Fichte bleibt rentabel
(Hettenshausen, rt)Hermann Müller, Vorsitzender der Pfaffenhofener Waldbesitzservereinigung.
Weiterhin beschäftigen vor allem Borkenkäfer die hiesigen Waldbesitzer, dies wurde auf der Jahreshauptversammlung der Pfaffenhofener Waldbesitzervereinigung im mit Waldbauern vollbesetzten Saal des Hettenshausener Gasthofs Schrätzenstaller deutlich. Als Gastreferent war ein Forstwissenschaftler eingeladen, der sich vor allem aus ökonomischer Hinsicht durchaus kritisch zum Laubholz-Umbau der Wälder äußerte.
„2017 war ein ereignisreiches Jahr“, fasste Hermann Müller, der Vorsitzende der Pfaffenhofener Waldbesitzervereinigung eingangs seines Berichtes bei der jüngsten Jahreshauptversammlung im Gasthof Schrätzenstaller zusammen. Insbesondere die Schäden durch die Borkenkäfer seien mit einem Höhepunkt im August beträchtlich gewesen. „Wöchentlich wurden da knapp 2.000 Festmeter (Anm. d. Red.: deswegen geschlagenes) Holz gemeldet.“ Wenn das so weitergehe, habe man in einigen Jahren hier keine Fichten mehr. Ungünstig wirkten sich überdies die flachgründigen Böden aus, so Müller. Es gebe jedoch Waldbesitzer, „die sich mit der Käferproblematik nicht auskennen; Insektizid ins Bohrloch einsprühen – das bringt nichts!“ Da sei die Motorsäge gefragt.
Wichtig sei es überdies, das gefällte Käferholz aufzuräumen: „Es muss so schnell wie möglich raus aus dem Wald.“ Und zwar mindestens mit einem Abstand von mindestens 500 Metern zum Bestand. Der Hauptlagerplatz in Reichertshausen erfülle diese Voraussetzung allerdings nicht. Zudem habe voriges Jahr ein weiteres Problem bestanden, da die Großsägewerke in der Ferienzeit einen Aufnahmestopp verhängt hätten. Obgleich der Sturm Kolle, dem selbst so manche Eiche und Buche nicht standhalten konnte, sich in der hiesigen Region nur in Einzel-Baumwürfen ausgewirkt habe, hätten die Sägewerke das damalige Überangebot durch Windwürfe zum Preisdruck genutzt. „Momentan läuft es aber wieder gut, die Preise sind raufgegangen“, erklärte Müller. Vor dem Hintergrund des Klimawandels stelle sich die Frage, was in Zukunft zu tun sei. Es laufe auf den Anbau von Laubholz und Weißtanne schon wegen der höheren staatlichen Förderungen hinaus. Doch auch für dieses Holz müsse ein Bedarf da sein.
Die Hoffnung sei etwa der Bausektor mit Buchen-Brettschichtträgern. Bedenken müsse man aber, dass eine Buche im Wald den Platz von fünf Fichten benötige. Die Frage sei alsn nicht nur, welche Baumarten dem Klimawandel standhielten, sonder auch, was die Bäume später einbrächten: „Wir müssen auch Geld verdienen.“ Würden aus den Waldbauern hingegen nur noch Landschaftspfleger, dann sei der Staat in der Pflicht, dies auch zu finanzieren. Nach dem Kassenbericht, der nach Einnahmen und Ausgaben von rund jeweils 5,2 Millionen Euro und Ausgaben einen Gewinn von etwas über 77.000 Euro auswies, wurde der Vorstand einstimmig entlastet.
Benjamin Scharnagl (r.) verlässt als Förster das AELF Pfaffenhofen zum 1. März und wurde deshalb von Hermann Müller als Vorsitzender der Pfaffenhofener Waldbesitzervereinigung mit einem Geschenkkorb verabschiedet. Hermann Müller, der Vorsitzende der Pfaffenhofener Waldbesitzervereinigung. Scharnagl war bislang zuständig für das Forstrevier Hög und damit für die Gemeinden Baar-Ebenhausen, Ernsgaden, Geisenfeld, Manching, Münchsmünster, Reichertshofen, Vohburg und Wolnzach. Fotos: Raths
Jagdrecht an Grund und Boden gebunden
Behördenleiter Josef Konrad vom Pfaffenhofener Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) mahnte die Aufgabe an, alles in die Wege zu leiten, dass Kalamitäten „nicht solche Schäden anrichten können.“ Waldbau sei durch den Klimawandel zu einer besonders wichtigen Zukunftsaufgabe geworden. Zielvorgabe sei es in Bayern, jährlich 10.000 Hektar Wald entsprechend umzubauen. Zuversichtlich zeigte sich der AELF-Chef, dass dabei Laubbäume eine wesentliche Rolle spielen werden. Es sei aber dazu auch noch viel Forschung, etwa im Automobilbau, notwendig.
Als Kreisobmann im Bayerischen Bauernverband Pfaffenhofen propagierte Manfred König den Grundsatz „Wald vor Wild“, wonach eine Verjüngung auch ohne besondere Schutz vor Wildverbiss aufwachsen können müsse. Darüber hinaus erinnerte er daran, dass das Jagdrecht an Grund und Boden gebunden und dies immer wieder erneut zu verteidigen sei.
„Mischbestände gewinnen“, so Andreas Hahn, AELF-Bereichsleiter Forsten: Sie senkten Risiken und stabilisierten Erträge, seien ökologisch und finanziell im Vorteil. Hindernisse sieht der Forstfachmann in fehlenden Samenbäumen und im Wildverbiss.
Professor Thomas Knoke von der Technischen Universität München, Fachgebiet für Waldinventur und nachhaltige Nutzung.
Mit dem Thema „Gewinnorientierte Forstwirtschaft in Zeiten des Klimawandels“ stieß Professor Thomas Knoke von der Technischen Universität München, Fachgebiet für Waldinventur und nachhaltige Nutzung, auf großes Interesse bei den rund 200 Waldbauern im Schrätzenstaller-Saal. Er kam in seinem Fachvortrag zu dem Schluss, dass der Umbau des Waldes in Richtung klimastabiles Laubholz langfristig negative ökonomische Konsequenzen mit oder ohne Klimawandel hat. Die Diversifikation mit Nadelholz (Douglasie, Tanne) und (etwa 20 Prozent) Laubholz bietet sich für ökonomisch orientierte Waldbesitzer an. Experimente mit weiteren Nadelholzarten (etwa der Libanon-Zeder) sieht Knoke als dringend erforderlich an. „Naturschutzkonzepte helfen den privaten Waldbesitzern nur, wenn sie fair bezahlt werden.“ Öffentliche Forstbetriebe stehen seiner Ansicht nach in der Pflicht, die Naturschutzkosten angemessen auszuweisen.
Fichte weiterhin gefragt
Die beiden Geschäftsführer der Pfaffenhofener Waldbesitzervereinigung, David Hauser und Mathias Ritzer berichteten von weiter steigenden Mitgliederzahlen, am 31. Dezember seien es 2.151 (davon 662 vermarktende mit 53.219 Festmeter Stamm-Nadelhoilz und 289 Festmeter Stamm-Laiubholz sowie 2.925 Raummeter UPM-Papierholz ) mit einer Fläche von 11.342 Hektar gewesen. Insgesamt kümmere man sich um 98 Waldpflegeverträge mit einer Fläche von rund 651 Hektar. „Die kleinste Fläche ist 10 x 20 Meter groß und durch sie führt ein vier Meter breiter Weg“, sagte Hauser durchaus amüsiert. Mit 45.741 Festmetern (85,95 Prozent) machen Fichten den Hauptteil der vermarkteten Stammholz-Baumarten aus, gefolgt von Kiefer, Lärche, Tanne und Douglasie ( 0,03 Prozent); nur 300 Festmeter Laubholz wurden dagegen umgeschnitten. Die Nachfrage nach Fichtenrundholz sei sehr gut und es erziele Preise von 88 Euro je Festmeter in der Qualität 2b+ BC.
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