Wenn große Politik gespielt wird
(Pfaffenhofen, Ein Kommentar von Harald Regler)Foto:Pixabay
Eigentlich war schon im Kreisausschuss alles zum Antrag der SPD hinsichtlich des Einsatzes von Glyphosat gesagt. Einstimmig wurde der Vorschlag der Verwaltung durchgewunken auf den kreiseigenen Flächen auf Pflanzenschutz zu verzichten und Projekte, die die Artenvielfalt steigern zu fördern. Trotzdem wurde in der folgenden Kreistagssitzung noch einmal „große Politik“ gespielt.
Die Situation war skurrile. Irgendwie wollten die Kreisräte am Ende alle hinter der heimischen Landwirtschaft stehen. Zuvor jedoch flogen wegen 0,25 Prozent der Landkreisfläche, wie Manfred Russer (CSU) darlegte, die Fetzen. Eigentlich ist es eine Diskussion, die im Kreistag - zumindest in dieser Form – wenig zu suchen hatte. Der Einsatz von Glyphosat ist traditionell ein Thema der EU-Agrarpolitik. Vielleicht schienen einige Politiker genau deswegen für die anstehenden Wahlen zum EU-Parlament ihren Hut in den Ring werfen zu wollen.
Am Anfang stand das sicher hehre Ziel der SPD, auf den Landkreisflächen auf den Einsatz dieses Mittels zu verzichten. Einem Ansinnen, dem man ohne größere Diskussion hätte folgen können, schließlich wird das berühmte „Round-up“ ohnehin nicht mehr verwendet. „Auf keiner der landkreiseigenen Flächen wird Pflanzenschutzmittel eingesetzt“, so Rudi Engelhardt (CSU). Das wäre es gewesen.
Doch die Diskussion war damit noch lange nicht beendet – im Gegenteil sie stand gerade erst am Anfang. Während der Landtagsabgeordnete Karl Straub (CSU) eine Lanze für die Landwirte brach und Äußerungen wie „Giftmischer“ stark verurteilte, hielt Thomas Herker (SPD) ein Plä-doyer für die Biodiversität und sprach davon, dass das System in dem die Landwirte gefangen sind, keine Zukunft mehr hat. Damit war die politische Grundsatzdiskussion um des Kaisers Bart eröffnet.
Während Reinhard Haiplik (ÖDP) sich einen glyphosatfreien Landkreis statt weiterer Gewerbe-flächen wünschte, hielt im Josef Finkenzeller (FW) entgegen, dass sich wohl kaum jemand in-tensiv und objektiv mit dem Thema auseinandergesetzt hätte. „Man muss richtig diskutieren und nicht auf einer Ebene, die an der Realität vorbeigeht!“ Als Martin Schmid dem stellvertretenden Landrat prompt ein Glas Glyphosat anbot und in einem freudschen Versprecher betonte, dass „Landräte keine Giftspritzer sind“, war klar: Es ist Wahlkampf.
Dass dabei ein ganzer Berufszweig diskreditiert wurde, das ging selbst Landrat Martin Wolf zu weit. „Wenn wir diese Botschaft, dass es ein Beruf ohne Zukunft ist, nach außen senden, dann wird niemand mehr in der Landwirtschaft arbeiten wollen“, erklärte er.
Trotz der augenscheinlichen Differenzen wollten am Ende alle auf der Seite der Bauern stehen. Fazit: Auch ohne den SPD-Kreisrat Markus Käser, der den Antrag eingebracht hatte, kann der Kreistag diskutieren, und zwar um des Kaisers Bart.
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