Hervorragende künstlerische Ausstellung im größten Kunsttempel der Stadt
(Pfaffenhofen, wk)Zwölf Künstlerinnen und Künstler des Kunstkreises Spektrum Geisenfeld präsentierten bei der 54. Kunstausstellung insgesamt 127 Werke in den Gängen des Finanzamtes Pfaffenhofen mit dem Obertitel „Neue Wege gehen“. Damit würdigten die Organisatorinnen des Kunstkreises, 1. Vorsitzende Ines Kollmeyer und 2. Vorsitzende Ingrid Kreidenweis, das 25-jährige Bestehen des Kunstkreises Spektrum Geisenfeld im letzten Jahr.
Das Interesse an der Kunstausstellung war so groß, dass Eva Ehrensberger, die Leiterin des Finanzamtes Pfaffenhofen, begeistert war über den großen Zuspruch, den die Eröffnung fand, denn es gab kaum noch einen freien Platz im großen Saal des Finanzamtes. In ihrer Eröffnungsrede konnte sie Hettenshausens Bürgermeister ebenso begrüßen wie Altbürgermeister Josef Hobmeier aus Pfaffenhofen, ebenso die Chefs des Amtsgerichts, des Gesundheitsamtes und des Vermessungsamtes – und natürlich die ausstellenden Künstlerinnen und Künstler, die mit ihren vielfältigen Bildern in verschiedenen Formaten, Stilen und Techniken ihrem Namen „Spektrum“ alle Ehre erwiesen.
die Aussteller(v.l.): Walter Wanner, Hartmut Uebe, Ulrike Sipmeier, Dr. Uwe Quade, Serio Digitalino, Ines Kollmeyer, Ingrid Kreidenweis, Rita Möderle, Katharina Oehmichen, Lyudmyla Storoshenko (es.fehlen Nelly Weissenberger, Franz Jansens)
Als Laudator brillierte Helmut Inderwies, der sich die Zeit nahm auf alle Aussteller einzugehen. Zuvor aber stellte er fest, dass es immer noch „Kunstexperten“ gäbe, die die ländliche Kunstszene im Vergleich zur großstädtischen immer noch als bodenständig, brauchtumsorientiert und mit heimattümelnder Begrenztheit abqualifizierten. Doch aufgrund seiner langjährigen Erfahrung konnte er feststellen, dass sich schon seit langer Zeit in einigen Kunstgattungen die qualitativen Unterschiede nivelliert hätten. Kunst würde sich in ländlichen Regionen nicht mehr auf ausgetretenen Pfaden der Vergangenheit ausruhen, sondern auch „neue Wege gehen“, wie der Obertitel der Ausstellung verdeutlicht.
Thematik, Material und Technik, Stilebenen und Intentionen orientierten sich an aktuellen Sachverhalten des menschlichen Daseins, ohne auf eine visionäre, futuristische Perspektive zu verzichten, auch nicht die experimentelle Ebene zu scheuen und doch zugleich in der Kontinuität kunstgeschichtlicher Entwicklung zu stehen.
Nach diesen einführenden Worten ging er auf die einzelnen Künstlerinnen und Künstler anhand exemplarischer Werke ein. Für die ausgestellten Skulpturen von Dr. Uwe Quade stellte er die „Rhapsodie in Blau“ vor, eine blaue Frauenfigur, die im Eingang der Ausstellung steht – eine Art Glücksgöttin, die aufgrund ihrer Farbe zu einer Symbolträgerin für viele Werke der Ausstellung stehe. Rita Möderles „Lebensfreude“ mit ihren Farben Gelb und Orange steht für die Farbe der Sonne, der Wärme, Energie und Kraft und damit auch für Lebensfreude und Freude am Dasein. Nach dem griechischen Philosophen Epikur sei Lebensfreude das höchste Gut, das die Menschen anstreben sollten. Ines Kollmeyers abstraktes Bild „Aufstrebend“ mit der Reduktion des Gegenständlichen sah Laudator Inderwies als so weit fortgeschritten, dass nur noch Farb- und Lichteindrücke wiedergegeben werden und Titel und Symbolwert der Farbgebung dem Betrachter einen Zugang zu einer mentalen, von der Ratio getragenen Deutung, eröffnen. Die Aktmalerei von Ulrike Sipmeier biete dagegen dem Betrachter einen leichteren Zugang, denn die großflächige Darstellung des nackten menschlichen Körpers kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Der Trend zur abstrakten Darstellung weist dem Betrachter einen Weg und lässt auch seiner Fantasie genügend Raum. Bei Franz Jansens Bild „Gelb“ lobte er die dominante Bedeutung dieser Farbe im Gegensatz zum großflächig aufgetragenen Blau. Walter Wanners Bild „Schweden“ mit seinen blauen und gelben Farben trage die Wesenszüge des Konkreten und erinnere an den Begründer der Konkreten Kunst, den Niederländer Theo van Doesburg, der diese Kunstrichtung um 1930 salonfähig machte. „Die Jagd mit dem Schwan“ von Ingrid Kreidenweis ziele mehr auf die Welt des Mystischen, des Sagen- und Märchenhaften. Der Schwan als Sonnenvogel, als Diener des Mannes und dessen verwandelten Geliebten, Symbol von Fruchtbarkeit und ehelicher Treue. Das Bild „Verborgenes“ von Serio Digitalino stelle den Betrachter eher vor ein Rätsel als ihn zu instruieren. Es gehe dabei um die Innenwelt des Künstlers, in der Geheimnisse verborgen seien, die mit Mittel der Ration nicht zu entschlüsseln seien. Das Bild „Der Junge mit der Mundharmonika“ von Katharina Oehmichen erinnerte Helmut Inderwies an einen alten Schlager und somit erscheint ihm hier die Malerei als umgekehrte Form der Visualisierung eines Textes. Beim Bild „Stadtlabyrinth“ von Nelly Weissenberger verspürt der Betrachter ein beklemmendes Gefühl bei einer Betonstadt mit Gebäuden aus massigen Quadern, die eng aneinander gelehnt sind und weder Straßen noch Menschen in Erscheinung treten lassen. Doch eine Spur gelbroter Farbe weise auf eine Energie hin, die zwischen den leblosen Blöcken wirkt mit dem sich darüber wölbenden blauen Himmel. Die Windspiele von Hartmut Uebe, der sich eher als kreativer Bastler denn als Künstler sieht, sind Kompositionen aus Produkten, die die Natur liefert oder die scheinbar ihren Wert verloren haben. Windspiele gelten in Asien als Glücksbringer. Die farbintensiven Gemälde von Lyudmyla Storozhenko besitzen die Wesenszüge volkstümlicher Kunst und stehen in der Tradition der ukrainischen Malerei, die sogar in die Liste des immateriellen Kulturgutes der UNESCO aufgenommen wurde. Volkstümliche Malerei diente ursprünglich der Dekoration von Möbeln wie hier die Bauernmalerei, aber auch die Farben und Muster besitzen eine zentrale Rolle und Symbolik.
Helmut Inderwies schloss, dass die Ausstellung in vollem Maße der Intention künstlerischen Schaffens und dem Wesen der Kunst schlechthin entspreche und werde für jeden Besucher eine gewinnbringende Nachhaltigkeit bringen.Die musikalische Begleitung des Abends lag in den Händen der beiden Wolnzacher Musiker Georg Appel und Peter Trapp, die die Gäste mit eigenen bayerischen Songs unterhielten.
Die Ausstellung kann während der Öffnungszeiten des Finanzamtes besucht werden in der Zeit von Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 7.30 Uhr bis 12.30 Uhr und Donnerstag durchgehend von 7.30 Uhr bis 17.30 Uhr. Außerhalb dieser Zeiten ist ein Besuch möglich nach vorheriger telefonischer Anmeldung unter 08441-770.
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