Boomender Markt
(Reichertshofen, rt)
Bereits seit mehreren Jahren in Folge kann Reichertshofens Bürgermeister Michael Franken (JWU) bei den Bürgerversammlungen rückblickend auf für die gesamte Kommune positiv verlaufene Monate verweisen. So auch beim Auftakt der diesjährigen im örtlichen Gasthof Sterngarten, der mit interessierten Bürgern sehr gut besucht war. Vom Babyboom bis hin zu den Finanzen - es geht stetig bergauf in der Marktgemeinde.
„Das Interesse (der Bürger) an der Gemeinde ist deutlich gestiegen“, eröffnete Franken die Versammlung und zählte etwa 70 Zuhörer. Einen Zuwachs verzeichnen könne man auch bei den Einwohnerzahlen, die gegenüber dem Vorjahr um 29 auf 8215 Bürger gestiegen sei. Dies läge auch an den ebenfalls steigenden Geburten. „Auch in unserem Ort hält der Babyboom wie in ganz Bayern an.“ Wie 2016 weist die Statistik auch für das vergangene Jahr 91 Geburten aus Rückläufig seien jedoch die Trauungen (33) und gleichzeitig die Kirchenaustritte (54). Der Ausländeranteil in Höhe von 864 Menschen in der Gemeinde entspräche anteilig 10,52 Prozent der Bürger. Mitunter starke Schwankungen seien dabei durch hier gemeldete Fremdarbeiter bedingt. Keine neuen Flüchtlinge seinen seit 2016 hinzugekommen. Aktuell gebe es in zwei Unterkünften 84 Asylanten, wovon 43 sogenannte Fehlbeleger seien, die eigentlich die Unterkunft verlassen und sich eine eigene Wohnung suchen müssten. Absehbar sei, dass eine der beiden Unterkünfte geschlossen werde. Ebenfalls bedingt durch Migranten ist die gestiegene Zahl der Arbeitslosen (73). Dem selbstgesetzten Ziel, bis zum 30. Juni 2020 in der Gemeinde 2.500 Arbeitsplätze haben komme man immer näher. Eng damit zusammen hängt die Zahl Bauanträge im Vorjahr, mit 125 ein Höchststand seit mindestens einem Jahrzehnt. Die Baupreise seien in den letzten Jahren „geradezu explodiert“, so der Bürgermeister. „das bereitet uns Sorge!“ Leider habe die Kommune keinen nennenswerten Einfluss, um sie von dem hohen Niveau herabzuholen. Gut gerüstet ist der Markt in Sachen Kinderbetreuung mit einer voll belegten 48 Plätze beitenden Kinderkrippe und jener, die gerade gebaut wird. Dort gibt es nach Fertigstellung zwölf Krippen- und 50 Kindergartenplätze. „Seit 2006 haben wir die Gebühren nicht eerhöht“, bemerkte Franken. Derzeit habe die Gemeinde eine Aufwands-Unterdeckung pro Kind in Höhe von 3000 Euro.
Runter mit dem Hebesatz
Zur guten Finanzkonstitution tragen die Einkommens-, Umsatz- und Gewerbeteuern bei, insgesamt sind es rund 9,2 Millionen Euro, wobei die Einkommenssteuer den größten Batzen (5,316 Millionen Euro) ausmacht. Franken, der auch Kreisrat ist, beklagte die Kreisumlage als größten Ausgabeposten mit 3,4 Millionen Euro und einem Hebesatz von 45 Prozent . Seiner Ansicht nach, könnte diese bis zu einem Prozentpunkt niedriger sein, wofür er sich einsetze. Besonders erfreulich sei die Fiannzsituation des Marktes insgesamt: Bei Rücklagen von etwa 3,1 Millionen Euro sei der Schuldenstand auf 1,5 Millioenen Euro gesunken; dies entspreche einer Pro-Kopf-Verschuldung von 185 Euro. „Der niedrigste Stand seit Jahrzehnten.“ Erstmals habe die Kommune ein Verwahrgelt, vulgo Strafzins, bei den Banken in Höhe von mehr als 15.000 Euro bezahlen müssen.
Franken nannte dann etliche Schwerpunkte in der gemeindeentwicklung. Unter andrem den Neubau einer Kindertagesstätte (als wichtigstes und größtes Projekt), den Brandschutz an der Schule samt neuer Internetaufrüstung, den Austausch der Austausch der Wasserleitungen oder auch die Anschaffung eines neuen Feuerwehr-Drehleiterfahrzeugs. Es gebe überdies Planungen für weitere Baugebiete in Langenbruck, Winden, Ronnweg und Reichertshofen. Die Sanierung des Rathauskomplexes , der dann zum Kultur- und Bürgerzentrum werden könnte, sowie der vorgesehene Rathausneubau am Unteren Markt stünden für die Zukunft an. In seinem Ausblick in die Zukunft nannte Franken bei großer Wirtschaftskraft eine nahezu erreichte Vollbeschäftigung mit einem Babyboom und einer Rekordtahl an Bauanträgen. Die positive finanzielle Entwicklung des Marktes ermögliche Rekordinvestitionen für die Bürger bis ins Jahr 2022.
Viele Bürger-Meldungen bei der Fragerunde
In der anschließenden Fragerunde mit den Bürgern ging es zunächst um den geplanten Rathaus-Neubau und die Anzahl der Parkplätze, die einem Bürger als zu wenig erschienen. Franken sagte dazu, dass nach dem Grundsatzbeschluss sechs Plätze vorgeschlagen worden seien und im Umfeld 25 öffentliche Parkplätze zur Verfügung stünden. „Wenn Reichertshofen mit etwas reich gesegnet ist, dann mit Parkplätzen“, scherzte der Rathauschef. Ein Fragesteller wollte wissen, wie man auf eine Schätzung von sechs Millionen Euro Kosten für den Rathaus-Neubau und die Sanierung des alten Schlosses komme, wo doch deren Umfang noch nicht feststünde. Franken antwortete darauf, dass die Zahlen auf einer geschätzten Annahme beruhten, die nach einer Formel ausgerechnet würden. Am Ende eines Architektur-Wettbewerbes müsse der Gemeinderat über die dann erforderlichen Maßnahmen beraten. Die mahnenden Worte eines Bürgers, beim Schloss an behindertengerechte Einrichtung zu denken, nahm Franken auf und erklärte, dass dies berücksichtigt werde.
Ein Einwohner äußerte den Verdacht, dass die Hinweisschilder auf den Fußgängerüberweg an der Backstube Hackner zu hoch hingen und deshalb nicht von manchen Autofahrern, die überdies mehrheitlich zu schnell unterwegs sein würden, wahrgenommen würden. Franken versprach, sich die Situation nochmals anzusehen, vermutete aber, dass die Verkehrseinrichtung doch wohl normgerecht eingerichtet worden sei. Ein Bürgervorschlag betraf den ÖPNV: Demnach sollte nach Ingolstadt ein Halbstundentakt eingeführt und elektronische Abfahrzeitenanzeigen angeschafft werden. Die Anzeige, so der Bürgermeister, sei bereits im Bauausschuss im Gespräch gewesen, komme aber aus Kostengründen nicht in Frage. Zu teuer werde wohl auch eine kürzere Taktfrequenz kommen, obgleich es ja eine „tolle Sache“ wäre. Schon jetzt habe man ein Defizit von 180.000 Euro pro Jahr zu tragen, dies dürfte sich dann jedoch mindestens verdoppeln.
Neben weiteren Fragen etwa zu Strafzinsen, Bankautomatenabbau drehte es sich wieder einmal um die Paarhalle. Dabei bemerkte ein Anfrager, ob bei eventueller Investition von 250 000 Euro für eine Sanierung zur Ballsporthalle damit ein Abriss auf Raten „vorprogrammiert“ werden sollte. Zudem wollte er wissen, wie das Lärmgutachten dazu ausgegangen sei und meinte zudem, dass der Schulbetrieb durch die derzeitige Alternativ-Nutzung der Turnhalle leide. Darauf entgegnete der Bürgermeister, dass „die Halle, so wie sie jetzt steht, nicht wirtschaftlich zu einer Veranstaltungshalle saniert werden kann.“ Die Variante als Ballsporthalle werde jetzt geprüft. Es seien jedoch noch keine weitergehenden Beschlüsse dazu erfolgt. Franken sagte, dass nach Prüfung erhebliche Maßnahmen erforderlich wären, um die Paarhalle als Veranstaltungshalle zu nutzen. Konkrete kosten könne er hier nicht nennen. Ein Lärmgutachten für die Sulturnhalle läge vor und weise aus, dass die entsprechenden Werte eingehalten würden. Im Nachgang der Bürgerversammlung ergänzte Franken, dass der Schulsportbetrieb durch die Alternativnutzung nicht eingeschränkt werde.
Ein Anfrager monierte Straßenschäden in der Gartenstraße nach dem Bau eines Wohnhauses. Darum kümmere sich niemand. Weitere Bürger wiesen ebenfalls auf Straßenschäden nach Bauarbeiten der Unternehmen Deutsche Bahn und Eon hin, und zwar Ziegelwöhr, Kellerweg und Oberer Graben betreffend. „Da passiert nichts.“
Franken stellte dazu fest, dass tatsächlich oftmals bei Bauarbeiten nicht nach der (DIN-)Norm gehandelt werde und die Verursacher von Schäden oft „schwer zu belangen sind.“ Die Gemeinde wolle aber mehr darauf achten „So was wie in der Vergangenheit lassen wir nicht mehr zu.“
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