In den Farben einer Milchbar
(Mainburg, ce)Blick auf die Frauenkirche im Zentrum und die Salvatorkirche auf dem Hofberg
Anfangs waren die Mainburger auch mit ihrem fünften Kirchenbau nicht so recht glücklich. Zu modern erschien er ihnen, zu schlicht, und manche können sich bis heute nicht mit dem sehenswerten Bau anfreunden. Dabei feiert die Stadtpfarrkirche "zu unserer lieben Frau" schon 60. Geburtstag.
Anstelle der heutigen Kirche gab es mindestens fünf Vorgängerbauten. Schon 1400 ist eine großere Kapelle urkundlich erwähnt. Gleich zweimal wüteten die Schweden im 30-jährigen Krieg und zerstörten auch die Pfarrkirche, die jedes Mal tapfer wieder aufgebaut wurde. Zwei weitere Male gingen große und verheerende Brände vom direkt benachbarten Aumerbräu aus. Die Bezeichnung "Brandstatt" hinter der Kirche weist noch heute darauf hin.
Pläne für einen weiteren Kirchenneubau gab es schon Mitte der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts, doch der Krieg brachte alles lange Zeit zum erliegen. Mainburg erlitt zwar keine Bombenzerstörungen, aber die Menschen hatten anderes im Sinn als einen Kirchenneubau.
Doch nach dem zweiten Weltkrieg wurde die bestehende Kirche endgültige zu klein. Die Bevölkerungszahl war von knapp 4.000 auf deutllich über 5.000 Personen angewachsen, Flüchtlinge, Vertriebene und Verwandte aus bombenzerstörten Großstädten waren nach Mainburg gekommen.
Mitte der 50er Jahre dann wurde das daneben liegende Mädchenschulhaus aufgekauft und abgerissen, der Kirchenneubau zum Markplatz hin geplant – und damit nicht mehr geostet wie alle früheren Kirchen.
Die Pläne stammten vom Regensburger Architekten Hans Beckers, führend in seiner Zeit. Die 15. seiner über 30 Kirchenbauten war auch die letzte vor dem II. Vatikanischen Konzil. Doch die umfassenden Neuerungen wurden bereits umgesetzt, ein Altar zu den Gläubigen hin ausgerichtet.
Die Mainburger waren größtenteils traurig über den Abriss ihrer geliebten und gewohnten Kirche, die zwar auch erst von 1866 stammte, aber viel älter und gefälliger wirkte. Man ging nicht zimperlich vor, manches Kunstwerk verschwand, wenige Monate nach dem Abriss wurde schon der Grundstein für den Neubau gelegt.
Es entstand eine spektakulär moderne und dennoch anheimelnde Kirche, die man bis heute nicht in einem niederbayrischen Städtchen vermuten würde. Aussen schlicht warten erst innen die Überraschung. Heinz Beckers hat bewusst an keinen der alten Stile angeknüpft, es entstand ein ganz neuer, eigener Stil. Die Farben wirken fast wie aus einer Milchbar der 50er Jahre, die Akkustik ist bestens. Ein schlichter Steinaltar, 20 Tonnen schwer, zeigt Szenen aus dem letzten Abendmahl.
Ganz besonders wirken die Glasarbeiten im Rosenfenster und in der Taufkapelle.
Und für die Mainburger, die sich bis heute nicht mit der Architektur, dem Licht und der Farbgebung anfreunden können, bietet die Stadt ja noch zwei weitere Kirchen, St. Salvator und St. Laurentius.
Gerade ist ein neuer kleiner Kirchenführer zu allen drei Kirchen Mainburgs erschienen. Erhältlich im Pfarrbüro
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