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Mehr Offenheit gewagt

(Pfaffenhofen, hr)

Vieles von dem, was die Ilmtalklink betrifft, wurde bislang hinter verschlossenen Türen verhandelt. Erstmals nun befasste sich der Kreisausschuss nur mit diesem einem Thema. Von der finanziellen Situation über das künftige medizinische Konzept bis hin zur geplanten Generalsanierung – ausführlich wurden alle diese Punkte diskutiert. Geschadet hat diese neue Offenheit sicherlich nicht.

Eines darf und muss man gleich einmal zu Beginn festhalten: Die Kreisräte und Kommunalpolitiker stehen zur Ilmtalklink. Dies zeigten nicht nur die relativ einhelligen Wortmeldungen, sondern insbesondere die Aussage von Geisenfelds Bürgermeister Christian Staudter: „Ich freue mich über die neue Strategie, dann das Krankenhaus (er bezog sich dabei explizit auf das Haus in Mainburg) ist für uns von großer Bedeutung.“ Es ist ein Vertrauensvorschuss, dem nun aber Taten folgen müssen.

Eines ist klar: Das kommunale Krankenhaus ist angeschlagen und steckt tief in den roten Zahlen. Auch 2017 schloss die Bilanz mit einem Minus von 4,9 Millionen Euro im operativen Geschäft ab. Mit den Ausgaben für Brandschutzsanierung – die sich auf 1,3 Millionen Euro beliefen – wurden es 6,37 Millionen Euro. „Wir hatten im abgelaufenen Geschäftsjahr zum Teil deutliche Leitungseinbußen“, so Geschäftsführer Christian Degen. Er räumte ein, dass die im Gutachten gesteckten Ziele nicht eingehalten werden konnten. Das Defizit lag letzten Endes eine halbe Million über den Zahlen von Ernst & Young.

Geschäftsführer Ingo Goldammer

Ist man damit auf dem Weg der Besserung? Wenn man die Zahlen für sich alleine betrachtet, würde man wohl zum Schluss kommen müssen, die Lage sei unverändert. Doch Gesundheitsversorgung alleine an wirtschaftlichen Zahlen festzumachen würde zu kurz greifen. Es geht auch um die Versorgung und darum, welche Leistungen in Mainburg und Pfaffenhofen in Zukunft angeboten werden. Eines steht dabei besonders im Fokus: den Standort Pfaffenhofen als Notfallstandort zu erhalten und noch weiter auszubauen. „Neben der Grund- und Regelversorgung soll dort eine Stroke Unit und eine Chest Pain Unit installiert werden. Auch das Thema Wirbelsäulenchirurgie soll künftig nicht mehr an beiden Häusern, sondern nur noch in der Kreisstadt angeboten werden.“

„In Mainburg setzen wir verstärkt auf planbare Eingriffe“, erklärt Geschäftsführer Ingo Goldammer. So rückt hier auch die Endoprothetik in den Vordergrund. „Hier wollen wir letzten Endes auch Patienten aus einem deutlich größeren Umfeld anziehen“, fügt Goldammer an. Eines machte er unmissverständlich deutlich: Dieses Konzept beinhaltet umfangreiche Sanierungsarbeiten am Krankenhaus Mainburg. Und genau in diesem Punkt hatte Albert Gürtner (FW) gewisse Zweifel: „Ist Kelheim in der Lage, dies zu stemmen?“ Zwar konnte Landrat Martin Wolf hier auf den erst kürzlich erfolgten Kreistagsbeschluss verweisen, ob aber damit die Generalsanierung gesichert ist, das vermochte er zu diesem Zeitpunkt selbst nicht zu sagen.

Grundsätzlich ist die Generalsanierung nicht nur in Mainburg, sondern auch in Pfaffenhofen ein Thema. Nachdem im vergangenen Jahr Pläne gezeigt wurden, man dann aber festgestellt hat, dass zum einen die Kosten im dreistelligen Millionenbereich liegen und Teile des Hauses nicht saniert würden, wurde das Projekt erst einmal auf Eis gelegt. Man geht zurück an den Zeichentisch. „Das Planungsbüro Hitzer hat uns empfohlen, auf Grundlage des neuen medizinischen Konzeptes einen Ideenwettbewerb zur alternativen Generalsanierung am Standort Pfaffenhofen durchzuführen“, erläuterte Goldammer. Mit einem Workshop im Aufsichtsrat will man nun starten, darauf aufbauend sollen Architekturbüros mit Variantenplanungen beauftragt werden. Ein Konzept soll es dann im Sommer diesen Jahres geben. Landrat Wolf warnte jedoch: Kosten von über 100 Millionen Euro seien zu viel. „Wir haben Hinweise von Ministeriumsseite bekommen, dass dies keine realistische Größe ist.“

Aufsichtsrat Reinhard Heinrich

Nichtsdestotrotz spielten gerade die Kosten in der Diskussion eine große Rolle. „Was zahlen wir, und vor allem: Wie werden wir als Kreisräte darüber künftig informiert?“, wollte Kerstin Schnapp von den Grünen wissen. Sie spielte mit ihrer Äußerung auch auf die eher schlechte Kommunikation in der Vergangenheit an. Ein eigener Ausschuss könnte aus ihrer Sicht Abhilfe schaffen. Doch mit ihrer Forderung nach einem eigens für das Krankenhaus zuständigen Gremium stand die Grüne ziemlich alleine. Während Manfred Russer (CSU) darauf verwies, dass dies aus rechtlichen Gründen nicht möglich sei, gab es vom Sozialdemokraten Martin Schmid den freundlichen Hinweis, doch einmal genauer in den Haushalt zu schauen.

Landrat Martin Wolf zeigte sich in diesem Punkt aufgeschlossener und betonte, dass man künftig eine andere Informationspolitik betreiben wolle. Einen weiteren Ausschuss sah er aber aufgrund des Abstimmungsprozesses ebenfalls kritisch. Wie also letztlich künftig über die Klinik informiert werden soll, ist offen. Jedoch stellte Wolf klar, man wolle hier für die Zukunft eine andere Politik – und müsse auch die Fehler der Vergangenheit aufarbeiten.
 

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