Es besteht Handlungsbedarf
(Mainburg, sh)Durch die Altstadtsanierung und Stellplatzablösen sind in Mainburg über 700 Parkplätze verloren gegangen. Ein Defizit, das die Stadt als Wirtschaftszentrum im ländlichen Raum natürlich zu spüren bekommt. Im Gespräch mit Johannes Beck, Vorstand der Werbegemeinschaft, erfuhren wir mehr darüber, wo es in Sachen Infrastruktur und Parkplätzen noch hakt und was die Stadt unternehmen kann.
Herr Beck, was tun Stellplätze allgemein für die Attraktivität einer Stadt?
Stellplätze sind eine Grundvoraussetzung im ländlichen Raum. Ausreichend vorhandene Parkplätze sorgen dafür, dass überhaupt Frequenz stattfindet. Sie sind eine unabdingbare Alternative zu Mitteln des öffentlichen Nahverkehrs wie S-Bahn, U-Bahn bzw. überregionale Zugverbindungen, die wir in Mainburg schlichtweg nicht haben und auch in Zukunft nicht haben werden. Wir müssen dementsprechend, wie der ländliche Raum nun mal aufgestellt ist, nach Lösungen suchen.
Schreckt das Besucher nicht eher von einem Aufenthalt ab, wenn sie in eine Stadt kommen, die voller Autos ist?
Eine Dauerzuparkung ist sicher nicht sinnvoll. Ziel sollte vielmehr ein reges Kommen und Gehen sein, denn dies zeugt von Frequenz. Mit anderen Worten muss es ein „einzelhandelsgerechtes und besucherfreundliches Parken“ sein. Die Kunden brauchen ausreichend Parkplätze um ihre Erledigungen zu tätigen. Gibt es keine oder zu wenig, schwächt dies nicht nur den Einzelhandel sondern auch Besucherströme.
Wo liegt Ihrer Meinung nach die Grundproblematik in der Stadt Mainburg?
Dass Defizite in der Infrastruktur da sind, geht aus der stadteigenen Altstadtsanierungsstudie aus dem Jahre 1986 und der Verkehrsuntersuchung „Innenstadt“ vom 15.01.2015 deutlich hervor*. Entsprechende Handlungsanleitungen sind darin enthalten. Des Weiteren gilt laut Fachleuten der Grundsatz: „Die Infrastruktur sollte immer dem zukünftigen Bedarf vorauseilen und nicht hinterherhinken“. Umso wichtiger ist in Mainburg die Infrastruktur - dazu zählt auch das Parkplatzreservoir – der künftigen Bedarfslage vorzuhalten. Weiterhin sind nahezu keine zentrumsnahen Parkmöglichkeiten für Reisebusse vorhanden. Diese Sache zu vertiefen würde allerdings den Rahmen sprengen. Damit könnten sich ganze Arbeitskreise aufhalten.
* Anmerkung der Red.: Einige zentrale Straßen in der Innenstadt weisen, der Verkehrsuntersuchung nach zu entnehmen, zu gering bemessene Parkplätze auf (v.a. Liebfrauenstraße, Poststraße, Gablesbergerstraße). Als problematisch bewertet wird das ungenügende Angebot an Stellplätzen für Kurzzeitparker, an Bankautomaten, Postfilialen, Bäckereien und Metzgereien.
Es besteht also dringend Handlungsbedarf. Wie könnte denn eine tragfähige Lösung aussehen?
Unterschiedlichste Lösungskonzepte gibt es in Klein- wie Großstädten bereits. Die Werbegemeinschaft hat in ihrem Bürgerantrag die Vorschläge des Herrn Dr. Stegerer, Fachmann für Stadtentwicklung im Bezirk KEH/Oberpfalz, aufgegriffen. Die Mainburger brachten ihre Zustimmung zu diesem Antrag mit mehr als 1600 Stimmen zum Ausdruck. Der Antrag ist aktueller denn je! Ergebnisse in Sachen Stadtentwicklung liegen bis heute nicht vor. Im Gegensatz zum Bereich Stadtmarketing, was lediglich die gezielte Kommunikation der Stadt nach außen ist. Zur Thematik laden wir laufend den Bürgermeister und die Stadtentwicklerin ein, am unmittelbaren Dialog zu Sachthemen in der Innenstadt teilzunehmen. Sprich Unternehmerrunden, Jahreshauptversammlungen und nicht zu vergessen der Vortrag „Vitale Innenstädte“ mit Dr. Markus Preißner, bei dem beide nicht anwesend waren. Es braucht ein schlüssiges Gesamtkonzept, das alle Einzelthemen zur Innenstadt berücksichtigt. Das ist der Komplexität des Themas geschuldet. Am 4. Mai findet im Bürgersaal Rottenburg ein Fachforum zur „Stadtbauförderung und Ländlichen Entwicklung statt“ mit der Frage „Welches Programm unterstützt meine Kommune bei der strategischen Ortsentwicklung?“. Die Werbegemeinschaft hofft, dass die Stadtväter oder auch die Stadtentwicklerin gute Anregungen daraus mitnehmen. Ich wünsche mir mehr zielgerichtete, sachneutrale Kompetenz in dieser Sache!
Vielen Dank für das Gespräch! Das Interview führte Simone Huber.
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