Überwiegende Mehrheit für Durchfahrtssperre
(Pfaffenhofen, wk)Bei einer Probeabstimmung im Rahmen einer Bürgerinformation zum Thema Durchfahrtssperre beim Hauptplatz stimmte die überwiegende Mehrheit der Besucher für eine zukünftige Sperre der Durchfahrt beim Hauptplatz. Auch wenn es im Rathaussaal einige freie Plätze gab, waren doch viele Bürgerinnen und Bürger erschienen, um sich das Verkehrskonzept für Pfaffenhofen anzuhören. Gegner der Maßnahme, bis auf max. 5, fehlten dagegen scheinbar.
Bürgermeister Thomas Herker, Stadtbaumeister Gerald Baumann
Bürgermeister Thomas Herker eröffnete zwar die Veranstaltung, überließ dann aber den Fachleuten vom städtischen Bauamt, Gerald Baumann, und Dr. Ing. Christoph Hessel von der Planungsgesellschaft GEVAS sowie der Moderatorin Sonja Rube von der USP Projekte GmbH das Wort.
Sonja Rube erläuterte vorab den dreijährigen Planungsprozess, in dem sich durch viele Bürger-Diskussionsrunden (28) eine Meinung der Pfaffenhofener herausgebildet hatte, die mit in die Planungen des Flächennutzungsplans, des Landschaftsplans und des Verkehrskonzepts eingeflossen sind. Außerdem fanden vier Klausursitzungen mit den Fraktionen statt, in denen sich ein hoher Konsens gebildet hatte, darunter auch die Sperrung des Durchgangsverkehrs am Hauptplatz. Alle waren sich einig, dass es nicht mehr so weiter gehen könne wie bisher. Und nicht die Parkplätze seien das Problem für den Einzelhandel, sondern das Internet. Deshalb müsse der öffentliche Raum für die Bürger attraktiver werden, was auch dem Handel diene – es müsse eine Aufenthalts- und Erreichbarkeitsqualität geschaffen werden.
Dr. Hessel stellte anhand vieler Folien die Entwicklung des Straßenverkehrs in der Stadt bis 2030 vor, auch unter dem Aspekt, dass Pfaffenhofen um maximal 1 Prozent wachsen wolle. Bei zunehmendem Straßenverkehr sei es wichtig, den Durchgangsverkehr nach außen zu verlagern, aber nicht diejenigen davon abzuhalten, die in die Stadt wollten. Er führte mit einer Verkehrssimulation die Auswirkungen auf, die eine Verlagerung des Innenstadtverkehrs auf einzelne Straßen hätte. Und Bauamtschef Gerald Baumann ging auf die einzelnen Maßnahmen ein, die am Hauptplatz und in der weiteren Innenstadt angedacht sind. Es würden zwar Parkplätze entfallen, doch die überwiegende Anzahl würde bestehen bleiben und man könne diese auf dem Hauptplatz von beiden Seiten anfahren. Er könnte sich auch eine Verschmälerung der Fahrgasse zwischen den Parkplätzen am unteren Hauptplatz von 9 auf 6,50 Meter vorstellen, so dass ein Puffer zwischen Spielplatz und Parkreihe entstehen würde. Die Fußgängerzone könnte dann weiter durch Sitzmöglichkeiten und Bäume aufgewertet werden, wenn der Durchgangsverkehr draußen bleiben würde. Er stellte dabei zur Demonstration vorher-/nachher Fotos vor.
Bürgermeister Herker ging dann auf die Qualität der Pfaffenhofener Innenstadt ein, die im Vergleich mit anderen Städten gut sei, aber Stillstand müsse vermieden werden und die Politik dürfe sich dabei nicht wegducken. Um aber aus der heißen Diskussion der letzten Wochen rauszukommen und den „Druck aus dem Kessel zu nehmen“ ging er auf die vielen geplanten Maßnahmen ein, die notwendig sind, um das Ziel der Durchfahrtssperre zu erreichen – und diese seien 99 Prozent des gesamten Verkehrskonzepts für die Innenstadt. Das restliche eine Prozent, nämlich die Sperrung der Durchfahrt durch Poller am Hauptplatz, müsse dann nach Umsetzung aller anderen Maßnahmen im Jahr 2020 entschieden werden, wenn man den Mut habe zu entscheiden. Schon allein bis 2020 alle Maßnahmen umzusetzen sei ein sportliches Programm. Dieses Vorgehen wird er dem Stadtrat dann in der nächsten Sitzung am 22. Februar vorschlagen.
so könnte der Hauptplatz nach einem Durchfahrtverbot mit erweiterter Fußgängerzone aussehen (Parkplätze im oberen und unteren Teil weiterhin vorhanden)
...und so könnte die Situation nach Umgestaltung beim Hungerturm/Schlachthofstraße und der Platz vor der evangelischen Kirche aussehen (Grafiken: Stadt Pfaffenhofen)
Sonja Rube leitete dann die nachfolgende Fragerunde in der sich gut 10 Gäste meldeten, die die Vorschläge für gut befanden, aber es gab Kritik von Radlern, wegen schlechter Radwegverbindungen und dem Verhalten von Pkw-Fahrern; es wurde nach E-Bussen gefragt und eine dauerhafte Geschwindigkeitskontrolle am Hauptplatz gefordert. Ein Redner fühlte sich dagegen von Informationen „überschüttet“ und beklagte die mangelnde Einbindung der Bevölkerung. Dem konnten Bürgermeister und Planer entgegen halten, dass es genügend Informations- und Beteiligungsveranstaltungen gegeben habe, dieser Kritiker aber nie erschienen sei. Eine Geschäftsfrau beklagte, dass durch ein Durchfahrtverbot die Stadt in zwei Hälften geteilt werde und Kunden aus dem nördlichen Stadtbereich lieber nach Ingolstadt statt zu ihr ins Geschäft fahren würden. Der Beifall von drei bis vier Gästen war dabei sehr gering im Gegensatz zum jeweils kräftigen Applaus nach jedem Vortrag und den abschließenden Worten des Bürgermeisters. Thomas Herker bat dann zum Schluss um ein Stimmungsbild und 80 bis 90 Prozent der Anwesenden plädierten für das vorgeschlagene Verkehrskonzept mit Sperrung der Durchfahrt.
Kommentar
Jetzt liegt es am Stadtrat, ob und wie der Stadtratsbeschluss aus dem November korrigiert wird und es damit dann zu einem Schwenk auf die Forderungen der CSU kommt, die erst die Umsetzung aller Maßnahmen um den Bereich der Innenstadt gefordert hatte, um als letzten Schritt die Durchfahrt am Hauptplatz zu sperren, denn auch die CSU stand hinter dem großen Verkehrskonzept. Der Bürgermeister hat mit seinen Stellvertretern und den Fraktionssprechern der Bunten Koalition diesen Schritt abgesprochen, wie er zuvor in einem Gespräch betätigt hatte. Damit könnte möglicherweise dann auch das Bürgerbegehren entfallen. Wenn dann die endgültige Entscheidung in 2020 fällt, dürfte dies ein Wahlkampfthema werden. Bürgermeister Thomas Herker ist zumindest aufgrund der vielen Diskussionen und dem zeitlichen Verlauf aller Zusatzmaßnahmen auf diesen Weg eingeschwenkt, auch wenn er davon überzeugt ist, dass ein radikaler Schritt, wie ursprünglich beschlossen, der bessere Weg wäre, doch man wolle keinen Keil in die Stadtgesellschaft treiben, so seine Aussage. Und vielleicht kann dann der vor über 25 Jahren gemachte Vorschlag eines Planers, die Durchfahrt zu sperren, endgültig umgesetzt werden. Herker sah bei sich und den Befürwortern auch ein Kommunikationsproblem, weil viele Bürger befürchtet hatten, mit der Durchfahrtssperre würden auch die Parkplätze am Hauptplatz entfallen, was ja nie geplant war. Erstaunlich war zumindest, dass sich kaum Gegner der Durchfahrtssperre in der Informationsveranstaltung gemeldet hatten oder vielleicht sogar nicht erschienen waren. Vielleicht doch viel heiße Luft wegen des Themas?
(Wolfgang HR. Kollmeyer)
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