Wirtschaftlich erfolgreich trotz der Regulatorik
(Wolnzach/Pfaffenhofen, hr)Gerade den Regionalbanken weht seit der Finanzmarktkrise vor einigen Jahren ein eisiger Wind ins Gesicht. Einerseits will der Staat mit mehr Regeln und Gesetze verhindern, dass es erneut solche Auswüchse gibt. Andererseits drücken die niedrigen Zinsen auf die Bilanzen der Geldhäuser und on top kommt noch das Thema Digitalisierung. Kein einfaches Umfeld – und dennoch ist es der Hallertauer Volksbank wieder gelungen, sehr erfolgreich zu agieren.
„Wir sind zufrieden mit den Geschäftszahlen“, erklärte Vorstand Andreas Streb. Im Vergleich zum Vorjahr konnte die Bank ihre Bilanzsumme um 2,9 Prozent auf 1,372 Milliarden Euro steigern. Auch das Anlagevolumen ist ebenfalls um diesen Prozentsatz gewachsen auf 1,093 Milliarden Euro. Der Motor für das gute Geschäftsergebnis ist aber das sehr gut laufende Kreditgeschäft. Hier verzeichneten die Banker ein Plus von 3,8 % gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt konnten die beiden Vorstände, Andreas Streb und Thomas Lange, auf sehr beachtliche Zahlen verweisen. „Wir haben 192 Millionen Euro für das abgelaufene Geschäftsjahr als Darlehen an Kunden ausgereicht“, so Lange. 50 Prozent davon gingen in den Wohnungsbau. In Summe konnte damit das Kreditvolumen von 944 Millionen auf 980 Millionen Euro gesteigert werden.
Dennoch, trotz der guten Zahlen wird der Wind, der den Regionalbanken entgegenweht, rauer. Der Grund liegt hier einerseits bei den niedrigen Zinsen und andererseits in der Regulatorik der deutschen und europäischen Finanzaufsicht. Mehr als 47 Gesetze und Regelungen traten seit 2011 in Kraft. Sie alle müssen von den deutschen Banken umgesetzt werden. „Gerade das Backoffice, welches die neuen Regelungen umsetzen muss, wird dadurch immer größer“, erklärt Streb. Vor diesem Hintergrund ist eine andere Zahl, die die beiden Vorstände präsentieren konnten, weniger schön, jedoch ebenso beeindruckend. „Seit 2015 ist der Zinsüberschuss von 29 Millionen auf aktuelle 23 Millionen Euro gesunken“, so Streb. Dabei dürfte hier ein Ende der Fahnenstange im negativen Sinn noch nicht erreicht sein.
Wenn man unter dieses Vorgehen einen Strich macht, dann soll das deutsche Bankenwesen erheblich ausgedünnt werden. In erster Linie trifft das natürlich die kleinen Regionalbanken. Aus vielen kleinen sollen wenige große werden. Und eben weil die Luft dünner wird, sind Fusionsgedanken nicht mehr ausgeschlossen. „Es ist nicht mehr die Frage ob, sondern nur noch wann dies geschehen wird“, so Vorstand Streb. Eine Aussage, mit der er deutlich macht, wo sich der Finanzmarkt hin entwickeln wird.
Nichtsdestotrotz – einen Rückzug aus der Region bedeutet das nicht. „Wir werden an unserer jetzigen Struktur, den Filialen und der Verankerung in der Region festhalten“, erklärte Thomas Lange. Um hier in der Zukunft noch schlagfertiger zu werden und „den Kunden genau dort abholen zu können, wo er steht.“ Einen wesentlichen Anteil an der neuen Strategie hat dabei das Thema der Digitalisierung, dem sich auch Banken nicht mehr entziehen können. „Mehr noch als in der Vergangenheit wird unsere Website zum Kundenportal werden“, fügt Streb an. Vieles vom Alltagsgeschäft ist heute schon ganz bequem von zu Hause aus möglich. Der Überweisungsträger gehört schon länger der Vergangenheit an, aber auch Geldanlagen oder Kredite können inzwischen vom heimischen Büro getätigt werden.
Aber auch wenn die Digitalisierung hier mehr und mehr Einzug hält, gerade in wichtigen und sensiblen Bereichen, wie bei der Planung der Altersvorsorge und oder einer Baufinanzierung ist der persönliche Kontakt entscheidend. „Hier hat sich letzten Endes das Berufsbild des Bankkaufmanns in den letzten Jahren verändert“, erklärt Lange. Nicht mehr die reine Serviceleistung, sprich das Ausführen einer Überweisung oder das Auszahlen von Bargeld, steht im Fokus, sondern die Beratung. Wie wichtig diese heute bei zentralen Themen ist, das zeigt sich unter anderem beim Kreditgeschäft, denn insgesamt konnten dort fast 192 Millionen Euro Darlehen neu vergeben werden.
Eines kann man somit festhalten: Die Hallertauer Volksbank steht – trotz der schwierigerer werdenden Bedingungen auf einem „soliden Fundament“ und man braucht sich um das angestammte Geldinstitut erst einmal keine Sorgen machen. Gleichwohl machte Lange deutlich: „Es kann nicht unser Ziel sein, von der Substanz zu leben.“ Vor dem Hintergrund der immer stärkeren Regulatorik und der anhaltenden Niedrigzinsphase ist es somit nur noch eine Frage der Zeit, wann es zu Kooperationen oder gar zu Fusionen zwischen einzelnen Häusern kommen wird.
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