hallertau.info News

Den Klimawandel im G‘nack

(Wolnzach, hr)

 Florian Mergler ist Förster aus Leidenschaft. Der Blick in die Zukunft gehört für ihn dabei ebenso zum täglichen Arbeitstag, wie die Herausforderungen des Klimawandels.

Förster ist schon ein besonderer Beruf. Während man in anderen Bereichen recht schnell der eigenen Hände Arbeit sieht, dauert es in seinem Fall oft Jahrzehnte, bis das Getane Früchte trägt. „Wir müssen in anderen zeitlichen Dimensionen denken“, erklärt Mergler gerade heraus. Den Wald, den er heute vorfindet, den haben seine Vorgänger angelegt. Schon damals hatte man für die Zukunft geplant. Heute bekommt all das mit der Erderwärmung und den extremeren Wetterlagen eine neue Dimension.

 

Wissenschaft geht jetzt schon von zwei Grad Erwärmung aus

Das Bundesamt für Umwelt schreibt: „Die Klimadaten für das vergangene Jahrhundert lassen auf einen Klimawandel in Form einer weltweiten Erwärmung um mehr als zwei Grad Celsius schließen.“ Auch die Ursachen werden deutlich benannt. „Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass die derzeit beobachteten Klimaveränderungen zum größten Teil durch menschliche Aktivitäten verursacht werden, insbesondere durch die Nutzung fossiler Brennstoffe.“Die Auswirkungen spürt man schon heute: Anstieg der Temperaturen, Veränderungen in der Niederschlagsverteilung und das vermehrte Auftreten von Extremereignissen sind erste Vorboten der Veränderung.

„Der Wald hat ein viel größeres Problem, dem Klimawandel zu begegnen als beispielsweise die Feldfrüchte“, erklärt Mergler. Während die Landwirte innerhalb eines Jahres Getreide, Mais und Hopfen anbauen, ernten und teilweise auch auf hitzeresistente Sorten zurückgreifen können, wachsen Fichten, Buchen, Lärchen über viele Jahrzehnte. Sie sind somit dem Klimawandel in einem völlig anderen Ausmaß ausgesetzt.

 

 

Hauptarbeitszeiten im Forst verlagern sich

 

Wohl kaum einer – zumindest niemand, der einen eigenen Wald besitzt, – würde sich hierzulande noch der Meinung des US-Präsidenten Trump anschließen und behaupten, der Klimawandel sei eine Erfindung der Wissenschaft. Dafür hat sich in den vergangenen Jahren zu viel verändert.

Eigentlich ist der Winter die Hauptarbeitszeit im Forst. Wenn der Boden gefroren ist, können Bäume gefällt und Stämme abtransportiert werden, ohne dass er zu sehr in Mitleidenschaft gezogen wird. Immer öfter müssen diese Arbeiten jedoch im Sommer durchgeführt werden, erklärt Mergler. Der Grund ist einfach zu nennen: Da in den Wintermonaten der Frost oft ausbleibt, ist der Boden zu weich, als dass die Waldarbeiter dort mit schwerem Gerät arbeiten könnten.

 

 

Die klassische Fichte hat ausgedient

 

Und das ist bei Weitem nicht die einzige Herausforderung für Mergler und seine Kollegen. Ihre Aufgabe ist es, den Wald für die Zukunft fit zu machen. Kein leichtes Unterfangen. Im Wolnzacher Gemeindewald erklärt Mergler die Situation. Erst kürzlich sind hier zahlreiche Bäume gefällt worden. Bald muss die Fläche neu bepflanzt werden. Einfach die klassische Fichte zu pflanzen, kommt nicht infrage. „Sie würden das angestrebte Zielalter von 80 bis 100 Jahren kaum erreichen“, führt der Förster aus.

Vor allem die zunehmende Trockenheit macht der Baumart zu schaffen. Und diese begünstigt Schädlinge, wie den Brokenkäfer. Da sich diese in den kommenden Jahrzehnten noch verstärken wird, muss schon jetzt in die Zukunft gedacht werden. „Wir müssen Arten pflanzen, die mit längeren Trockenperioden und sich ändernden Bedingungen besser zurechtkommen.“

 

 

Ein bisschen wirkt das für Außenstehende, wie der Blick in die berühmte Glaskugel – vor allem wenn es darum geht, die richtigen Bäume zu pflanzen. Doch wie der Förster erläutert, ist er hier nicht alleine auf weiter Flur. Mit Unterstützung der Wissenschaft begegnet man dieser Herausforderung. „In unseren Plänen ist bereits heute eine Erwärmung von zwei Grad eingerechnet. So können wir gezielt Baumarten auswählen, die mit den geänderten Bedingungen besser zurechtkommen“, so Mergler

 

Eines machen seine Aussagen rund um das Thema Erderwärmung deutlich: Um den Lebensraum Wald für kommende Generationen zu erhalten, braucht es einen Förster, braucht es Eingriffe. Somit gehört das Fällen von Bäumen für ihn genauso zum Arbeitsalltag, wie das sie Pflanzen. Es der Förster der letztlich dafür sorgt, dass auf kommende Generationen den Wald noch als das kennenlernen, was er heute ist: ein Ort der Artenvielfalt.


 

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.