal über so etwas Banales wie einen Markt einig. Während die SPD von Antragsverschleppung spricht, sah die Verwaltung diesen als längst erledigt an. Zwei grundsätzlich gegensätzliche Auffassungen, die beweisen, wie tief die Gräben mittlerweile sind.
„Seit gut 8 Monaten versucht die Fraktion der SPD hier, etwas zu bewegen. Sei es zu erst bei den Anfragen im Gemeinderat oder in persönlichen Gesprächen in der Verwaltung. Da dies unzufrieden für uns ausging, stellten wir zur Juli-Sitzung einen Antrag. Dieser Antrag kam jetzt zur Dezember-Sitzung auf die Tagesordnung aber nur, weil ich eine E-mail schrieb und den Missstand anzeigte“, schreibt Fraktionsführer Werner Hammerschmid in einer Stellungnahme, die unserer Redaktion vorliegt. Gerade diese Verschleppung des Antrags über Monate prangerte der SPD-Politiker an.
Verwaltung sah SPD-Antrag als erledig an
Eine Aussage, die man seitens der Verwaltung so nicht stehen lassen wollte. Geschäftsführer Markus Rieder spricht von einem „Antragsrecycling“. Schon im April gab es hier zu von SPD-Gemeinderätin Marianne Strobl folgende Anfrage: „Kann der Wochenmarkt künftig wieder am Rathausvorplatz stattfinden?“ Schon im Vorfeld hatte man sich seitens der Verwaltung mit diesem Thema auseinandergesetzt, mit den Fieranten gesprochen und die grundsätzlichen Regeln für einen Wochenmarkt auf den Rathausplatz dargelegt. Im Protokoll vom 6. April ist hierzu Folgendes vermerkt:
„ … der Wochenmarkt kann nur dann am Rathausvorplatz stattfinden, wenn die Betreiber des Wochenmarktes die vorhandenen Marktstände nutzen und nicht wie bisher [die] Verkaufsfahrzeuge …“
Eine Einschätzung, die im Übrigen von allen Fraktionen geteilt wird, wie die Diskussion in der vergangenen Sitzung gezeigt hat. Dort war man sich einig, dass Verkaufsfahrzeuge den Platz nicht befahren sollten. Auch die Städteplanerin Barbara Hummel, die für Wolnzach das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept erarbeitet, kommt in ihrer Stellungnahme zu einem ähnlichen Schluss:
„Der Verkauf aus dem Auto – wie bisher Lieferwagen – entspricht nicht der Bedeutung des Platzes und beeinträchtigt die angestrebte Atmosphäre, die diesem Platz zugedacht ist. Zieht der Wochenmarkt auf den Marktplatz um, sollte der Verkauf nicht aus dem Auto, sondern mit ansprechenden, das Ortsbild bereichernden, Marktständen erfolgen.“
Ein Konzept von Nöten
Wie nun Geschäftsführer Markus Rieder gegenüber unserer Redaktion bestätigte, wurden mit den Betreibern der Stände diesbezüglich auch Gespräche geführt. Jedoch konnte man – wie Rieder weiter ausführte – keine Einigung erzielen. „Da sich nun von April bis Juli grundsätzlich an der Ausgangslage nichts geändert hat, sahen wir den Antrag, so wie er am 17. Juli gestellt wurde, als schon behandelt an“, fügte der Geschäftsführer weiter an.
Insgesamt aber, das ergab sich aus der Diskussion am vergangenen Donnerstag, war man grundsätzlich bereit sich diesem Thema nochmals auch mit einem anderen Ansatzpunkt zu widmen. Gemeinsam mit der Städteplanerin Barbara Hummels, den Antragsstellern der SPD und den Fieranten wollte man hier das Gespräch suchen und Möglichkeiten eruieren, um den Markt künftig auf dem Rathausplatz stattfinden lassen zu können. Dass dabei eine Planung und eine Organisation zugrunde liegen müssen, verdeutlichte die Städteplanerin:
„Oberstes Ziel sollte es sein, den ansässigen Einzelhandel zu stärken und sichern. Die Existenz darf nicht durch ein Angebot auf dem Wochenmarkt geschwächt werden. Das heißt, dass das Sortiment, das in den umliegenden Geschäften vorhanden ist, durch den Wochenmarkt mit hochwertigen Produkten ergänzt und erweitert werden sollte. Damit erfährt Wolnzach durch den Wochenmarkt eine zusätzliche Attraktion mit einem erweiterten Warenangebot, die in die Region wirken kann.“
Den Kompromiss der Verwaltung ausgeschlagen
Vor diesem Hintergrund ist auch der Kompromissvorschlag der Verwaltung zu einem gemeinsamen Gespräch zu sehen. „Wir wollten hier die Hand zu einem gemeinsamen Kompromiss reichen“, erklärte der zweite Bürgermeister Georg Guld. Eine Zusage, wie von SPD am Ende gewollt, konnte er nicht geben.Diese hatte gefordert, dass der Antrag in jedem Fall im Januar auf die Tagesordnung kommt. „Seitens der Bauamtsleiterin, Doris Schneider, gab es dieses Gesprächsangebot. Die entsprechenden Termine hätten dann aber auch noch mit Frau Hummel abgeklärt werden müssen“, erläuterte der zweite Bürgermeister.
Dieser Kompromissvorschlag wurde seitens der SPD als ein „vorschnelles Angebot“ gewertet, das, da, ohne Absprache mit Bürgermeister Jens Machold gemacht wurde, wieder zurück gezogen werden musste.
„… Da dann im nächsten Augenblick Herr Guld sein Angebot ebenfalls zurückzog, den Antrag im Januar erneut auf die Tagesordnung zu bringen, merkte ich wieder die Ernsthaftigkeit der Aussagen als nicht vorhanden an. Wir wurden wieder vertröstet auf das Jahr 2018 mit ungewissem Ausgang“, so der deutliche Vorwurf, den der SPD-Fraktionssprecher schriftlich äußert.
So ungewiss aber wie Hammerschmid den Ausgang bezeichnete, sah Bauamtsleiterin Doris Schneider dies nicht. „Wir haben wirklich versucht eine Einigung zu erzielen und die SPD mit einzubinden, aber sie sind in keiner Minute auf uns eingegangen.“ Dass das Angebot, wie von der SPD bemängelt, wieder vom Tisch genommen wurde, das bestätigte Schneider. Sie fügte jedoch an, dass dies nicht zurückgenommen wurde, weil es ohne Absprache mit dem Bürgermeister gemacht wurde, sondern, weil man seitens der SPD auf der Abstimmung bestand. „Ich halte doch einen solchen Kompromissvorschlag nicht aufrecht, wenn eine Abstimmung verlangt wird“, so Schneider.
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